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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bekommen Ihr Ei so, wie sie es mögen - und das hängt davon ab, wie Olga draußen in der Küche an diesem Tag gerade aufgelegt ist.«
    »Im Augenblick wäre ich mit Sägemehl zufrieden.«
    »Und das bekommen Sie auch«, sagte Bishop glucksend lachend. Sein ganzer Bauch bebte, und sein Doppelkinn schwabbelte. »Lassen Sie sich warnen: Essen Sie nichts Püriertes. Das strecken sie gern mit Sägemehl. Ich sage Ihnen, was die Russkis mit Würstchen und Kartoffelbrei anstellen ... das würde man keinen verhungernden Termiten vorsetzen wollen.« Er senkte die Stimme. »Und weil wir gerade bei Insekten sind: Mit Wanzen müssen Sie buchstäblich überall rechnen. Sie haben klitzekleine Mikrofone, die sie an allen möglichen und unmöglichen Orten verstecken. Ich möchte wetten, dass unser Empfangschef hier im Hotel eines im Hintern stecken hat. Nur so lässt sich sein Gesichtsausdruck erklären.«
    Metcalfe lachte verständnisvoll.
    »Russisches Essen ist garantiert die beste Schlankheitsdiät der Welt«, fuhr Bishop fort. »Seit ich hier bin, muss ich schon hundert Pfund abgenommen haben.«
    »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Vier Jahre, sieben Monate und dreizehn Tage.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Oh, und sechzehn Stunden. Aber wer zählt schon mit?«
    »Sie müssen Moskau inzwischen ziemlich gut kennen.«
    Er musterte Metcalfe prüfend. »Besser, als mir lieb ist, fürchte ich. Was möchten Sie denn wissen?«
    »Oh, nichts«, sagte Metcalfe leichthin. »Nichts Bestimmtes.« Fragen konnte er vielleicht später stellen, aber nicht gleich jetzt. Lass es mit diesem Kerl langsam angehen, dachte er. Schließlich ist er als Journalist dafür ausgebildet, die wahre Story zu erkennen, nachzufassen, die Lügen anderer zu enttarnen. Trotzdem empfand er aufrichtige Sympathie für den fleißigen englischen Journalisten. Er kannte diesen Typ: das Salz der Erde, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, außer Langeweile nichts auf der Welt fürchtend. Bishop kannte sich hier bestimmt aus.
    »Sie wissen, wo man am besten Geld wechselt? Tun Sie's in Ihrer Botschaft - dort bekommen Sie einen weit besseren Kurs als hier im Hotel.«
    Metcalfe nickte; er hatte bereits Geld am Hotelempfang getauscht.
    »Wenn Sie auf der Suche nach empfehlenswerten Restaurants sind, kann ich Ihnen weiterhelfen, aber die Liste ist kurz und traurig. Appetit auf richtigen Apfelkuchen nach amerikanischer Art? Dann ist das Café National Ihre einzige Hoffnung. Im Argawi in der Gorkistraße gegenüber dem Telegrafenamt gibt's anständiges Schaschlik. Auch guten georgischen Cognac. Das Praga am Arbat-Platz ... nun, das Essen ist miserabel, aber dort spielt eine Zigeunerkapelle, die man gehört haben sollte. Und getanzt wird auch. Früher hat dort eine gute tschechische Jazzband gespielt, aber die ist 1937 wegen angeblicher Spionage ausgewiesen worden. Der wahre Grund war vermutlich, dass die russischen Jazzer im Vergleich mit ihr schlecht ausgesehen haben.
    Weil wir gerade von Spionen reden, Metcalfe: Ich weiß nicht, ob Sie schon mal hier waren, aber Sie sollten sich in Acht nehmen.«
    »Warum?«, fragte Metcalfe ausdruckslos, ohne sich seine aufsteigende Nervosität anmerken zu lassen.
    »Na ja, Sie brauchen sich nur umzusehen. Die CVJM-Jungs sind Ihnen aufgefallen, stimmt's?« Bishops Doppelkinn deutete in Richtung Hotelhalle.
    »CVJM?«
    »So nennen wir die NKWD-Leute. Schlägertypen. Zweitklassige Chargen. Sie interessieren sich sehr für Sie, wohin Sie auch gehen - seien Sie also vorsichtig bei Treffs mit Russen, denn diese Jungs beobachten Sie.«
    »Dann werden sie sich verdammt langweilen. Ich habe vor allem Termine im Handelsministerium. Bei denen dürften sie bald einschlafen.«
    »Oh, ich bezweifle nicht, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist, aber das genügt heutzutage nicht mehr. Laufen Verhandlungen nicht nach Wunsch, legen es die Roten oft darauf an, euch Kapitalisten etwas anzuhängen. Schon mal vom Fall des englischen Maschinenbauers Metro-Vickers gehört?«
    Das hatte Metcalfe. Die Firma Metropolitan-Vickers Electrical Company Ltd. hatte der Sowjetunion Kraftwerksausrüstungen geliefert. Ein Jahr vor seinem ersten Moskaubesuch war es in den britisch-sowjetischen Beziehungen zu einer Krise gekommen, weil zwei Mitarbeiter der Firma wegen Sabotage verhaftet worden waren.
    »Damals sind zwei Ingenieure von einem Moskauer Gericht zu zwei Jahren Haft verurteilt worden«, erinnerte Metcalfe sich, »weil von ihnen eingebaute Turbinen angeblich defekt

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