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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Oberstufe. Jane fühlte sich wie in einem Kokon aus Hitze und Unwirklichkeit.
    Sie blinzelte.
    Layla Riddock, groß, üppig und keineswegs schulmädchenhaft, stand in der Tür – sie trug einen superkurzen Mini und ihreBluse stand bis zum Rand ihres BHs offen. Sie sah aus wie eine Nutte in einer dunklen Gasse.
    «Sieh mal an», sagte Layla. «Das Pfarrerstöchterlein. Was für eine Ehre.»

2   Kleine grüne Äpfel
    Gemeinsam ist man sicherer   … die Last auf viele Schultern verteilen   … geteiltes Leid ist halbes Leid
. Der Bischof badete an diesem Vormittag geradezu in Klischees, was allerdings auch schlüssig war angesichts der Tatsache, dass die Kirche von England das Übernatürliche genauso bewertete wie das Verteidigungsministerium UFOs. Besucher? Das blendende Licht auf der Straße nach Damaskus? Die zart schimmernde weiße Gestalt in der Grotte? Gott bewahre.
    Das blendende Sonnenlicht über dem Pfarrhaus von Ledwardine wurde von den Jalousien am Küchenfenster gedämpft. Die Mönchstonsur Bernie Dunmores wirkte fast wie ein zarter Heiligenschein. Er füllte sein Glas mit Cider aus der Dose auf und strahlte Merrily an.
    «Die sehen in
Ihnen
ein Symptom für wachsende Hysterie. Sie fürchten, dass die Kirche wieder mittelalterliche Sitten einführen will, bloß um im Geschäft zu bleiben. Oh nein», Bernie schüttelte sich, «wenn die Anglikanische Kirche im dritten Jahrtausend wirklich untergeht, dann soll das in aller Stille und mit Würde passieren. Solche Leute wie Sie sollen ihre Kreuze außerhalb der Kirche schwenken.»
    «Würde ich das wohl tun, Bernie?» Unter ihrem Priesterkragen trug Merrily ein dunkelgraues T-Shirt . Ihr Haar war noch feucht von der Dusche, die sie zwischen Alf Rokes’ Beerdigungund der Ankunft des Bischofs schnell noch eingeschoben hatte. «So etwas sagen sie? Sogar nach Ellis?»
    Aber sie wusste genau, was gemeint war. Nick Ellis war ein fanatischer Bekenntnischrist gewesen, der in Dorfsälen gepredigt hatte, die mit CHRISTUS IST DAS LICH T-Postern gepflastert waren, und der die Flamme des Heiligen Geistes mehr als eine Art Schweißbrenner betrachtete. Und Merrily Watkins war die Spinnerin, die für die Erlösung ruheloser Toter betete und derzeit zur Online-Beratung psychisch Gestörter die erste Exorzisten-Website Herefords aufbaute. Ellis und sie hatten sich nicht leiden können, aber für mehr als die Hälfte der Kleriker standen sie auf derselben Stufe.
    Ein Verrückter und eine Frau.
    Bernie Dunmore hatte natürlich ganz recht; sie hatte den Aufbau eines Teams schon viel zu lange vor sich hergeschoben.
    Unverhohlen musterte er sie von Kopf bis Fuß, als suchte er nach ersten Zeichen von Verschleiß und Wertminderung.
    «Sie möchten also ein Team, Bischof?»
    «Wenn das
Amt für spirituelle Grenzfragen
mit dem Rücken zur Wand steht, würden ihm mehr als nur
ein
Rücken guttun», sagte Bernie weise.
    Also gut. Die meisten Diözesen hatten inzwischen ein Grenzfragen-Team, eine Gruppe von Priestern, die dem Thema aufgeschlossen gegenüberstand und den Exorzisten unterstützte.
    «Okay, machen wir uns dran.» Sie setzte sich ihm gegenüber an den Refektoriumstisch aus Kiefernholz. Das Sonnenlicht, das durch die Lamellen der Jalousie hereinfiel, zeichnete Tigerstreifen auf ihre bloßen Arme. «Die Frage ist   … wen sollen wir nehmen?»
    Bernie trank noch einen Schluck Cider. Merrily versuchte sich vorzustellen, was er statt Bischof hätte werden können. Man hätte fast glauben können, dass er nur deshalb eingesetzt worden war,weil er so sehr nach Bischof aussah – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Mick Hunter, den man eher für einen aufstrebenden Fernsehmoderator gehalten hätte. Zuvor war Bernie Weihbischof von Ludlow gewesen, die Nummer zwei in der Diözese, und hatte sich kaum jemals im Bischofspalast von Hereford sehen lassen. Seine offizielle Bestätigung als Bischof durch die Downing Street hatte alle aufatmen lassen: Er war eine sichere Option.
    «Möchten Sie jemand Bestimmten vorschlagen, Merrily?»
    Natürlich hatte sie darüber schon ausführlich nachgedacht. Aber die Mitglieder des Hereforder Klerus, denen sie am meisten vertraute, wollten mit Exorzismus leider genauso wenig zu tun haben wie der Teufel mit dem Weihwasser. Diejenigen allerdings, die ihr Interesse an einer Tätigkeit bekundeten, die sie anscheinend für eine Art Nahkampf mit dem Satan hielten   … na ja, Nick Ellis hatte den Job gewollt, und das sagte schon alles.
    «Es gibt sicher

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