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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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bewerkstelligt.
    Sehr nettes Ding.«
    In Tweeds Gesicht regte sich kein Muskel. Howards PublicSchool-Akzent, dessen er sich gewöhnlich befleißigte, hatte fast schmachtende Weichheit angenommen. Es war allgemein bekannt, daß er mit der reichen Adligen, die er geheiratet hatte, keine allzu gute Ehe führte.
    »Warum sind Sie hergekommen?« fragte Tweed. »Da Sie nun aber schon einmal da sind: haben Sie etwas gefunden?«
    »Nichts zu finden. Newman ist ein geriebener Hund. Nicht ein Notizbuch oder Stück Papier in der ganzen Wohnung, das einen Hinweis liefern würde. Und daß ich hier bin – was das betrifft?« – der Akzent der Oberschicht brach sich mit Vehemenz Bahn –, »Newman hat Leadbury abgehängt.«
    »Damit war zu rechnen.« Tweed ging langsam durch das große Zimmer, nichts berührend, alles in sich aufnehmend. »Warum steht der Kerl in Zivil noch immer beim Eingang herum?«
    »Peacock? Nicht besonders helle, wie so viele. Die Leute von der Spurensicherung müssen noch kommen. Offenbar gab’s letzte Nacht eine ganze Serie von Einbrüchen. Haben Sie irgendwas bemerkt?«
    »Ich sehe mich bloß um.«
    Tweed starrte auf die Deckplatte der Regency-Kommode an der Wand. Sie war von einer dünnen Staubschicht bedeckt. Hausfrauenarbeit war nie Alexis’ Stärke gewesen. Zwei Linien, eine hinter der anderen, zogen sich klar durch den Staub. Tweed öffnete die Lade in Höhe der Linien, dabei den metallenen Handgriff anfassend, der Fingerabdrücke nicht annahm.
    »Da drin werden Sie nichts finden«, versicherte Howard. »Ich habe alles durchgesehen.«
    Tweed starrte den leeren Silberrahmen an, der noch vor kurzem auf der Kommode gestanden haben mußte. Er schloß die Lade, ging durch den Raum und stieg die zwei Stufen zur Kochnische hoch. Er sah sich um, verließ den Raum und ging nach hinten ins Schlafzimmer. Den kleinen Raum, in dem man vorn vom Vorzimmer aus gelangte, benützte Newman als Arbeitszimmer. Dort würde nichts zu finden sein.
    Er durchsuchte das Schlafzimmer genau, schaute sogar unter die beiden Betten. Verdammt heiß war es hier drin. Er tupfte sich die Stirn ab und fragte sich, welch phantastische Höhen die Quecksilbersäule inzwischen erklommen haben mochte. Würde diese Hitzewelle ewig dauern? Tweed haßte Hitze. Tagtäglich richtig beißende Kälte, welch belebende Wirkung hätte das auf ihn!
    »Nichts?« fragte Howard von der Türöffnung aus.
    »Nichts.« Komisch, aber es war die Wahrheit. »Ich gehe jetzt am besten«, entschloß er sich. »Ich muß eine Maschine erreichen.«
    »Nach Paris? Sie glauben, ›Le Monde‹ kann Ihnen etwas über Alexis sagen?«
    »Kaum. Ich muß mich beeilen. Entschuldigen Sie mich.«
    »Und Sie sagen mir nichts über diesen Procane?«
    »Ich wünschte, ich hätte etwas zu sagen. Es ist bloß ein Name. In Washington gibt es niemanden in einer Schlüsselposition, der so heißt. Seltsam, nicht?«
    »Ihr Koffer steht im Kleiderschrank, Flugtickets, Reiseschecks plus etwa hundert Pfund in französischer Währung stecken im Briefumschlag auf ihrem Schreibtisch«, kündigte Monica an, als Tweed das Büro betrat. »Haben Sie Ihren Paß?«
    »Hören Sie um Gottes willen auf, die Pferde scheu zu machen. Sie wissen, daß ich meinen Paß immer bei mir habe.«
    Tweed bedauerte seinen Ausbruch, kaum daß er hinterm Schreibtisch saß. Monica schien gekränkt, öffnete eine Akte und beugte sich darüber. Er atmete tief durch, legte beide Hände auf die Tischplatte und preßte den Rücken gegen die Lehne seines Drehsessels.
    »Es tut mir unendlich leid. Das war unverzeihlich. Ich sollte dankbar dafür sein, wie Sie sich ständig um mich kümmern.«
    »Irgendwas an diesem Auftrag macht Ihnen Sorgen?«
    »Mir mißfällt dieser ganze Auftrag. Aber er muß erledigt werden.«
    »Haben Sie etwas in Newmans Wohnung gefunden?«
    »Ja, Howard, der wie Gottvater dastand. Er hatte dort nichts zu suchen, aber ich hielt den Mund.«
    »Gut für Sie. Und was haben Sie gefunden?«
    »Das, was ich nicht mehr fand, ist so beunruhigend. Zwei Dinge fehlten. Howard hatte es ebenfalls nicht bemerkt. Die Leute sehen nie etwas, das
fehlt.
«
    »Was fehlte?«
    »Ein Foto von Alexis. Ich fand den leeren Rahmen in einer Kommodenschublade. Newman hat das Foto mitgenommen, um es Leuten in Finnland zu zeigen. Er versucht ihre letzten Schritte zurückzuverfolgen. Und der Koffer, den er für rasche Abreisen ständig gepackt bereithält, war weg. Es gibt keinen Zweifel mehr – er ist abgereist, um die Mörder

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