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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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genauso sieht, Euer Gnaden. Aber über diese Dinge sollten wir sprechen, wenn Ihr wieder ganz bei Kräften seid. Kommt, ich habe ein Begrüßungsmahl mit festlicher Unterhaltung für Euch und Eure Männer vorbereiten lassen. Ein wenig Musik und ein guter Wein, dann sieht die Welt schon wieder besser aus.«
    Edward zog eine halbwegs fröhliche Grimasse. »Ein Festmahl? Wie reizend! Tanz, Musik und hübsche Damen - damit geht es uns gleich wieder besser. Ich könnte in der Tat den elenden Wallach verspeisen, den ich in den vergangenen Tagen reiten musste, wenn Ihr ihn mir vorsetzen würdet! Kommt, mein Freund, geht voran.«
    Louis klatschte laut in die Hände, woraufhin sogleich die zwei bronzebeschlagenen Türen mit den allegorischen Darstellungen der Taten des Herkules aufgingen und der Haushofmeister des Palasts einschließlich eines Gefolges von mindestens fünfzig weiteren Herren, darunter auch die englischen Edelleute, auf ein Knie sanken und ihre Häupter neigten, um dem Gouverneur und seinem hohen Gast die Ehre zu erweisen. Louis und Edward passten ihre Schritte aneinander an wie bei einem höfischen Tanz und betraten den weitläufigen Rittersaal. Dieser schöne, hohe Saal war von dem berühmten Grafen Florens V. als Erweiterung des vor zweihundert Jahren ursprünglich als Jagdhaus genutzten Schlosses gebaut worden. Eine schmucke Kulisse für höfische Feste, geeignet, den Reichtum und die Macht des jetzigen Besitzers zur Schau zu stellen. Doch an diesem Abend stand der englische König im Mittelpunkt. Alle sahen, wie er lachte, die Tänzer und Komödianten auszeichnete und, bevor er sich für die Nacht zurückzog, großzügige Gaben verteilte (Geld, das ihm der Gouverneur diskret zugesteckt hatte), und niemand zweifelte auch nur einen Augenblick daran, dass die Lage in England nur vorübergehend unsicher war. Das Herrschergeschlecht, das Edward Plantagenet verkörperte, würde seinen rechtmäßigen Platz bald wieder einnehmen.
    Edward jedoch, als er im Schlafgemach seine schmerzenden Lider schloss, ließ alle seine angebliche Herrschaftlichkeit von sich abfallen. »Hat mein Bote dich gefunden, Anne? Wird Karl mir helfen? Was soll ich tun?«
    William Hastings hörte das Murmeln seines Herrn durch die offene Tür zu seinem Schlafzimmer. Auch er wünschte sich eine Antwort auf diese Fragen.
    Es war unwahrscheinlich, dass Karl Edward ohne einen besonderen Anreiz helfen würde. Die europäischen Länder und Burgund befanden sich in einem heiklen Gleichgewicht. Herzog Karl hatte eine Einstellung der Feindseligkeiten zwischen Burgund und den Franzosen erreicht. Ein zerbrechlicher Friede, der im Augenblick jedoch Bestand hatte. Eine aktive Unterstützung seines Schwagers würde wahrscheinlich zur Folge haben, dass Warwick und Louis von Frankreich gemeinsam über burgundisches Territorium in den wohlhabenden Niederlanden herfallen würden - womöglich sogar über die Burg, in der er diese Nacht verbrachte. Das Machtgleichgewicht in Europa, das ein paar wenige Jahre lang relativ stabil gewesen war, begann zu wanken, was eine Katastrophe zur Folge haben musste.
    Ja, auch Hastings hoffte, dass der Bote des Königs Anne de Bohun in Brügge erreicht hatte. Sie hatte enge Verbindungen zum Hof des Herzogs und zum Herzog persönlich. Karl würde Anne vielleicht eher als Mittlerin akzeptieren als seine Ehefrau, der er als Edwards Schwester wahrscheinlich Voreingenommenheit unterstellte. Großer Gott, mach, dass der Bote sie gefunden hat. Mach, dass sie eingewilligt hat, sich beim Herzog für den König zu verwenden.
    Anne de Bohun wusste doch bestimmt, was ihre Pflicht ist, egal, was früher einmal war! Sie musste Edward Plantagenet helfen!
    Kapitel 9
    Annes Anwesen barg mancherlei Geheimnisse, eines davon in dem auf einer leichten Erhebung befindlichen Eichenwäldchen nahe dem Fluss.
    Flandern und die umliegenden Länder wurden nicht umsonst die Niederlande genannt. Das Land, das einst vom Meer bedeckt gewesen war, wie die Muscheln bewiesen, die immer wieder im Erdreich gefunden wurden, war nahezu vollständig flach. Es war vor langer Zeit vom Wasser eingeebnet worden, wahrscheinlich von der Sintflut, wie die Leute sich erzählten. Doch unweit von Brügge gab es dennoch die eine oder andere Erhebung, und der kleine Hügel auf Annes Anwesen war eine davon. Es war spät in der Nacht, der Wind wurde stärker, die Sichel des zunehmenden Mondes stand hoch am Himmel, und im Bauernhaus waren alle Lichter gelöscht. Selbst die sorgsam

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