Der Triumph der Heilerin.indd
ebenso.«
»Clarence! Ich schwöre dir, wenn ich diesem Mann noch einmal begegne, dann werde ich ihn in Stücke reißen lassen und . «
Jacquetta blieb unbeeindruckt. »Das wäre das Dümmste, was du tun kannst. Edward braucht Clarence. Wenn der Herzog wieder zu deinem Gemahl zurückkehrt, wird er viele Männer mitbringen, die bisher Warwick unterstützt haben. Und diejenigen, die dann immer noch unschlüssig sind, werden sich eher zu unseren Gunsten entscheiden. Clarence sieht doch, was geschieht. Seine Hoffnung auf den Thron ist zerschlagen.«
Elizabeth starrte stumm ins Feuer und kaute an einem Finger. Jacquetta seufzte.
»Ach, Tochter, wir brauchen sie alle. Auch Clarence. Wenn Edward anlandet, dann ...«
»Falls Edward anlandet«, murmelte die Königin.
»Wenn der König zurückkommt, muss er das Land wieder zusammenbringen, muss die Fürsten und die Kriegsparteien einigen. Er ist der Einzige, der dazu in der Lage ist. Die Fürsten sind verunsichert. Sie wissen, dass der Waffenstillstand zwischen Warwick und Margaret von Anjou nicht von Dauer sein kann. Feindschaft, die so tief sitzt, kann nicht einfach verschwinden. Nein, glaube mir, sie warten ab. Sie werden Edward folgen, sobald er wieder im Land ist, und nicht Warwick und Margaret, allein schon wegen deines Sohnes. Denn mit ihm ist die Thronfolge gesichert. Und niemand will in Wirklichkeit die französische Königin zurückhaben. Sie haben alle viel zu viel Angst vor ihr.«
Elizabeth schauderte bei dem Wort »Königin«. »Aber Warwick hat seine Tochter mit ihrem Sohn verheiratet! Das weißt du doch. Vielleicht regiert eines Tages eine Anne Neville in diesem Land. Anne Neville!«
Jacquetta schüttelte den Kopf. »Wirklich, Elizabeth, ich habe dich doch nicht zu einem Kleingeist erzogen. Das ist eine reine Vernunftehe und bedeutet überhaupt nichts, wenn Edward zurückkommt. Das ist nicht einmal so viel wert.« Die Herzogin hielt einen Strang rote Stickseide hoch. »Teuer, dekorativ, aber letztendlich doch nur eine Stickerei, nichts wirklich Wertvolles. Du wirst schon sehen. Hab Vertrauen.«
Elizabeth beugte sich vor und stocherte wild im Feuer. Die Holzscheite fielen auseinander und drohten auf die Steinplatte vor dem Kamin zu rollen. Gerade noch rechtzeitig stieß die Königin sie mit dem Fuß zurück. Das Gesicht von der Anstrengung gerötet, ließ sie sich auf den Stuhl zurückplumpsen und starrte missmutig in die Flammen. Dann hellte sich ihr Gesicht auf.
»Ich frage mich, ob sie Anne de Bohun doch noch verbrannt haben. Das war endlich einmal eine gute Nachricht, dass der Mönch sie am Weihnachtstag denunziert hat. Rivers schrieb richtig wütend darüber in seinem Brief.« Sie kicherte und warf ihrer Mutter einen kurzen Blick zu. »Weißt du, ich habe schon immer geglaubt, dass sie eine Hexe ist.«
Jacquettas Tonfall war ätzend. »Im Gegensatz zu dir, meinst du? Oder zu mir?«
Elizabeth entgegnete erschrocken: »Mutter, wie kannst du nur so etwas sagen? Das ist gefährlich.« Und dann lachte sie, lachte laut und heftig. »Fort. Sie ist wirklich und wahrhaftig fort. Endlich. Für immer!«
Kapitel 50
Herrard Great Hall. Bis jetzt war das nur ein Name gewesen, geschrieben auf Pergament. Doch nun, als die Zinnen hinter den Bäumen auftauchten, da begriff sie. Anne de Bohun war nach Hause gekommen, wirklich nach Hause. Zum Haus ihrer Mutter. Dem Haus, das sie noch nie gesehen hatte.
Es war Ende Februar im Jahr des Herrn 1471, und es war bitterkalt. Doch an diesem Nachmittag, als die Sonne sich zum
Westen hin neigte, warfen die langen, bleichen Strahlen einen silbrigen Glanz auf die dunklen Bäume, und die Straßen glitzerten. Es war Eis, aber es sah aus wie Diamanten.
Anne hatte nicht gewusst, nicht begriffen, wie sehr sie die Wälder im Landesinneren vermisst hatte, doch als sie im Wagen hinter den angejochten Ochsen saß und die reine Luft des Winterwalds einatmete, da lebte ihre Kindheit wieder auf.
»Edward! Wach auf. Schau. Wir sind zu Hause. Wir sind wirklich zu Hause.«
Anne de Bohuns Sohn, von den Aufregungen der langen Reise von London hierher erschöpft, lag schlafend in einem Nest aus Decken hinter Annes Bank. Er hatte keinen Moment der Reise verpassen wollen, denn hinter jeder Wegbiegung tauchten neue Ausblicke und Geräusche auf. Doch am späten Nachmittag war er schläfrig geworden. Aber er war im Nu wieder munter. »Was?« Mit schlafroten Wangen setzte er sich aufrecht hin, als der Wagen zum Stehen kam.
Anne stieg ab und
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