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Der Turm der Könige

Der Turm der Könige

Titel: Der Turm der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nerea Riesco
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bin ich ja hier.
Portugal die Einen
 – ich habe keine Ahnung von Portugal, und ich weiß auch nicht, wer diese Einen sein sollen.«
    Bruder Dámaso warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
    »Ich dachte, wenn du das Anagramm von Acre entdeckst, würdest du es merken«, sagte er dann.
    »Was merken?«
    »
Portugal die Einen
ist ein weiteres Anagramm: Puerta del Ingenio. Ein Hinweis auf das Tor, an dem sich die Pforte der Komturei befindet. Die ›Puerta del Ingenio‹ ist das Tor, an dem du hättest klopfen sollen, als du herkamst. Als Kind haben dir Anagramme so viel Spaß bereitet, dass ich dachte, du hättest damit weitergemacht.«
    »Ich erinnere mich kaum noch, wie es ging«, gestand Abel zerknirscht.
    »Tja …«, grummelte Bruder Lorenzo vor sich hin. »Ein kleiner Einfaltspinsel! Da haben wir’s …«
    »Ich habe das Tor nur durch Zufall gefunden«, gab der Junge zu. »Ich darf gar nicht daran denken, was dieser Büßer mit mir gemacht hätte, wenn Sie nicht rechtzeitig geöffnet hätten. Er ist hinter mir her, weil er den elfenbeinernen Elefanten in seinen Besitz bringen will.«
    Bruder Dámaso starrte ihn einen Augenblick lang entsetzt an. Dann wandte er sich an Bruder Lorenzo und sagte: »Sie wissen, dass er den Elefanten hat! Wie haben sie das herausgefunden? Das ist ja furchtbar. Ich dachte immer, der elfenbeinerne Elefant sei in Sicherheit.«
    »Sie wussten, dass dieser Elefant gefährlich ist, und haben ihn trotzdem all die Jahre bei mir gelassen? Und … und … woher wussten Sie, dass ich ihn in der Kapelle meiner Familie versteckt hatte?« Keiner der beiden Mönche schien ihm richtig zuzuhören. »Ich weiß nicht, wie Sie hineingekommen sind. Die Schlüssel …«
    Bruder Lorenzo sprach einfach weiter, als wäre es ihm völlig gleichgültig, dass Abel anwesend war.
    »Ich habe ja schon immer gesagt, dass es eine riesengroße Dummheit war, diesem Bürschlein einen so wichtigen Gegenstand anzuvertrauen. So kopflos war nicht einmal Johanna die Wahnsinnige, Gott hab sie selig, und die war völlig verrückt. Und das sage ich ohne jede böse Absicht und voller Hochachtung vor den Toten.«
    »Wie konnten sie von dem Elefanten erfahren?« Bruder Dámaso wirkte besorgt. »Seit wann wissen sie davon? Sie hätten ihn stehlen können … Wir haben die Mission in Gefahr gebracht. Kein Zweifel, sie haben ihre Augen und Ohren überall.«
    »Sie?«, fragte Abel ängstlich, während er vom einen zum anderen blickte. Er stellte fest, dass die beiden Männer ihn völlig vergessen hatten.
    »Wie konnte León einen so wichtigen Gegenstand einem
Kind
anvertrauen?«, schimpfte Bruder Lorenzo weiter. »Und dann traute er auch diesem Ungläubigen …«
    »Es gefällt mir nicht, wenn Ihr den Botschafter einen Ungläubigen nennt«, sagte der Prior seufzend. »Er war ein Freund. Ein Verbündeter. Durch sein geschicktes Vorgehen haben wir die Zeit gewonnen, die wir brauchten! Außerdem ist der Junge ein kluger Kerl. Denkt nur daran, wie gut er mit sechs Jahren bereits Schach spielte.«
    »Ja, aber jetzt interessiert er sich nicht mehr dafür … Er ist
verliebt
.« Die letzten Worte sagte er mit spöttischem Unterton. »Genau wie sein Vater. Ich sag’s ja, nichts als Flausen im Kopf.«
    Abel seufzte ergeben. Es war klar, dass die Mönche alles über ihn wussten. Seine Kindheit, seine Jugend, was er machte, was er fühlte. Er verstand nicht, wie sie das alles erfahren hatten und warum sie ihn so angriffen.
    »Könnte mir mal einer sagen, wer diese ›sie‹ überhaupt sind?«, fragte er dazwischen.
    Die beiden Männer sahen sich fragend an.
    »Ich glaube nicht, dass du das jetzt wissen musst«, entfuhr es Bruder Lorenzo.
    »Dann sagen Sie mir wenigstens, was es mit diesem Elefanten auf sich hat. Was ist so Besonderes an ihm? Wenn man mich schon seinetwegen umbringt, steht es mir wenigstens zu, vorher den Grund zu erfahren.«
    »Der elfenbeinerne Elefant ist eine Art ›Ermächtigung‹.« Bruder Dámaso nahm Abels Hände in die seinen und sah ihm in die Augen. »Ich will ehrlich zu dir sein. Dein Vater war ein außergewöhnlicher Mensch. Du weißt das vielleicht nicht, weil das Leben dir leider nicht genug Zeit gegeben hat, es herauszufinden. Aber ich kann es dir sagen, und ich gehöre zu denen, die der Meinung sind, dass sich dieses Außergewöhnliche vererbt.« Bruder Lorenzo seufzte skeptisch und verdrehte die Augen. »Du hast etwas ganz Besonderes. Deshalb haben wir Monsieur Verdoux zu dir ins Haus

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