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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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Dass Sam noch am Leben war, glaubte auch Koch nicht. Noch schlimmer war der Gedanke an Frankfurt. Wie würde es dort inzwischen aussehen? Schon, als er das letzte Mal dort war, war die Lage katastrophal. Wie viele Opfer gab es dort wohl inzwischen? Wie ging es Ana? Was war mit Nina? Waren sie noch gesund? Lebten sie überhaupt noch? Koch wusste überhaupt nichts. Stumm ging er neben Kempe und fühlte sich leer.
     
    Sie erreichten den Busbahnhof und liefen über die mit Pflanzen überwucherten Bodenplatten zu der Wartehalle. Sie hatten den Busbahnhof erreicht, ohne, dass sie irgendein Geräusch bemerkt hatten. Der Helikopter war anscheinend zurück zum Lager geflogen. Sie stiegen durch das große, glaslose Fenster und ließen sich erschöpft auf die Sitze nieder. Lehman war inzwischen nass geschwitzt, seine Augen wirkten glasig. Koch wusste, dass sich er und Lehman bald noch viel schlechter fühlen werden. Er selbst ertrug die Schmerzen in seinem Arm kaum noch. Er wusste, er hatte Fieber und er spürte, wie er immer schwächer wurde. Absichtlich setzte er sich etwas abseits der anderen. Er zog seine Jacke und auch das T-Shirt aus und band es sich als Mundschutz vor sein Gesicht. Dann zog er die Jacke wieder an, ließ sie aber offen. Kempe sah ihn an, kam dann kopfschüttelnd auf ihn zu, »Willst du dich hier jetzt als Terrorist tarnen?«
    »Der Virus hat sich inzwischen ausgebreitet. Ich kann euch bereits anstecken.«
    Kempe sah ihn sehr besorgt an, »So schnell? Das ist nicht gut. Das heißt aber auch…«
    »Das heißt, wir haben es hier schon längst nicht mehr mit dem ursprünglichen Virus zu tun«, Koch unterbrach Kempe.
    »So eine Scheiße«, Kempe setzte sich neben Koch, »Die Reise war also von vornherein sinnlos. Es gibt keine Möglichkeit, das Gegenmittel herzustellen.«
    »Nur noch auf künstliche Weise«, Koch schüttelte den Kopf, »und das kann dauern«, er nickte zu Lehman rüber, »jedenfalls zu lange für ihn und mich.«
    Gerade, als Kempe etwas erwidern wollte, hörten sie das Geräusch eines herannahenden Jeeps. Alle sprangen von den Sitzen und suchten irgendwo nach Deckung. Der Jeep kam näher und bremste mit quietschenden Reifen. Drei Personen stiegen aus und redeten miteinander. Es waren weibliche Stimmen. Lehman kam aus dem Versteck hervor, »Das ist Anastasia«, er schaute nach draußen, »und Marie, und Ming.«
     
    Die Erleichterung und Freude war aus seiner Stimme zu hören. Alle kamen jetzt aus ihren Verstecken hervor und die drei Frauen sahen sie. Ebenfalls erleichtert und froh kamen sie in den Wartesaal. Kempe empfing die drei Frauen gleich am Fenster, »Wir haben uns Sorgen gemacht, wie es euch geht. Wieso seid ihr nicht mehr im Hotel?«
    Anastasia, die sofort zu ihrem Mann gegangen war, und sich seinen entzündeten Arm ansah, antwortete, »Erst kam ein Helikopter angeflogen…«
    »…Ja, der sollte überwachen, dass wir alle auch wirklich tot sind«, fiel ihr Joanne ins Wort.
    Anastasia sah Joanne einen Moment mit stechenden Blick an, und zeigte ihr dadurch, dass sie ungern unterbrochen wurde, »…jedenfalls waren wir uns nicht sicher, was der wollte. Wir haben am Fenster nachgeschaut, anscheinend haben die uns gesehen und gleich ein paar Soldaten geschickt, um uns zu erledigen.« Sie machte eine kleine Kunstpause und sah jedem in die Augen, »Wir konnten entwischen. Aber Sam haben sie erschossen.«
    Die anderen sahen zu Boden und eine Zeit lang war es totenstill. Kempe hatte beide Hände in den Hosentaschen und lehnte an der Wand, »Basti hat es auch erwischt.«
    Kurz sahen Marie und Ming Shu auf, Anastasia nickte, »Das dachte ich mir, er ist der einzige, der fehlt.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, Marie hatte Tränen in den Augen.
    »Er rettete uns«, Kempe schüttelte den Kopf und trat mit seinem rechten Fuß durch die Luft, als wolle er eine Dose kicken, »und das hat ihn das Leben gekostet. Die haben ihn hingerichtet. Einfach so, haben sich vor ihn gestellt und erschossen.«
    In den nächsten Minuten sagte keiner etwas. Sie alle sahen sich gegenseitig voller Trauer und Ungewissheit über ihre Zukunft an. Lehman war der erste, der seine Worte wiederfand, »Wie machen wir weiter? Ich meine, wir können doch nicht einfach die Köpfe in den Sand stecken. Wir haben eine Verantwortung.«
    Kempe winkte ab, »Das mit der Verantwortung kannst du dir hier sonst wo hinschieben«, sein Ton war sehr gereizt, »mir ist die Verantwortung jetzt erstmal egal. Ich will den Mist hier

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