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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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würden einige Zeit brauchen, bis sie es erkundet hatten, denn in den drei und vier Stockwerke hohen Gebäuden gab es offenbar viele Zimmer.
    »Hallo? Ist da jemand?« Annes Stimme wurde von den Wänden ihres neuen Zuhauses zurückgeworfen.
    Niemand antwortete.
    Anne und Deborah sahen sich an. Beide unterdrückten ihre wahren Gefühle.
    »Nun gut. Wenn wir es heute Nacht warm haben wollen, gibt es noch viel zu tun. Wir können das Haus erst morgen richtig erforschen. Deborah, würdest du bitte zu den Männern gehen und Wat und Crispin bitten, die Ochsenkarren in den Hof zu schaffen? Ich öffne in der Zwischenzeit das große Tor, um alle hereinzulassen. Edward, bitte komm herunter. Es gibt Arbeit.«
    Ausnahmsweise gab es keine Widerworte von Edward. Er kletterte, eine Hand vor die andere setzend, am Baumstamm hinab, ließ sich in Annes Arme plumpsen und rannte dann hinter Deborah her. »Warte, Deborah, warte auf mich!«, rief er aufgeregt. Anne folgte ihnen zum großen Tor. Auf der Hofseite gab es kein Fallgatter, und die Torflügel ließen sich auch leicht entriegeln. Man musste nur den eisernen Querbalken, der armdick war und sich über beide Torflügel erstreckte, aus seiner Halterung stemmen und dann den riesigen Eisenring drehen, der das eigentliche Schloss betätigte. Anne hatte erwartet, dass die Torflügel schwer zu bewegen seien, aber als sie Schwung nahm, um den ersten aufzuziehen, war sie überrascht, wie leicht er sich bewegen ließ. Obwohl der Ort so verlassen wirkte, waren die Türangeln des Eingangstors von Herrard Great Hall gut geschmiert. Hatte das etwas zu bedeuten?
    Und dann war Anne de Bohun über sich selbst erstaunt, denn sie war glücklich, richtig glücklich, und das hatte sie schon sehr lange nicht mehr erlebt. Fragen und Zweifel waren etwas für den nächsten Tag. Jetzt stand sie im offenen Tor des Hauses ihrer Mutter, ihres Hauses, und winkte die Männer und die Ochsenkarren an sich vorbei in den Hof. Die Männer froren und waren müde, genau wie sie, aber wenn die Welt so vielversprechend aussah, fiel es nicht schwer, fröhlich zu sein.
    »Bring die Karren dorthin, Wat. Ich glaube, das sind Ställe. Wir laden nur ab, was wir heute noch brauchen. Bestimmt werden wir uns im Nu eingerichtet haben.«
    Auf jeder Seite des Gebäudes gab es mehrere große und kleine Türen. Anne zeigte auf die nächstliegende und eilte den Männern voran.
    Die Tür war nicht verschlossen und ließ sich ebenfalls leicht öffnen. Dahinter erstreckten sich mehrere ineinander übergehende Räume, die überwiegend leer waren bis auf ein paar Holzgestelle mit prall gefüllten, ordentlich zugenähten Säcken.
    »Lagerräume. Hervorragend. Sind das eigene Erzeugnisse? Wat, Ned, könntet ihr Deborah und den anderen helfen, die notwendigsten Sachen erst einmal hier hereinzuräumen? Ich werde mir mal die Küche ansehen.«
    Anne überließ es Deborah, das Abladen zu überwachen, die dabei von dem kleinen, aufgeregten Edward lautstark unterstützt wurde. Sie selbst ging von einem leeren Raum zum nächsten. In einem befand sich ein großer, steinerner Ausguss. Die Spülküche, dachte Anne. Dann wird die Küche nicht mehr weit weg sein. Ein gefliester Korridor führte sie zu einer weiteren Tür, die ungewöhnlich breit und mit Eisenstiften beschlagen war. Sie hob die Klinke an, drückte die Tür auf und fand, wonach sie gesucht hatte.
    Die Küche war sehr geräumig - viel größer als die Küche ihres Bauernhofs in Brügge und fast so groß wie die Küche im Blessing House in London. Drei Feueröffnungen säumten die eine Wand. Die kleinste war so gebaut, dass sie als Backofen diente, die beiden anderen waren so groß, dass man einen ganzen Ochsen darin hätte braten können. Anne zitterte. Die Küche war kalt und roch nach altem Rauch. Es war an der Zeit, wieder Leben und menschliche Geräusche in dieses leere Gemäuer zu bringen.
    »Es ist beinahe dunkel. Hier, nimm. Ich habe mir gedacht, für unseren Umzug ist es gerade recht.« Deborah hatte Licht gebracht - eine kostbare Wachskerze für Anne und eine Öllampe für sich selbst.
    »Deborah, ich glaube, wir sollten heute Nacht alle hier in der Küche bleiben. Wir können am Feuer schlafen, außerdem können alle hier essen, und es ist warm.« Annes Ziehmutter nickte, eilte geschäftig wieder hinaus und rief: »Wat, Crispin, Ned, meine Herrin möchte die Tischplatte hier drin in der Küche haben. Und wenn ihr schon dabei seid, bringt mir auch noch die große Truhe herein, dort

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