Der Tuerke - Das Original
Türken aus der Schwarzmeerregion. Als wahre Teekenner beschweren sich diese in den türkischen Lokalen, wenn sie schon beim ersten Schluck aus dem kleinen Teeglas merken, dass der Tee nicht durch und durch »echt« ist.
Der Laze (in seiner Ehre verletzt):
»Hast du da schon wieder Tee aus Sri Lanka beigemischt?«
Der Vaterlandsverräter von Wirt versucht sich zu rechtfertigen:
»Ich weiß doch auch, wie toll unser Tee schmeckt. Aber den Kunden ist er zu stark. Ich hab ein kleines bisschen Ceylon-Tee hineingetan.«
Zum Tee wird natürlich ohne Unterlass geraucht. Ähnlich wie beim Autofahren hat der Türke auch beim Rauchen einen unnachahmlichen, unverkennbaren Stil. Er hat nur einen Bruchteil des Mundstücks zwischen seinen Lippen. Auf der Unterlippe klebt noch ein Stückchen Filter, die Oberlippe berührt die Zigarette nur so viel, dass sie nicht aus dem Mund fällt. Ich glaube, dass Lucky Luke ein Türke war.
Besonders geschickt wirken die rauchenden Türken beim Kartenspielen. Bei Spielen wie »Batak«, »Ihale«, »51« etc. setzen alle ein Pokerface auf. Vier Türken sitzen um einen Tisch, haben jeweils eine Zigarette im Mund, die 45 Grad nach unten geneigt ist, und gucken so ernst auf ihre Karten (wenn es der Rauch zulässt), als ginge es um eine Million Euro. Wird paarweise gespielt, macht der Spieler aus dem Verliererteam seinem Partner nach der verlorenen Runde herbe Vorwürfe, dass dieser die Gegner mit so guten Karten gefüttert habe.
An Wochenenden sind die türkischen Teehäuser proppenvoll. Von morgens 10 Uhr bis spät in die Nacht wird gespielt. Freitags bis sonntags wird in jedem Lokal abends natürlich Fußball aus der türkischen Super-Liga übertragen. Während der Fußballbegegnung spielen nur noch wenige Türken Karten. Pünktlich zu Spielbeginn füllt sich das Lokal noch mehr. Viele Gäste haben ihre Fan-Trikots übergestreift und rufen Siegesparolen. Eine ganz spezielle Rivalität herrscht zwischen den Anhängern von Fenerbahce in gelb-blauen Trikots und Galatasaray in gelb-roten. Wenn diese beiden Istanbuler Klubs aufeinandertreffen, ist Vorsicht geboten. Der Verteidiger von Galatasaray braucht nur in die Richtung der Beine des gegnerischen Stürmers zu grätschen, schon hält es keinen Fenerbahce-Anhänger mehr auf seinem Stuhl. Lautstarkes Fluchen. Beinahe kommt es zur Schlägerei. Für die Dauer des Fußballspiels verwandelt sich das Teehaus in einen Hexenkessel. Immer wieder wird die Situation bedrohlich. Das Lokal ist aber so voll, dass die Streithähne nicht wirklich aneinandergeraten können. Allein der Wirt findet den Weg durch die Menge. Alle zehn Minuten serviert er Tee, den man nicht jedes Mal ablehnen kann. Etwa drei Gläser muss man während der 90 Minuten trinken. Schließlich kostet der Pay-T V-Sender Geld und will bezahlt werden. Der Tee ist also so etwas wie die Eintrittskarte.
Nach dem Spiel gibt es dann die üblichen Vorwürfe. Den Anhängern des Verlierer-Teams ist klar:
»Ihr habt doch wieder den Schiedsrichter bestochen. Ihr könnt doch nicht anders. Sonst hätten wir euch 5:0 geschlagen.« Oder sie tauchen ein in die türkische Fußball-Historie:
»Na und! Einmal in zehn Jahren habt ihr ein Spiel gewonnen. Wer ist denn öfter Meister geworden? Ihr oder wir?«
In letzter Zeit konnte man allerdings häufiger ein seltsames Verhalten von Fußball-Fans beobachten. Manche schienen keineswegs auf Siege ihrer Teams versessen. Bei einem Länderspiel der Türkei gegen die Ukraine etwa meinten einige, ein Unentschieden reiche aus. Einer, der allein am Tresen saß, sagte sogar: »Die Ukraine soll gewinnen!«
Auf meine Frage nach dem Grund dieses Sinneswandels holten sie ihre Oddset-Tippscheine aus den Taschen.
»Was? Ihr habt gegen die Türkei gewettet?«, wunderte ich mich.
»Ausnahmsweise«, sagte er leicht errötend und lenkte sofort ab:«Und wenn Bayern am Sonntag in Bochum gewinnt, bekomme ich 113 Euro.«
»Chelsea braucht nur mit zwei Toren Vorsprung gegen Everton zu gewinnen, und 46 Euro gehören mir.«
»Ich hab schon vier Spiele richtig getippt. Wenn die restlichen sieben Spiele auch richtig sind, springen über 1400 Euro für mich raus!«
Zehn Spielscheine pro Spieltag sind keine Seltenheit. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut meine Landsleute über die spanischen Zweitliga-Klubs, die Deutsche Eishockeyliga und die NB A-Teams informiert sind. Sie kennen alle Paarungen der Woche sowie die entsprechenden Quoten auswendig.
Zur Ehrenrettung der Türken
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