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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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an?«
    »Nur wenn Sie Anzüge aus Tweed tragen.« Ihre rechte Hand befingerte kurz unter dem offenen Mantel das Revers seines blauen Anzuges. Sie hatte das Wort
Tweed
betont. Er zögerte, überlegte rasch. Wie zum Teufel hatte Tweed ihn so schnell aufgespürt? Er mußte sichergehen.
    »Nur daß ich einen solchen Anzug nicht anhabe.«
    »Ich weiß. Aber Tweed stimmt doch, oder?«
    »Wer sind Sie also? Ich bin müde und habe wenig Zeit.«
    »Laila Sarin. Ich bin Reporterin der Zeitung
Iltalehti.«
    »Verschwinden Sie.«
    »Ich bitte um Verzeihung. Tut mir leid.«
    Er zögerte noch immer. Was war nur los mit ihm? Er konnte nicht einmal eine einfache Entscheidung treffen. Dabei war das, was er tun mußte, klar: er hatte herauszubekommen, was das Mädchen vorhatte. Danach konnte er sie besser mattsetzen – oder sie loswerden.
    »Das war grob von mir«, sagte er. »Ich entschuldige mich. Ich muß in dieses Hotel.« Er zeigte ihr den Umschlag von Alexis’ Brief. »Ich wollte es dem Taxifahrer zeigen. Ich kann das Wort nicht aussprechen. Kommen Sie mit.«
    »Ich sag es ihm.« Sie schlug sich den langen Riemen ihrer großen Tasche fester um die Schulter. Ihre Enttäuschung war ihr so deutlich vom Gesicht abzulesen gewesen, daß er Mitleid mit ihr gehabt hatte. Er muße in Hinkunft besser achtgeben. Vielleicht wußte sie besser mit Männern umzugehen, als er annahm.
    Sie traten aus dem Eingang, und sie redete finnisch mit dem Fahrer, der Newmans Koffer im Kofferraum verstaute, während sie hinten einstiegen. Er merkte, daß sie ihn aus dem Augenwinkel beobachtete, als der Wagen anfuhr.
    »Lassen Sie mich nur eines sagen«, bemerkte sie. »Es ist ein wirklich schönes Hotel, das Sie sich ausgesucht haben. Etwas außerhalb gelegen, sehr ruhig und erholsam. Guter Platz zum Nachdenken und Entspannen.«
    Dabei beließ sie es, als sie mit hoher Geschwindigkeit auf einer vierbahnigen Schnellstraße dahinfuhren, zwischen Kieferngehölz und hier und da einem aus dem Boden ragenden verwitterten Granitblock. Keinerlei Anzeichen einer Stadt. Jetzt fiel ihm ein – Granit, die Seele von Helsinki. Harte Burschen, diese Finnen.
    Hatten ihre Hauptstadt buchstäblich aus dem Granit gehauen.
    Es war noch Tag, aber alle aus der Gegenrichtung kommenden Wagen hatten die Scheinwerfer eingeschaltet. Ein weiterer interessanter Aspekt Finnlands, wie ihm wieder einfiel. Es war gesetzlich vorgeschrieben, stets mit eingeschalteten Scheinwerfern zu fahren, außer man befand sich im Stadtgebiet, wo es dem Gutdünken des Fahrers überlassen blieb. Dadurch entstand der geisterhafte Eindruck, es sei, egal zu welcher Tageszeit, kurz vor Einbruch der Dunkelheit.
    »Sie sollten einen Blick darauf werfen«, sagte sie und drückte ihm etwas in die Hand.
    Es war ihr Presseausweis. Sie legte ihre Identität offen, in einem weiteren Versuch, ihn zu beruhigen. Er hätte ihn ihr natürlich schon auf dem Flughafen abverlangen sollen. Himmel, er brauchte jetzt ein paar Tage zum Nachdenken und Entspannen. War das nicht genau das, was auch sie gesagt hatte? Schien sehr intuitiv zu sein, dieses Mädchen. Wußte sie von Alexis und hatte es sorgfältig vermieden, darüber zu reden?
    »Wir fahren nicht in die Stadt, sondern gleich in Ihr Hotel«, sagte sie, aus dem Fenster starrend und ohne ihn anzusehen. »Hoffentlich haben Sie ein nettes Zimmer mit Blick übers Meer.«
    »Sie hatten nur noch eine Suite, also nahm ich die. Das Hotel ist an der Küste?«
    »Ja, aber Sie werden gar nicht den Eindruck haben, es wäre so.
    Dieser Teil des Meeres wirkt mehr wie einer unserer finnischen Seen. Von einer Suite aus werden Sie auch guten Ausblick haben.
    Ich möchte gerne mit Ihnen reden, Mr. Newman. Wäre es möglich, daß wir heute abend zusammen essen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht möchte ich gleich zu Bett gehen.«
    »Daran hätte ich denken sollen – Sie haben einen langen, ermüdenden Flug hinter sich. Entschuldigen Sie.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Er stockte. »Wir werden sehen, wie’s mir geht, wenn wir da sind. Ich meine …«
    »Verstehe«, antwortete sie ruhig und ohne Ungeduld zu zeigen.
    Newman erkannte, daß er sie seine Gereiztheit fühlen ließ und nicht sehr freundlich zu ihr war. Er warf ihr einen Blick zu. Laila Sarin schaute immer noch aus dem Fenster. Sie mochte siebenundzwanzig sein, schätzte er. Kein Ring am linken Ringfinger. Sie war in keiner Weise attraktiv nach den üblichen Kriterien, aber ihr Wesen hatte eine besänftigende

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