Der Triumph der Heilerin.indd
Kräutergarten erweitern. Beinwell und andere Pflanzen, die in dieser guten Erde gedeihen. Angelika, zum Beispiel. In Honig kandierte Angelikawurzel verkauft sich immer gut. Wir könnten das Wissen nutzen, das du mir beigebracht hast.«
In Deborahs Augen blitzte Angst auf.
Anne lachte. »Ich meine das Kräuterwissen. Ich habe bereits mit dem Töpfer im Dorf gesprochen. Er soll mir Fläschchen mit Stöpseln machen. Und kleine Tiegel. Wir könnten Reinigungscremes und Pflegecremes für die Hofdamen herstellen, so wie damals für die Königin, und sie dann verkaufen.« Anne hielt kurz inne und dachte an Elizabeth Wydeville, die Königin von England. Ihre Feindin. Ein Hauch von Mitleid streifte sie. Zur Zeit war es bestimmt nicht leicht, Königin von England zu sein. Sie zuckte die Achseln, richtete sich mühsam auf und lächelte. »Schönheit ist immer ein gutes Geschäft, du wirst sehen.«
Deborah nickte und strich die Überdecke glatt. Anne war eine sehr ungewöhnliche Bäuerin. Sie hatte das Anwesen, das auf der einen Seite vom Zwin begrenzt wurde, nach mehrmonatigem Feilschen im vergangenen Frühjahr erworben, aber das Gehöft und der Obstgarten waren sträflich vernachlässigt gewesen. Trotzdem erkannte Anne den Wert der nahen Wasserstraße nach Brügge. Sie war jeden Meter Land abgelaufen, hatte den fruchtbaren Boden und das dichte Gehölz - im Herbst ein idealer Futterplatz für die Schweine - und die nach Süden liegenden Weiden genau untersucht.
Der vorige Besitzer, ein wohlhabender Bauer, hatte von seinem verarmten Lehnsherrn nach und nach einzelne Streifen des fruchtbaren Lands gekauft und sie zu großflächigen Feldern verbunden - eine zukunftweisende Veränderung der üblichen Vorgehensweise. Aber Alter und Krankheit hatten ihn das Interesse verlieren lassen, das Anwesen verfiel, und die Schulden häuften sich. In diesem Zustand erbte es der Sohn nach dem Tod des Vaters. Aber Anne hatte auch gesehen, dass die Kühe auf den Weiden gesund aussahen, und solche Kühe verhießen Wohlstand. Deborah wusste, dass dies alles ihrer Ziehtochter nicht genügt hätte, wäre der Ort nicht auch so schön gewesen.
»Ja, der Plan klingt gut, falls du Mijnheer Landers dazu bringen kannst, ihm im Namen seiner Mutter zuzustimmen. Aber jetzt möchte ich noch über etwas anderes mit dir sprechen ...«
Unten ertönte ein lautes Krachen, dann das Kreischen einer Frau und der entsetzte Aufschrei eines Kindes.
»Edward!«
Anne rannte aus dem Zimmer und die Holzstiege zur Küche hinab. Dort fand sie ihren Sohn unter den Röcken von Lisotte, ihrer Köchin, versteckt. Er schluchzte, schien aber unversehrt.
Im Gegensatz zu dem Fremdling, der mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Steinboden lag.
»Er kam so schnell zur Tür herein, mit einem Schwert, und da war der Junge ...« Die Köchin wankte vor Schrecken. »Und ich hatte den Schürhaken ...«
Lisotte sah alles noch einmal lebhaft vor Augen. Sie hatte gerade den langen Haken genommen, um das Feuer unter dem Dreibein zu schüren, als der Fremdling die Tür aufgerissen und mit gezücktem Schwert aus der Dunkelheit hereingekommen war. Ihr erster Gedanke war, das Kind zu beschützen. Das Ergebnis ihrer Bemühungen lag vor ihnen am Boden.
Edward rannte zu Anne. Sie hob ihn hoch, und er barg sein Gesicht an ihrem Hals. Sie spürte sein Herz in seiner zarten Brust hämmern. Aber er hatte aufgehört zu weinen. »Aber, aber, mein Schätzchen. Du bist doch bei mir.«
Sie küsste ihren Sohn, schlang ihre Arme um seinen kleinen Körper und presste ihn fest an sich, wobei sie ihm die Sicht auf den am Boden liegenden Mann versperrte.
»So, Edward, und jetzt musst du mit Deborah hinausgehen. Ich muss mit Lisotte reden. Komm, setz dich, Lisotte. Hier auf die Bank.«
Edward liebkoste bekümmert Annes Wangen. »Geht es dir gut? Hast du Angst?« Annes Herz wollte vor Liebe zerspringen. Er fürchtete sich vor dem Mann und vor dem, was geschehen war, aber seine Hauptsorge galt ihr. Bitte, lieber Gott, möge er sich diese liebevolle Art immer bewahren. Möge er zu einem liebevollen Mann heranreifen. Anne betete stumm und voller Inbrunst, als sie den Knaben zu ihrer Ziehmutter brachte.
»Nimm ihn. Und suche Leif Molnar. Schnell.«
»Hier bin ich, Lady.«
Mit drei Schritten war der Däne bei dem Eindringling und kniete neben ihm nieder. Das Schwert des Mannes lag noch am Boden. Leif Molnar hob es auf und warf einen Blick auf Deborah. »Bringt das Kind fort, Frau. Geht.« Deborah hatte
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