Der Turm
Worte.«
»Das ist ja das Schlimme: Daß man auf seine Worte achten muß.«
»Sag mir, wo du stehst –«
»Herr Ritschel, bitte noch was von Ihrem Chemikerpunsch! Ich will Ihnen was sagen, Rohde. Das mit dem roten Komma – vergessen. Hat mich im stillen sogar amüsiert.«
»und welchen Weg du gehst«
»Ich bin Aufklärer, das heißt: Kritiker, Ironiker, Ungläubiger, vielleicht. Denn vielleicht glaube ich noch nicht einmal daran, daß ich an nichts glaube. Sie sind Romantiker, und das heißt, daß Sie zum Kapitalismus beitragen. Denn die Sehnsucht und das Heimweh treiben die Welt, aber das Treiben, eben, ist Kapitalismus. Der Stillstand ist die Utopie. Deshalb will ich, daß die Uhren nicht schlagen, deshalb bin ich für den Winter. Sie glauben, als Romantiker, der Welt zu entsagen, sie zu fliehen. Unsinn! Sie treiben sie an … pursuit of happiness, so steht es in der amerikanischen Verfassung. Ein romantischer Grundsatz. Und der Wappenspruch des Imperiums des Ich.«
»Meine Damen und Herren, für Sie intoniert: Songs von Karat! Für euch, die ihr den Regenbogen liebt, hat Karat das magische Licht entzündet: haben Henning und Bernd ihre Saiten verzaubert, hat Micha seinen Pulsschlag getrommelt, haben Herbert und Ed ihr Bestes gegeben! Und übrigens: Es darf immer noch getanzt werden!«
»Ich habe ein Bild gesehen, lieber Eschschloraque, Eisschollen, die durch die gefrorene Oberfläche eines Sees schießen; Relikte waren es, Vergangenheit im Jetzt. Ob es einmal eine Gesellschaft geben wird, die ganz aus Vergangenheiten besteht?«
»So erschrocken, Herr Altberg? Keine Angst, ich werfe es niemandem vor, wenn er zu denken wagt, daß es nach dem Sozialismus noch etwas anderes geben könnte.«
»Da haben Sie schon anders geklungen, bester Eschschloraque!«
»Judith, komm doch mit! Es wird eine großartige Zeit sein. Wir werden Geschichte schreiben …«
»Mir genügen schon Geschichten. Sag dich von Marisa los.«
»Ich kann nicht. Das kann ich einfach nicht. Ich liebe euch beide, eben … euch beide, und jede auf besondere Weise.«
»Sagte Casanova: Ich bin treu, in jeder Beziehung.«
»Mir wirfst du Spießbürgerlichkeit vor, und selber? Judith.«
»Und was sagen Sie, Meister Kiebitz? Soll ich mitgehen? – Sie schweigen. Immer schweigen Sie.«
»Er wird seine Gründe haben, Judith. Ich bitte dich: komm mit.«
»Es darf getanzt werden! Da sind schon einige mutige Paare beim Tanz in den Mai!«
»Es ist ein Geheimnis sowohl der Natur wie des Staates, daß es sicherer ist, vieles zu ändern als etwas einzelnes –«
»Du bist heute argwöhnisch, Trude.«
»Ach, weißt du, mein lieber Ludwig, der Argwohn ist unter den Gedanken, was die Fledermäuse unter den Vögeln sind: sie flattern stets im Dämmerlicht.«
»Eine Krankheit ist’s, die alles stet zerfrißt. Guten Abend.«
»Ah, Herr Eschschloraque. Wie geht’s Ihren beiden Maschinen? Haben Sie meine Bleistiftsendung bekommen?«
»Macht das Gemüt bewölkt, die Stirnen dunkel, mißtraut dem Zucker, nennt ihn süßestes der Gifte, läßt Freunde auseinandergehen und nährt die Nessel Eifersucht. Schiefkrumm kriecht’s da die Zeit entlang … ein Wald von Argwohn, voll von finsterem Getier.«
»Dieser Eschschloraque – früher hätte man so was wie den verhaftet. Was meinen Sie? Der kommt doch von früher? Ja … wir hätten wachsamer sein müssen. Von seiner Größe und Unsterblichkeit ist er felsenfest überzeugt … Wissen Sie, Rohde, daß er seine Werke für den Feuerfall hat auf Stahlplatten gravieren lassen, aus dem Freitaler Edelstahlwerk? Er besitzt einen Bunker unter seinem Haus Zinnober, da drinnen liegen sie.«
»Auf die Japaner ist Verlaß. Sie lieben die deutschen Orchester über alles, vor allem unsere Staatskapelle. Wir hatten ja neulich … vielleicht wissen Sie das. Es stand nicht in der Presse. Also dieses Zahnbürstenproblem. Ein russischer Artillerist war besoffen und hatte Frust, und da hat er, Heidewitzka, ’ne kleine Artillerierakete auf Reisen geschickt. Die hat ausgerechnet die Hauptproduktionshalle unseres Zahnbürstenwerks getroffen. Gottseidank war keiner drin, die Werktätigen von der Nachtschicht saßen beim Skat.«
»Darf … dürfte ich um ein Tänzchen bitten, Genosse Esch … Sch … Sie ham aber auch ’nen komischen Namen, Herr Ha-gestolz und Stol-zen-hahn.«
»Ich glaube nicht, daß Sie in Ihrem Zustand tanzen sollten, Frau Honich.«
»Kö-Könich der Zierfüsche, haha. So nennt man Dich. Komm, du
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