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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schwert in die Scheide, das schrille Kratzen von Eisen strafte seinen frommen Wunsch Lügen. Er schirmte seine Augen ab und sah in die Ferne. »Erst der Norden. Und dann London. Es gibt viel zu tun.«
    Edward breitete seine Arme aus. Eine neue Kraft strömte durch seinen Körper wie starker Wein. Er ging auf das Ufer zu und schwenkte seine Kappe zur Begrüßung, als ein Schiff nach dem andern die Sandbank umschiffte und in die ruhigeren Gewässer einlief. Das Schiff seines Bruders ging als erstes vor Anker. Im Heckaufbau sah er Richard, umringt von einer Schar von Männern. Einer von ihnen schwenkte ebenfalls seinen Hut mit ausholender Geste, als wollte er die Aufmerksamkeit des Königs auf sich ziehen. Edward schmunzelte. Julian de Plassy! Der Mann war unverwüstlich. Welch eine Ironie, dass ein französischer Bandit mit seiner Mörderbande sich daran beteiligte, den englischen Thron aus den Händen einer französischen Königin zurückzuerobern. Die Glocke hörte auf zu läuten. Kurz darauf vernahmen sie von Weitem Frauenstimmen, die das Miserere sangen. Edward hörte aufmerksam zu. Die Frauen hinter diesen hohen Mauern waren wahrscheinlich entsetzt von der Ankunft der vielen Schiffe.
    »Hastings, ich will, dass dieses Kloster in Frieden gelassen wird. Wenn sich auch nur einer gegen diesen Ort vergeht, werdet Ihr ihn sofort hängen lassen. Vor aller Augen. Schärft das allen ein, die jetzt an Land kommen. Wir kommen mit Gottes Hilfe hierher, und alle Diener Gottes in diesem Land sollen unter meiner Herrschaft in Sicherheit leben können.« Bis London war es noch ein weiter Weg, aber er wollte ihn hier und heute beginnen. Er war mit zwanzig Mann aus dem Land geflüchtet. Er kam mit zweitausend Mann wieder, von denen die Hälfte Flamen waren, plus einer Handvoll französischer Abenteurer.
    Aber das war genug. Das musste reichen.
    Kapitel 52
    »Wir haben eine Kuh.«
    Anne setzte sich in ihrem großen Bett auf. Es gehörte zu den wenigen Möbelstücken, die sie von ihrem Hofmitgebracht hatte, und sie teilte es im Moment noch mit Edward und Deborah. Sie rieb sich energisch die Augen, um die letzten Traumfetzen zu vertreiben. »Wie herrlich! Woher?«
    Deborah wischte sich die Hände an ihrer Sackleinenschürze ab und setzte sich. Sie war schon seit dem Morgengrauen auf den Beinen, und ihr Gesicht war von der kalten Luft und der harten Arbeit gerötet.
    »Sie stand einfach im alten Obstgarten herum. Ich hörte sie muhen, es klang ziemlich verzweifelt. Ihr Euter war prall gefüllt, die Arme.« Deborah breitete ihre Hände aus und schüttelte den Kopf. »Aber jetzt habe ich sie gemolken. Und weißt du, was das Beste ist?«
    Anne lachte fröhlich. »Ja, bitte.«
    »Sie hat eimerweise Milch geliefert. Es ist alles schon in der Milchstube, und es reicht, um Butter zu machen!«
    Anne schloss verträumt ihre Augen. Butter! Wie lange war es her, dass sie richtige, selbst gemachte Butter gegessen hatte? Doch dann verzog sie misstrauisch das Gesicht. »Das verstehe ich nicht. Sie hätte doch schon längst trocken sein müssen. Und woher kommt sie überhaupt?«
    Deborah erhob sich energisch. »Ich für meinen Teil frage nicht nach diesem Gottesgeschenk. Aufjeden Fall ist sie nicht verwildert - sie folgte mir sofort, als ich sie rief, und wollte gemolken werden. Und das Allerbeste ist, dass unsere hübsche, neue Freundin wahrscheinlich trächtig ist. Oder sie hat die schlimmste Blähsucht, die ich je gesehen habe. Ich denke, dass sie bald kalben wird. Haben wir nicht ein riesiges Glück? Und so habe ich sie auch genannt: Fortuna. Sie ist ein gutes Omen, das uns sagt, dass wir hierbleiben sollen.«
    Anne schlug die Bettdecken zurück und suchte zitternd ihre Arbeitskleidung zusammen. »Daran habe ich keinen Zweifel, liebe Mutter. Aber es gibt so viel zu tun. Ich glaube, wir müssen die Männer bald wieder zu Sir Mathew zurückschicken. Sie waren uns in diesen ersten Tagen wirklich eine große Hilfe, aber jetzt müssen wir eigene Helfer anstellen. Es ist an der Zeit, dass wir das Dorf besuchen.«
    Deborah band ihrer Tochter das Kleid im Rücken zu. Normalerweise ließ Anne es sich nicht nehmen, sich morgens zu waschen, aber das musste an diesem Tag warten.
    »Ich schaue kurz nach dem Essen in der Küche. Ich sterbe vor Hunger, und ich denke, den Männern geht es genauso.«
    Anne schlüpfte in die Pantinen aus Weidenholz. »Ich bin froh, dass Fortuna in unser Leben getreten ist, aber wir sollten uns trotzdem im Dorf erkundigen.

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