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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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erworben. Edward jedoch, der sich für den Handel und die Kaufleute mit ihrem faszinierenden Erfindungsreichtum interessierte, war der Meinung gewesen, dass er von Louis de Gruuthuse einiges über das Leben und die Welt lernen konnte. Im Gegensatz zu vielen englischen Adligen hatte Bildung für Louis durchaus einen eigenen Wert. Er sammelte Bücher und Gemälde, und sein Haus in Brügge war prächtiger, besser geheizt und luxuriöser ausgestattet als die meisten Paläste Englands. Er lebte aufwändig wie ein König, und Edward hatte bei seinen verschiedenen Besuchen in der Handelsmetropole viel über kultivierte Lebensart gelernt. Er hatte Vorlieben ausgebildet, die er mit nach London gebracht hatte und die sich im Lauf der Zeit in der Gestaltung seiner zahlreichen Häuser und auch in seiner Persönlichkeit widerspiegelten. Und nun sahen sich die beiden alten Freunde in einen Zank über das Schicksal einer Bande französischer und flämischer Banditen verstrickt.
    »Euer Gnaden, ich bin sicher, dieser Mann und seine Leute wären eine vorzügliche Bereicherung Eurer Leibwache. Sie haben mir, sogar zu ihrem eigenen Nachteil, ihre Dienste erwiesen, und ich möchte sie damit belohnen, dass ihr Leben wieder einen Nutzen bekommt.« Edward verzog beim Sprechen leicht das Gesicht. Die Wunde an seinem linken Unterarm schmerzte. Sie erinnerte ihn an das Handgemenge, in das er und seine Männer am frühen Morgen verwickelt worden waren. Der kleine Franzose hatte sich dabei als tapferer Kämpfer erwiesen.
    Julian de Plassy und seine Männer hatten sich bereit erklärt, die Engländer bis zum Gevangenpoort, dem äußeren Tor des Binnenhofs, zu geleiten, damit sie auch wirklich sicher beim Mijnheer de Gruuthuse ankommen würden. Aber die Soldaten von Louis waren zufällig nur ein paar Meilen vor den Toren der Stadt auf die Engländer und ihre Begleiter gestoßen, hatten sie im Zwielicht des Morgens allesamt für Gesetzlose gehalten und

    Es war ein kurzer, aber heftiger Kampf, in dem Julian de Plassy, Lord Hastings und Edward Seite an Seite gegen die Soldaten von de Gruuthuse kämpften. Dann rief Edward laut auf Englisch: »Ein York, ein York, zu mir, zu mir«, woraufhin die verdutzten Flamen stockten und die Engländer, ihren Vorteil ausnutzend, sie beinahe in die Flucht schlugen, bis der Hauptmann der Flamen auf Französisch rief. »Lord König? Wir sind Eure Freunde.« Das war angesichts der vielen stöhnenden, blutenden Männer eigentlich eine recht seltsame Wortwahl, dachte Edward später.
    Nun befand er sich in den Privatgemächern von Louis de Gruuthuse. Er war frisch gebadet und parfümiert und hatte geliehene, doch standesgemäße Kleider an - einen ausladenden Umhang aus schwarzem Damast, der mit einem mit Edelstein besetzten Gürtel zusammengehalten wurde, darunter zwei farbige Hosen, das eine Hosenbein rot, das andere blau, außerdem schwarze, goldbestickte Stiefel aus weichem Ziegenleder.
    »Ich kann sie nicht freilassen«, sagte Louis. »Das würde einen Aufschrei geben, Lord König. Vieles kann ich gewähren, dies jedoch nicht.«
    Edward ließ sich gegen die hohe Lehne seines mit Schnitzereien verzierten Stuhls sinken. Louis saß in einem Stuhl der gleichen Art. Beide Stühle waren mit einem Baldachin versehen und standen so zueinander, dass der Stuhl von Louis auf einem ein wenig niedrigeren Podest stand als der von Edward. Eine taktvolle Geste, fand der König, vor allem, wenn man seine gegenwärtige Situation bedachte.
    »Dann überlasst sie mir. Alle, die ich jetzt um mich schare, sollen reich belohnt werden - später.« Er lachte, aber es war kein frohes Lachen.
    »Nun gut, so sei es. Wenn Ihr nach England zurückkehrt, sollen sie Euch begleiten dürfen, und ich werde dafür sorgen, dass sie dann Eure Uniform tragen. Doch um meine Leute ruhig zu halten, müssen sie erst einmal im Kerker bleiben.«
    Edward nickte. Das war ein annehmbarer Kompromiss. Er wollte dafür sorgen, dass der Franzose und seine Männer gut zu essen und eine passable Unterkunft bekamen. Männer, die vom Kerkerfieber darniederlagen, konnte er nicht brauchen.
    »Erlaubt mir, Majestät, dass ich Euch bitte, mir zu erklären, wie sich die Situation in England entwickelt hat.«
    Edward verzog sein Gesicht. Waren wirklich erst zehn Tage vergangen? Zehn Tage, seitdem er den Thron verloren hatte? »Warwick und mein ...« - er hatte »mein Bruder« sagen wollen, brachte es aber nicht übers Herz - »Warwick und Clarence -Ihr müsst wissen, dass es

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