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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Candida. «Wir sind dieses Jahr ziemlich eingeschränkt, weil Robert einen Ferienjob bei der Softwarefirma seines Cousins in Cheltenham hat.»
    «Besser, als im Sun Valley armen Hühnern den Hals umzudrehen.»
    «Kann schon sein.» Candidas Familie war mit Landwirtschaft reich geworden und hielt wahrscheinlich ein Riesenpaket Aktien an Sun Valley. «Dein Typ ist Waliser, oder?»
    «Aber das merkt man nicht.» Jane wurde rot und augenblicklich wütend auf sich selbst, also setzte sie hinzu: «Ich meine, er bespringt nicht
jedes
alte Schaf, das ihm über den Weg läuft.»
    Candida kniff die Augen zusammen. «Alles in Ordnung, Jane?»
    «Ja.» Jane seufzte. «Mir geht’s blendend.»
    Candida klopfte Jane auf die Schulter. «Also, dann bis zum Herbst, wenn wir uns in der Oberstufe abrackern.»
    «Klar.»
    Jane sah Candida nach, die mit selbstbewusstem Schritt über den Hof zum Parkplatz ging, wo sie von ihrer Mutter im zweitbesten Range Rover erwartet wurde. Janes eigene Mutter – alter, klappriger Volvo – würde noch eine Zeitlang auf sich warten lassen. Sie hatte am Vormittag eine Beerdigung abhalten müssen: Alfred Rokes war mit hundertundzwei Jahren abgetreten, nachdem er bis zum Alter von neunzig als Schmied gearbeitet hatte, also kein Anlass für allzu große Trauer. Danach – und das war dann schon eher ein bisschen trübselig – hatte sich der Bischof bei ihr im Büro angesagt.
    Da sie noch eine ganze Stunde totschlagen musste, hätte sich Jane hinter das Gebäude verdrücken und heimlich eine Zigarette rauchen können. Wenn sie geraucht hätte. Aber warum sollte sie das tun, wo schon ihre eigene Mutter qualmte wie ein Schlot?
    Jane ballte die Hände zu Fäusten, sodass sich ihre Nägel in die Haut gruben.
    Eine alte Jungfer, die nicht mal raucht. Was für ein Scheißleben.
    O.   k., das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem war, dass Eirion alle Anstalten machte, ihre Beziehung auf die Scott Eagles-Sigourney Jones-Ebene zu heben.
    Jane beobachtete Jones und Eagles, die Hand in Hand zum Schülerparkplatz gingen. Scott hatte seinen Führerschein mitsiebzehn gemacht und war schon vorher Landrover gefahren, sobald er mit den Füßen an die Pedale kam. Da war er vermutlich ungefähr neun Jahre alt gewesen, denn er war ein großer Junge und inzwischen ganz ausgewachsen. Erwachsen. Erfahren.
    Und Eirion – der mit seinem kräftigen Körperbau und seiner netten Art ziemlich sexy war – hatte offenbar auch schon jahrelang Erfahrungen gesammelt.
Na ja, du weißt schon, ich habe doch in dieser Band gespielt
, so würde er es ausdrücken. Keine Frage, Eirion kannte sich aus.
    Und inzwischen hätte er Jane auch haben können. Sie hätte mit ihm geschlafen, klar. Auf der Rückbank eines Autos oder irgendwo anders, ganz egal, wo; sie wollte es einfach hinter sich haben, ungefähr so wie einen nervigen Abwasch – es sagten ja sowieso alle, dass das erste Mal scheiße war, dass man es wie eine lästige Pflichtübung hinter sich bringen musste, bevor man anfing, es zu genießen.
    Aber Eirion würde ihre eiskalte kleine Hand von seinem Gürtel schieben.
Ich will, dass wir es anständig machen,
würde er murmeln.
Verstehst du, was ich meine?
    Anständig? Was hatte
Anstand
damit zu tun?
    Ich will nicht, dass es   … gewöhnlich wird, weißt du? Keine Nullachtfünfzehn-Nummer. Du und ich, wir   …
Und dann wäre es ihm unheimlich peinlich, und er würde durchs Autofenster zum Mond hinaufstarren. Meine Güte.
    Gewöhnlich?
Also, mit «gewöhnlich» wäre Jane mehr als zufrieden gewesen, sie machte sich schließlich keine Illusionen, erwartete kein funkelndes Liebesfeuerwerk. «Gewöhnlich» wäre sogar eine richtige Erleichterung für sie gewesen.
    Keuchend stapfte sie unter der brütenden Sonne über den Sportplatz zwischen den Tennisfeldern. Eine richtig sengende Sonne war das, und sie würde die Küste von Pembrokeshire garantiert in das reinste Palm Beach verwandeln. Hatte EirionsBonzenfamilie womöglich sogar einen Privatstrand? Gingen sie alle zusammen hemmungslos nackt baden? Bloß weil sie Waliser waren, bedeutete das schließlich noch nicht, dass sie zugeknöpft und erzkonservativ sein mussten. Vermutlich stimmte eher das Gegenteil: Sie und der junge Master würden ein Zimmer mit Doppelbett und eine Familienpackung Kondome zugeteilt bekommen.
    Mist
. Warum fühlte sie sich bloß so? Schließlich hatte sie eben in der Prüfung offenbar gut abgeschnitten. Das bekam man immer mit. Sie würde einen sehr

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