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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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guten GCS E-Abschluss machen und im September für die Oberstufe zurückkommen.
    Sie würde als Erwachsene zurückkommen, mit einem Lover.
    Jane schluckte.
    Eirion mit all der Reife und Erfahrung seiner siebzehn Jahre also hatte Jane – die in sexueller Hinsicht erschreckend zurückgeblieben war – kennengelernt, und sie war etwas «Besonderes» für ihn geworden. Vielleicht hatte das auch daran gelegen, dass Jane bei ihrer ersten Begegnung körperlich von jemandem verletzt worden war, den sie für einen Freund gehalten hatte, worauf in Eirion die Beschützerinstinkte und so weiter erwachten   … und das war ja auch o.   k.
    Und etwas «Besonderes» für jemanden sein?   … Na gut, das war ziemlich schmeichelhaft.
    Oder
wäre
es, wenn sie dazu bereit wäre, diese «besondere» Rolle zu spielen, was vielleicht der Fall hätte sein können, wenn es andere – oder wenigstens einen anderen – vor Eirion gegeben hätte. Aber der erste Typ, mit dem man es mit sechzehn Jahren machte, sollte eigentlich nicht gleich der ganz «Besondere» sein, oder? Nicht der langfristig Besondere, nicht der Bis-dass-der-Tod-euch-scheidet-Besondere. Nicht gleich der erste Typ.
    Warum zum Teufel hatte sie gesagt, dass sie mit nach Wales fahren würde?
    Jane blinzelte ein paar Tränen weg, sie wusste nicht, was sie wollte – außer, dass sie keine Jungfrau mehr sein wollte. Dass sie
jetzt
keine Jungfrau mehr sein wollte. Dass sie diesen überflüssigen Ballast nicht mit in dieses sogenannte Feriencottage nehmen wollte.
    Wirklich, wenn ihr jetzt ein nicht allzu pickliger Jüngling aus der Oberstufe über den Weg liefe, wäre sie versucht, ihm ein Angebot zu machen, das er nicht ablehnen konnte – einfach um ES hinter sich zu haben.
    Ja, das würde sie ganz bestimmt machen.
    Sie war allein auf dem Sportplatz. Irgendwo aus der Ferne klang brüllendes Gelächter zu ihr – Wall und Gittoes auf freiem Fuß, kurz davor, den
Royal Oak
zu stürmen und Streit mit einem Lehrer anzuzetteln. Ihr letzter Schultag, der Tag, von dem sie fünf endlose Jahre lang geträumt hatten. Sie waren jetzt auch erwachsen. Mit Brief und Siegel. Sogar Wall und Gittoes waren erwachsen!
    In Jane stieg Panik auf. Sie fühlte sich schutzlos, wie sie so allein mitten auf dem Sportplatz stand und die Sonne als glühendes unheilvolles Auge auf sie niederbrannte.
    Sie war ein Kind. Immer noch ein Kind.
    Vor ihr lag der Beton-Schuppen des Hausmeisters, ein quadratischer, frei stehender Bunker. Der Hausmeister hieß Steve, war ungefähr dreißig, hatte dicke Pferdelippen und einen riesigen Bierbauch. Aber es war trotzdem nützlich, sich mit ihm gut zu stellen. Sein Beton-Schuppen war nämlich ein sicherer Ort zum Pokern, Haschrauchen oder für den Verkauf von Ecstasy-Pillen und so weiter. Steve handelte angeblich selbst mit dem Zeug, aber er verkaufte es nicht jedem; er war sehr vorsichtig und sehr wählerisch.
    Kirsty Ryan und Layla Riddock aus der Oberstufe waren nicht so wählerisch. Sie lachten zwar über Steve, gingen aber nach derSchule trotzdem manchmal zu ihm in den Schuppen. Und was gab ihnen der schmierige Steve dafür? Das wusste niemand, allerdings ging das Gerücht, dass er jedem Kokain beschaffen konnte, der ihm eine gewisse Art der Bezahlung anbot.
    Schulzeit.
Sex and Drugs and   …
    Jane sah, dass die Jalousie am Fenster des Schuppens heruntergelassen war.
    Es gab keinerlei Grund dafür, dass es am Schuppenfenster des Hausmeisters überhaupt Jalousien geben musste, doch jedes Fenster der Schulgebäude war mit den gleichen Jalousien ausgestattet. Sie waren aus schwarzem Kunststoff, sodass man jederzeit einen Lehrfilm zeigen oder ins Netz gehen konnte.
    Da drinnen gab es aber keinen Fernseher, und einen Computer auch nicht. Die heruntergelassene Jalousie konnte nur eins bedeuten: Gleich nach Ende der Englischprüfung war Steve schon wieder am Geschäftemachen.
    Ging es eigentlich immer nur um das eine? Jane wollte sich gerade umdrehen, um über den Sportplatz zurückzugehen, als die Tür des Schuppens aufschwang.
    Sie blieb stehen. Der sonnenüberflutete Sportplatz dehnte sich nach drei Seiten aus; sie konnte überall hinlaufen und sich doch nirgends verstecken.
    «Also los, komm schon rein», erklang eine schleppende Stimme aus dem Inneren des Schuppens. «Häng nicht da draußen rum.»
    Jane bewegte sich nicht. Sie stellte sich vor, dass auf Steves Werktisch bunte Pillen lagen – vielleicht aber auch eine total geschmacksverirrte Schülerin aus der

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