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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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abgelegenen Lichtung. Nach dem Flug von Arlanda hierher hatte sie sanft auf dem felsigen Grund aufgesetzt. Casey hatte etliche mögliche Landeplätze überflogen, bevor er diesen ausgewählt hatte. Er erfüllte alle gewünschten Bedingungen.
    Er war weit genug weg von den über die ganze Insel verstreuten Sommerhäusern, abseits nicht nur von einer Straße, sondern auch von den Fußpfaden, die die Insel kreuz und quer durchzogen. Und er lag nahe an der Küste.
    »Wir fliegen morgen«, hatte ihm Wilson Stunden nach ihrer Landung mitgeteilt, nachdem er das Funksignal der Admiralität empfangen hatte.
    Sie verzehrten die mitgebrachten Rationen und tranken dazu Mineralwasser. Die kalte Nacht verbrachten sie in Schlafsäcken unter der Maschine. Die unglaubliche Stille zerrte an ihren Nerven. Sie spielten am Morgen Karten und waren froh, als es Zeit zum Start wurde. Auf einer Karte zeichnete Casey ihre Position ein, bevor sie abflogen, faltete die Karte zusammen und steckte sie in die Tasche.
    Im Falle ihrer Entdeckung hätte Casey eine Geschichte parat gehabt: Maschinenschaden. Er hatte sogar am Motor herumgebastelt, um die Story glaubwürdig erscheinen zu lassen. Jetzt aber war der Motor voll betriebsfähig. Er schaute noch einmal auf die Uhr und startete dann die Rotoren.
    »Gott sei Dank, wir fliegen«, sagte Wilson. »Es ist das Warten, das einen auf die Nerven geht.«
    »Sagt Tweed auch immer.«
    Die Maschine stieg über die Baumwipfel empor, schwebte einen Augenblick lang bewegungslos in der Luft und flog dann ostwärts – zum Finnischen Meerbusen, nach Helsinki, zum Landeplatz beim Hotel
Kalastajatorppa.
    Der Trawler
Saaremaa
lag vor der Küste bei Turku, die Netze waren ausgeworfen. In seiner Kajüte schaute Kapitän Olaf Prii noch einmal auf die Uhr. Er warf einen Blick durchs Fenster. Bald würde es dunkel sein, und er würde ununterbrochen auf seine Uhr schauen.
    Prii war nicht im geringsten nervös. Zu viele Jahre waren es schon, in denen er ein Doppelleben geführt hatte. Manchmal dachte er, er sei hart und unerbittlich geworden. Aber die einzige Form des Überlebens war die Arbeit in einer Untergrundbewegung. Er zündete seine Pfeife an und ging hinaus an Deck.
    Die See war ruhig, der Himmel klar. Perfekte Bedingungen für das, was er zu tun hatte. Weiß Gott, Wetterberichte gehörten zu seinem Alltag. Sein Bruder hatte den Funkraum nicht mehr verlassen, seit sie von Tallinn abgefahren waren. Auch er war ein harter Mann geworden. Jeder, ob Mann oder Frau, zahlte seinen Preis für das Leben, das er – oder sie – lebte. Und wie Casey konnte auch Olaf Prii es nicht erwarten, endlich in Bewegung zu sein.

42
    »Wie viele Leute haben wir zur Verfügung, Karma?« fragte Mauno.
    »Normalerweise vierzig …«
    »Wie viele heute nacht, meine ich.«
    »Sechsunddreißig. Vier fallen wegen Krankheit aus.«
    »Ich habe folgendes vor.« Mauno marschierte in seinem Büro auf dem Ratakatu rund um den Tisch. »Schicken Sie zwölf zum ›Kalastajatorppa‹. Unter all den Ärzten dort wird man sie nicht bemerken. Sechs weitere sollen in der Nähe der Sowjetbotschaft sein. Weitere sechs rund um die Amerikanische Botschaft. Bleiben zwölf. Schicken Sie sechs zum Flughafen Vantaa. Die restlichen sechs bleiben hier als Reserve.«
    »Ich erteile sofort die Instruktionen. Wenn ich wüßte, um was es geht …«
    »Das wüßte ich gerne selbst, Karma. Sie kennen doch die Gerüchte um einen Amerikaner namens Procane, der auf dem Weg nach Rußland sein soll? Wir wollen keinen internationalen Zwischenfall an unserer Haustür. Ach, ja – von der Reserve schicken Sie noch einen Mann zum ›Hesperia‹. Zeigen Sie ihm ein Bild von Tweed.«
    »Und was dann?«
    »Dann können wir nur warten. Es wird eine lange Nacht werden.
    Rufen Sie vorsorglich meine Frau an. Aber erst, nachdem Sie alle meine Weisungen ausgeführt haben.«
    Die Alouette flog in den finnischen Luftraum in derselben geringen Flughöhe ein, die sie auf dem ganzen bisherigen Flug eingehalten hatte. Die Sonne stand knapp über dem Horizont, als sie auf dem Landeplatz nahe der Anlegestelle aufsetzte.
    Das Hotelgebäude, das dem Strand am nächsten stand, war hell erleuchtet. Das Runde Restaurant wimmelte von Kellnern, die Vorbereitungen für das Bankett der Teilnehmer des Ärztekongresses trafen. Auf dem Anlegesteg stand die kleine Gestalt eines Mannes, der das Herannahen des Hubschraubers über der glatten See beobachtet hatte.
    Casey sprang aus der Maschine und reichte dem

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