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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Arbeit tat und ihren Körper hin und her schüttelte.
    »Anne? Wach auf, mein Liebling. Wach auf!«
    Es war nur die Überdecke - rote Seide und Gänsedaunen. Ihre Hand hob sich weiß davon ab. Nirgendwo war Blut.
    »Kein Blut?«
    Deborah, Annes Ziehmutter, schluckte ihre Angst hinunter und presste das Mädchen eng an sich. »Kein Blut. Es ist alles gut.«
    Der Traum war vorbei, aber der Wald spukte Anne immer noch durch den Kopf. Sie sah die Fußspuren, denen sie gefolgt war. Alte Fußabdrücke, die sich in der Weite des Schnees verloren. Deborah küsste dem Mädchen die Tränen fort, die unter den geschlossenen Lidern hervorquollen, und strich ihr die schweißnassen, wirren Haare aus dem Gesicht.
    Anne erkannte, wer der Mann war. Edward Plantagenet.
    »Wollt Ihr vor dem Frühstück beten?«
    Deborah schlug bewusst einen forschen, förmlichen Ton an und richtete das Bett neu.
    Anne war plötzlich sehr froh, dass ihre Ziehmutter - in den Augen der anderen war sie ihre Haushälterin - so praktisch veranlagt war. Sie hatte recht. Es war Zeit, den Tag zu beginnen, Zeit, die Welt der Träume zu verlassen. Und es gab so viel zu tun, bevor der Winter hereinbrach. Sie mussten auch überlegen, wie sie in diesen unsicheren Zeiten den Hof vor Überfällen schützen konnten. Und woher sie das Geld dafür nehmen sollten.
    Anne setzte sich auf und legte sich die Bettdecke über ihre bloßen Schultern. Es war noch dunkel, aber die Kerzen auf der Ablage neben der Feuerstelle erhellten die Dunkelheit ein wenig, und das Feuer in dem neu gebauten Kamin tat das seine.
    »Ja, ich würde gerne mit den anderen die Morgenandacht halten. Aber ich habe so lange geschlafen. Womöglich bin ich die Letzte, und alle sind schon längst bei der Arbeit?«
    Deborah goss heißes Wasser in die Waschschüssel neben dem Kamin und lächelte freundlich zu der jungen Frau in dem großen Bett.
    »Mach dir keine Sorgen - wir haben in diesen Erntewochen alle viel zu tun gehabt. Du am meisten und ...« Sie wollte eigentlich sagen: »... und du musst einmal ordentlich ausschlafen«, aber sie unterbrach sich, denn in der letzten Zeit hatte es all zu viele Albträume gegeben, so wie in der vergangenen Nacht.
    Anne wollte den Schatten der Wölfin nicht in ihre Wachwelt herübernehmen. Sie glitt von der hohen Bettstatt und angelte auf der Ablage unter dem Bett nach ihren Filzpantoffeln. »Und unser kleiner Edward?« Anne zitterte und ging nackt, wie sie war, zur Feuerstelle, wo der warme Morgenmantel auf sie wartete - ein Luxus, den sie aus ihrem früheren Leben übernommen hatte.
    »In der Küche. Ich glaube, das frische Brot hat es ihm angetan. Er hat es beim Aufwachen gerochen.«
    Die Frauen lachten, und die düstere Stimmung verflog. An-nes Sohn, der Knabe, den sie als ihren Neffen ausgab, war drei Jahre alt. Für sein Alter war er recht groß und geschickt und konnte schon gut sprechen. Sie war stolz darauf, dass viele, die ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, ihn auf mindestens fünf Jahre schätzten. Dann lachte sie und sagte: »Ja, das macht das gute Essen. Das Leben auf dem Land tut ihm gut. Knaben brauchen viel Auslauf und frische Luft.«
    Das Ritual des Waschens und Anziehens hatte für Anne und Deborah immer etwas Beruhigendes an sich. Es war fast die einzige Zeit am Tag, in der sie ungestört waren, das heißt, wenn der lärmende Knabe, den sie beide über alles liebten, nicht in dem großen Bett herumtobte und sie zur Eile antrieb, damit sie endlich, endlich in die Küche hinunter zum Frühstücken gehen konnten.
    »Das Hauskleid oder das gute Kleid?«
    »Das Hauskleid, Deborah. Heute wartet wieder viel Arbeit auf uns.«
    Anne mied den Blick ihrer Ziehmutter. Ihre gegenwärtige Situation war allein ihre Schuld, und das machte ihr schwer zu schaffen. In der Hoffnung, dem engen Leben in der Stadt entfliehen zu können, hatte sie ihre Lieben auf diesen kleinen Bauernhof außerhalb Brügges gebracht. Doch jetzt, wo ein Krieg drohte, wurde ihre Lage immer unsicherer. Sie musste eine Lösung finden, und das war nicht einfach.
    In Gedanken versunken, wusch Anne sich rasch. Die Luft im Zimmer wurde langsam wärmer. Der Schein der Kerzen und des Feuers liebkosten ihren Körper. Sie war anmutig gebaut, ihre Hüften fein geschwungen, ihr muskulöser Rücken gerade, ihre hohen, zarten Brüste mit den braunrosa Brustwarzen waren seit ihrer Schwangerschaft üppiger geworden, und ihre Arme und Beine waren von der vielen Arbeit kräftig und dennoch schlank.
    Deborah

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