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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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rückwärtigen Teil der Hotelhalle nebeneinander - weit genug von den NKWD-Agenten entfernt, um nicht belauscht werden zu können.
    Roger sprach leise und schnell. »In geschlossenen Räumen funktioniert dein Sender nicht, also brauchen wir einen möglichst einsamen Ort im Freien. Und er sollte gute Deckung bieten. Erzähl mir, wie dein heutiger Terminplan aussieht, dann lasse ich mir was einfallen.«
    »In der Datscha der amerikanischen Botschaft in den Wäldern südwestlich von hier findet eine Party statt«, sagte Metcalfe.
    »Corky hat mir davon erzählt - sein Mann in Moskau lädt mich dazu ein.«
    »Ausgezeichnet! Das kommt wie gerufen. Aber wie soll ich mich in dieser verdammten Stadt ohne Auto bewegen? Es gibt keine Taxis, und ich spreche nicht gut genug Russisch, um mit der Straßenbahn fahren zu können. Ich meine, ich soll dein Fahrer sein, verdammt noch mal, und dann bekomme ich nicht mal einen Wagen!«
    »Wir bekommen einen Wagen«, versicherte Metcalfe ihm.
    »Klar, einen mit Fahrer, der dann Begleiter und Aufpasser und Gefängniswärter in einem ist.«
    »Hast du's schon in der englischen Botschaft versucht?«
    Roger nickte. »Nichts zu machen. Die Jungs haben selbst nicht genug Fahrzeuge.«
    »Dann versuche ich's in der amerikanischen Botschaft.«
    »Lass deine Beziehungen spielen. Fürs Erste ist's mir gelungen, eine uralte Harley-Davidson zu kaufen. Mein Russisch ist miserabel, aber es ist erstaunlich, wie weit man hier mit englischen Pfunden kommt. Außerdem habe ich Schneeschuhe und einen Kompass. Jetzt muss ich zusehen, wie ich an Flugbenzin rankomme. Wegen der strengen Rationierung ist das heutzutage nicht so einfach.«
    »Mit einer strategischen Bestechung müsste sich das regeln lassen.«
    »Aber erst, wenn man weiß, wer geschmiert werden muss«, sagte Roger. »Das erfordert eine Fahrt zum Flughafen. Dazu brauche ich deinen Stadtplan von Moskau - ich werde schwer zu tun haben. Und du? Hast du gestern Abend mit ihr Verbindung aufgenommen?«
    »Oh, das habe ich«, bestätigte Metcalfe fast wehmütig. Dann fügte er leise hinzu: »Aber auch ich werde schwer zu tun haben.«
    *
    Sobald Roger sich verabschiedet hatte, ging Metcalfe zum Frühstück ins Hotelrestaurant, wo er einen Platz an einem kleinen Tisch zugewiesen bekam, an dem bereits ein rundlicher Mann mit Stirnglatze und gerötetem Trinkergesicht saß. Der Mann, der einen scheußlichen karierten Tweedanzug trug, schüttelte Metcalfe die Hand. »Ted Bishop«, sagte er auf Englisch, weil er ihn offenbar sofort als westlichen Ausländer erkannte. »Moskaukorrespondent des Manchester Guardian.« Bishop sprach mit Cockney-Akzent.
    Metcalfe stellte sich mit seinem richtigen Namen vor. Er sah, dass in dem spärlich beleuchteten Restaurant viele Tische frei waren, aber dieses System war in allen sowjetischen Hotels eingeführt. Ausländische Gäste, vor allem solche mit gleicher Sprache, wurden grundsätzlich zusammengesetzt. Vermutlich waren sie zusammengepfercht leichter zu überwachen.
    »Sind Sie auch Journalist?«, fragte Bishop.
    Metcalfe schüttelte den Kopf. »Ich bin geschäftlich in Moskau.«
    Bishop nickte, während er einen Klumpen Zucker in seinem Glas mit heißem Tee verrührte. Sein Gesichtausdruck veränderte sich, als ihm etwas einfiel. »Metcalfe Industries«, sagte er. »Irgendeine Beziehung?«
    Metcalfe war beeindruckt. Dieser Name war nicht jedem geläufig. »Ich bin einer der Inhaber.«
    Bishop zog die Augenbrauen hoch.
    »Aber tun Sie mir einen Gefallen, ja?«, sagte Metcalfe. »Ich möchte nicht, dass mein Moskaubesuch bekannt wird, deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Namen aus Ihren Berichten raushalten würden .«
    »Natürlich.« Bishops Augen glänzten vor Vergnügen darüber, dass er ein Geheimnis zu bewahren hatte. Auch wenn Metcalfe im Umgang mit einem Journalisten vorsichtig sein musste, war Bishop ein Mann, den er sich warmhalten musste, denn er musste hier nützliche Kontakte haben.
    »Ich will nur hoffen, dass Sie nicht zu hungrig sind«, sagte Bishop.
    »Zu hungrig? Warum?«
    »Wie Sie sehen, will der Zucker sich nicht im Tee auflösen. Ich warte hier schon so lange, dass mein Tee kalt geworden ist. So ist's jeden Morgen. Der Service ist so langsam, dass man glaubt, die Eier müssten erst gelegt werden. Kommt das Frühstück endlich, besteht es aus ein paar Scheiben Schwarzbrot, einem Stück Butter und einem kümmerlichen Ei. Und versuchen Sie nicht, es so zu bestellen, wie Sie es mögen. Sie

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