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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schon seit drei Jahren ein ständiges Hin und Her zwischen uns gegeben hat. Clarence ... also, der hat sich für Warwick und seine Pläne als der Willfährigere erwiesen, nachdem der Graf begriffen hatte, dass er mich nicht kontrollieren konnte. Warwick hat Clarence jetzt mit seiner Tochter verheiratet. Etwas, womit ich niemals einverstanden gewesen wäre, aus naheliegenden Gründen.«
    Eheschließungen des Hochadels waren immer von dynastischen Überlegungen bestimmt. Hatte sich Graf Warwick nicht ebenfalls vor den Kopf gestoßen gefühlt, als sein Schützling Edward heimlich die englische Lady Elizabeth Gray, geborene Wydeville, Witwe eines Ritters aus Lancaster, geheiratet hatte? Louis konnte sich gut daran erinnern, dass der Graf damals eine hochkarätige, französische Verbindung für den jungen König geplant hatte. Vor Wut, vor den Augen ganz Europas zum Narren gehalten worden zu sein, hatte Warwick seine Aufmerksamkeit rasch einem ergiebigeren Gebiet zugewandt. Angeblich hatte er dem Herzog George of Clarence, Edwards missgünstigem, jüngerem Bruder versprochen, an Edwards Thron zu rütteln. Die Heirat zwischen Isabel und Clarence hatte diesen ehrgeizigen Plan noch gefestigt.
    »Diesmal sind sie zu weit gegangen, Louis. Und Clarence wird nicht bekommen, was er will.«
    Louis de Gruuthuse dachte genauso. »Es heißt, Graf Warwick wolle die einstige Königsfamilie wieder auf den englischen Thron bringen. Stimmt das?«
    Edward schwenkte den Burgunderwein in seinem venezianischen Glaskelch. Der Wein sah darin eher schwarz als rot aus.
    »Ja. Warwick hat Henry wieder eingesetzt, und Margarets Sohn ist der Nächste in der Thronfolge. Ebenfalls ein Edward.« Er verzog das Gesicht und überlegte einen Augenblick sogar, Anne de Bohun zu erwähnen, die ebenfalls ein Kind von Henry war. Aber dann schwieg er doch lieber. Kaum jemand wusste von Annes königlicher Herkunft oder von seinen Gefühlen für sie. Er wollte jetzt nicht darüber reden. Leise lächelnd sah er seinen Gastgeber an.
    »Könnt Ihr Euch das vorstellen, Louis? Warwick tut sich ausgerechnet mit jener Frau zusammen, deren Mann wir beide bei Mortimer's Cross und Towton töten wollten. Und mein Bruder George ...« Er lachte heiser. »Welche Chancen auf den Thron bleiben ihm jetzt noch, da Warwick die alte Königin unterstützt? Und außerdem ist da noch ihr Sohn Edward, dieser Knabe von Gottes Gnaden.«
    Beide Männer schmunzelten. Schon seit jeher war geredet worden, dass die ehelichen Beziehungen zwischen dem einstigen und jetzt wieder eingesetzten Lancaster-König Henry VI. und seiner französischen Königin Margaret alles andere als herzlich gewesen seien. Ihr Verhältnis war sogar so weit abgekühlt, dass der König, als ihm Margarets Sohn zum ersten Mal in die Arme gelegt wurde, scheinheilig verkündete, das Kind müsse vom Heiligen Geist empfangen worden sein, denn er könne sich nicht vorstellen, wie er der Vater dieses Knaben geworden sei. Aber just jener Knabe - sei er nun seines Vaters Sohn oder nicht - war nun Prinz von Wales, und Warwick, der der alten Königin Treue geschworen hatte, musste nun zwangsläufig Clarence' Wunsch auf den englischen Thron hintangestellt haben.
    »Wird Euer Herr, Karl von Burgund, mir helfen, Louis?«
    Louis de Gruuthuse war ein erfahrener Diplomat, und entsprechend gewandt fiel auch seine Antwort aus. »Euer Gnaden, ich bin davon überzeugt, dass mein Herr von Eurer misslichen Lage aufs Höchste betroffen ist, vor allem wenn man die familiären Bindungen berücksichtigt. Ich bin autorisiert, Euch in jeder erdenklichen Weise zu helfen und Euch standesgemäß zu beherbergen, solange Ihr über Eure Zukunft nachdenkt.« Die Antwort war elegant, aber nicht eindeutig.
    Edward runzelte verärgert die Stirn. Er war müde und hatte seine Mimik nicht so gut unter Kontrolle wie gewöhnlich, sonst hätte er bestimmt feinfühliger reagiert. »Nun, dann wollen wir mal sehen, wie Eure Hilfe aussieht. Trotzdem ist es für mich unerlässlich, mit Karl persönlich zu sprechen. Wir müssen rasch reagieren, wenn wir die Franzosen schlagen wollen, solange sie mit Warwick gemeinsame Sache machen. König Louis möchte mich isolieren, aber auch für Euren Herrn steht viel auf dem Spiel. Ich muss mein Königreich zurückerhalten, damit England wieder zum starken Verbündeten des Herzogs gegen die Franzosen werden kann. Das wird er auch so sehen.«
    Mijnheer de Gruuthuse stand auf und verneigte sich. »Ich bin sicher, dass mein Herr das

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