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Der Trotzkopf

Der Trotzkopf

Titel: Der Trotzkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy von Rhoden
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Gedanken in Verbindung. 
    »Lachen Sie über mich?« fragte sie beinahe ängstlich. 
    »Nein, nein!« entgegnete er, »wie kommen Sie zu dieser Frage? Wie würde ich mir je erlauben, eine junge Dame auszulachen! Diese Birne ist an meiner Heiterkeit schuld. Sie fiel mir soeben aus der Wagentasche auf die Hand und erinnerte mich an Mamas letztes Wort, das sie mir nachrief, als ich fortfuhr.« 
    »Was sagte sie?« fragte Ilse und sah ihn neugierig an. 
    »Vergiß ja nicht, ›dem Kinde‹ die Birnen zu geben, Leo, sprach sie. Die Kleine wird wohl hungrig sein. Ich glaube,« unterbrach er sich und griff in die Seitentasche, »sie sprach auch von einem Stück Kuchen. Richtig!« rief er lachend und zog ein kleines Paketchen hervor, »da ist er! Darf ich es wagen, gnädiges Fräulein, Ihnen Kuchen und Birnen anzubieten?« 
    Dieser Verlockung konnte sie nicht widerstehen. »Warum nicht?« entgegnete sie unbefangen und griff zu. »Obst ist meine ganze Leidenschaft und Kuchen esse ich furchtbar gern! In der Pension haben wir nicht viel davon zu sehen bekommen, Fräulein Raimar behauptete, der Magen werde schlecht vom vielen Kuchenessen. Ist das nicht eine furchtbar öde Ansicht?« 
    »Ja, eine furchtbar öde Ansicht!« wiederholte er mit ganz ernsthaftem Gesicht, »ich begreife nicht, wie Sie es aushalten konnten, ohne Kuchen zu leben!« 
    »Manchmal,« erzählte sie, »ließen wir uns heimlich ein Stückchen holen, über Mittag, wenn das Fräulein schlief.« 
    »So, so!« lachte er, »das sind ja schöne Geschichten, das muß ich sagen!« 
    »Wir thaten es nicht oft,« entschuldigte sich Ilse, »nur dann und wann, wenn wir gar zu großen Appetit darauf hatten. Finden Sie das unrecht?« 
    »Daß Sie den Kuchen aßen, finde ich durchaus nicht unrecht,« neckte er sie, »aber daß Sie ihn heimlich holen ließen, gefällt mir nicht. Warum fragten Sie nicht die Vorsteherin um Erlaubnis?« 
    »Sie sind aber klassisch!« rief Ilse, »dann hätten wir es doch nicht gedurft! Es war doch nichts Böses, was wir thaten, nur ein ganz harmloses Vergnügen, Fräulein Raimar hatte nicht den geringsten Schaden davon, ob wir Kuchen aßen oder nicht.« 
    »Sie sind eine kleine Rechtsverdreherin!« tadelte er sie lachend, »ob Schaden oder nicht, darauf kommt es gar nicht an. Die Dame hatte ihre Gründe, weshalb sie Ihnen den Genuß des Kuchens verbot. Nummer I: Sie handelten gegen ihren Willen – folglich sind Sie strafbar! Nummer II: Sie thaten es heimlich – das erschwert das Vergehen!« 
    Sie lachte höchst vergnügt. »Herrgott, sind Sie aber pedantisch!« 
    »Ich bin Jurist, gnädiges Fräulein, und gehe jeder Sache auf den Grund.« 
    »Jurist!« wiederholte Ilse und sah ihren Nachbar etwas mißtrauisch an. »Das glaube ich nicht! Sie sehen nicht so aus.« 
    »Warum nicht? Haben die Juristen ein besonderes Aussehen?« 
    Diese Frage brachte sie etwas in Verlegenheit. Sie hätte ihm keine andre Antwort daraus geben können, als daß die Juristen, die öfters auf Moosdorf zu Gaste kamen, ganz anders ausschauten. Es waren lustige Herren, die gerne ein Glas Wein liebten, aber jung und schön waren sie nicht. Sie sah ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie sind nicht Jurist,« widerstritt sie. 
    »Nun, ich bin doch neugierig, wofür Sie mich halten,« fragte er höchst amüsiert, »jetzt legen Sie eine Probe von Ihrer Menschenkenntnis ab!« 
    »Sie sind Künstler – vielleicht Musiker – oder Maler?« 
    Er lachte laut. »Musiker!« rief er, »ich ein Musiker! Wenn Sie wüßten, gnädiges Fräulein, welch ein großes Wort Sie gelassen aussprachen! Ich verstehe keine Note und bin so unmusikalisch wie ein Stock! Es thut mir leid, daß ich Ihre für mich so schmeichelhafte Illusion zerstören muß, indes was kann es helfen! Ich muß mich Ihnen leider als ein ganz gewöhnliches Menschenkind vorstellen, das weder Maler noch Musiker ist. Trotz Ihres Zweifels bin ich Jurist und seit vier Wochen Assessor. Sind Sie nun überzeugt?« 
    »Also kein Künstler, ach, wie schade!« sprach Ilse bedauernd. »Es müssen doch reizende Menschen sein!« 
    »Nicht immer,« wollte er sagen, doch that er es nicht. Warum ihre naiven Anschauungen zerstören? Sie war noch so jung und sah so gläubig aus. 
    »Sehen Sie dort die Kirchturmspitze?« brach er das Gespräch ab, »die Wetterfahne darauf glänzt hell im Mondenscheine, das ist die Kirche von Lindenhof! In zehn Minuten sind wir dort.« 
    Als der Wagen vor dem Portale des Hauses

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