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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Fohlen.
    Er griff in die Schachtel mit deutschen Pralinen - russisches Konfekt war wirklich unsäglich - und drückte eine Praline an ihre Lippen. Sie schüttelte den Kopf. Er zuckte mit den Schultern, stopfte sie sich selbst in den Mund. »Ohne dich würde ich durchdrehen, glaube ich«, sagte er. »Vor Langeweile durchdrehen. Es gibt nichts Schlimmeres als Langeweile, findest du nicht auch?«
    Aber Lana erwiderte seinen Blick nicht. Sie wirkte noch immer geistesabwesend. Um ihre Lippen spielte ein seltsames Lächeln. Er wusste nie, was sie dachte, aber das war in Ordnung. Er mochte Frauen mit geistiger Tiefe.
    Sie würde ein ausgezeichnetes Beutestück abgeben, das er nach Berlin mitnehmen wollte, sobald diese ganzen Unannehmlichkeiten überstanden waren.
    WASHINGTON
    Der Präsident bestand immer darauf, die Drinks für sich und seine Besucher selbst zu mixen. An diesem Abend war es ein abscheuliches Gemisch aus Grapefruitsaft, Gin und Rum, aber Alfred Corcoran tat so, als schmecke es ihm.
    Sie saßen in dem Raum, der dem Präsidenten im ganzen Weißen Haus am liebsten war: im Arbeitszimmer im ersten Stock, einem behaglichen, gemütlichen Raum mit hohen Bücherschränken aus Mahagoni, Ledersofas, Schiffsmodellen und Marinestichen. Hier las er, ordnete seine Briefmarkensammlung, spielte Poker und empfing seine wichtigsten Besucher. Roosevelt saß in seinem hochlehnigen roten Ledersessel. Wie bei jeder Begegnung mit seinem alten Freund staunte Corcoran darüber, wie athletisch Franklin gebaut war. Er hatte die Schultern und Arme eines Ringers, und wenn man seine von Kinderlähmung verkrüppelten Beine nicht sah, hätte man glauben können, der Präsident sei viel größer, als er tatsächlich war.
    Roosevelt nahm einen Schluck von seinem Drink und verzog das Gesicht. »Warum zum Teufel haben Sie mir nicht gesagt, wie scheußlich das schmeckt?«
    »Ich bin wirklich kein großer Rumtrinker«, sagte Corcoran höflich.
    »Sie lassen sich nicht gern in die Karten sehen, Corky, alter Junge. Also, was ist in Paris passiert?«
    »Ein paar sehr gute Agenten sind verbrannt.«
    »Sie sind umgekommen, meinen Sie. Gestapo?«
    »Wir tippen auf den SS-Sicherheitsdienst. Offenbar hat's irgendwo eine undichte Stelle gegeben.«
    »Der eine Mann, der entkommen ist - weiß er, weshalb Sie ihn nach Moskau geschickt haben?«
    »Natürlich nicht. Die Wahrheit muss in abgemessenen Mengen dekantiert werden. Und wie ein guter Bordeaux darf sie niemals vorzeitig serviert werden.«
    »Sie glauben, dass er nicht hingeflogen wäre, wenn er's gewusst hätte?«
    »Das stimmt nicht ganz. Ich glaube, er würde nicht tun, was getan werden muss - jedenfalls weniger effektiv.«
    »Aber sind Sie sich sicher, dass er's schaffen kann?«
    Corcoran zögerte. »Ob ich mir sicher bin? Nein, Mr President, ich bin mir nicht sicher.«
    Roosevelt musterte ihn prüfend. Seine Augen waren durchdringend blau. »Soll das heißen, dass er nicht der beste Mann für diesen Job ist?«
    »Er ist der einzige Mann für diesen Job.«
    »Von diesem einen Agenten hängt sehr viel ab. Bei weitem zu viel, würde ich sagen.« Der Präsident nahm seine Zigarettenspitze aus Perlmutt zwischen die Zähne und riss ein Streichholz an. »Großbritannien befindet sich in kritischer Lage. Ich weiß nicht, wie lange es den Luftangriffen der Nazis noch standhalten kann. Das Parlamentsgebäude ist praktisch zerstört; Coventry und Birmingham sind dem Erdboden gleichgemacht. Bisher haben die Engländer die Luftwaffe zurückschlagen können, aber wer weiß, wie lange sie das noch schaffen. Und sie stehen kurz vor dem Bankrott - sie können das viele bei uns bestellte Kriegsmaterial, das sie dringend brauchen, um die Nazis abzuwehren, nicht bezahlen. Der Kongress würde einer Lieferung auf Kredit nie zustimmen. Und dazu kommen all die Eiferer mit der Parole >America first!<, die mir vorwerfen, unser Land in den Krieg führen zu wollen.« Er zog an der Zigarettenspitze; das Ende seiner Zigarette leuchtete wie eine untergehende Sonne auf.
    »Wir sind nicht in der Verfassung, um diesen zu Krieg führen«, warf Corcoran ein.
    Roosevelt nickte ernst. »Das ist weiß Gott wahr. Wir haben noch nicht mit der Aufrüstung angefangen. Tatsache ist jedoch, dass Großbritannien ohne unsere Hilfe binnen weniger Monate erledigt ist. Und wenn Hitler England besiegt, sind wir alle gefährdet. Und es gibt noch etwas anderes.« Der Präsident nahm einen dünnen Ordner vom Beistelltisch neben sich und hielt ihn

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