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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich die Mühe gemacht, seine Memoiren zu schreiben, und sich so einen Platz in der Geschichte gesichert. Rudolf, der sie fünf- oder sechsmal gelesen hatte, war der Überzeugung, seine Erinnerungen würden weit bedeutender als die seines Vorfahren sein. Schließlich war die Zeit, in der er lebte, weit bedeutender, weit interessanter.
    Nun, Moskau war ehrlich gesagt ziemlich öde, aber schon seine Versetzung nach Moskau war ruhmreich, daran musste er sich einfach immer wieder erinnern. Deutschland würde diesen Krieg bald gewinnen - das war unvermeidlich, denn das einzige Land, das vielleicht eine Chance gehabt hätte, Deutschland zu besiegen, war Russland, und Stalin verhielt sich demütig, fast unterwürfig. Nach dem Sieg wollte von Schüssler sich im stolzen Bewusstsein, dem Vaterland treu gedient zu haben, auf sein Schloss zurückziehen und mit seinen geliebten Trakehnern ins schöne deutsche Land ausfahren . Er würde seine Erinnerungen abschließen, stilistisch polieren und unter allgemeinem Beifall veröffentlichen.
    Und er würde sein Juwel, seinen Roten Mohn, das einzige Wesen, das ihm das trübselige Moskau erträglich machte, in die Heimat mitnehmen. Dafür würde er Dr. Hermann Behrends, einem weiteren alten Freund, ewig dankbar sein. Behrends - der sich jetzt mit dem Titel SS- Untersturmführer der Reserve (Waffen-SS) schmücken durfte - und er kannten sich aus ihrer gemeinsamen Studienzeit an der Universität Marburg. Beide hatten dort als Juristen promoviert; beide waren Mitglied einer schlagenden Verbindung gewesen. Behrends, der draufgängerischer veranlagt war als von Schüssler, trug seit damals stolz seine Schmisse zur Schau. Nach dem Studium hatten ihre Wege sich getrennt: Während von Schüssler in den diplomatischen Dienst gegangen war, war Behrends in Himmlers SS eingetreten. Aber sie waren in Verbindung geblieben, und Behrends hatte ihn ins Vertrauen gezogen, kurz bevor von Schüssler Berlin verlassen hatte. Er hatte ihm unter Freunden ein Geheimnis anvertraut, auf das er vor kurzem gestoßen war. Ein Geheimnis, von dem er annahm, sein alter Studienfreund werde es zu seinem Vorteil nutzen können.
    Behrends hatte ihm das Geheimnis erzählt, das Michail Baranow, den Helden der Oktoberrevolution, umgab.
    Und als von Schüssler bald nach seiner Ankunft in Moskau auf einer Abendgesellschaft in der deutschen Botschaft die Tochter des Alten kennen gelernt hatte . Nun, wie das alte deutsche Sprichwort lautete: >Den Gerechten hilft Gott.< Gute Dinge passierten guten Leuten. Abstammung hatte sich wieder einmal als entscheidend erwiesen, und diesmal war es nicht nur auf von Schüsslers Vorfahren, sondern auch auf die Abstammung der bildschönen Ballerina angekommen. Auf das Geheimnis ihres Vaters. »Die Väter haben saure Trauben gegessen, und die Zähne der Kinder sind empfindlich.« Wie wahr, wie wahr.
    Er hatte sie nicht erpresst ... Nein, nein, so durfte man die Sache nicht sehen. Das war nur ein Mittel gewesen, mit ihr ins Gespräch zu kommen, sich ihre Aufmerksamkeit zu sichern. Er wusste noch gut, wie sie blass geworden war, als er ihr in einem stillen Winkel des Ballsaals erzählt hatte, was er über ihren Vater wusste . Aber das lag alles schon weit zurück. Was sein Vater ihm erzählt hatte, war richtig eingetroffen: »Mars öffnet der Venus das Tor. Der erste Kuss kommt mit Gewalt. Der zweite mit Leidenschaft.«
    »Du bist heute Abend so schweigsam, mein Liebling«, sagte er.
    »Ich bin nur etwas müde«, antwortete die schöne Tänzerin. »Jeder Auftritt strengt an; das weißt du, Rudi.«
    »Aber das sieht dir gar nicht ähnlich«, stellte er fest. Er umfasste ihre Brüste, kniff sie leicht in die Brustwarzen. Sie verzog das Gesicht zu etwas, das anfangs wie ein schmerzliches Zusammenzucken aussah, bis von Schüssler es als wollüstige Regung erkannte. Er ließ seine andere Hand tiefer gleiten und begann sie zu streicheln. Sie schien dort unten nicht zu reagieren, aber das war normal: Dies war eine Frau, um die man sich bemühen musste, eine Festung, die gestürmt werden wollte. Sie war ganz sicher nicht die sexuell aktivste Frau, die er je gekannt hatte, aber jede Frau war anders. Sie brauchte nur etwas länger, um warm zu werden.
    Sie bedachte ihn mit einem glühenden Blick, aus dem Leidenschaft sprach, wie er wusste, obwohl man ihn aus einem bestimmten Blickwinkel fast für . unterdrückten Zorn hätte halten können. Aber nein, es war Leidenschaft. Sie war ein feuriges kleines

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