Der Überlebende: Roman (German Edition)
man nicht ein Programm schreiben?!
Ich: ein Freudenblitz! Greta, du bist ein großer Entwurf! – Schon vor der Schule konntest du rechnen, du wusstest, was ein Programm ist, ich habe dir gezeigt, wie man auf einem Texas-Instruments-Taschenrechner ein einfaches Programm verfasst. Ich erkläre dir, natürlich kann man ein Programm schreiben, aber du kannst es ohne Rechner oder Bleistift und Papier nicht laufen lassen. Sofort würdest du den Überblick verlieren. Aufzeichnen ist nicht erlaubt.
Du sagst: » Du erlaubst nicht, dass ich die Würfel in meinem Kopf aufzeichne.«
Der Doktor hatte erklärt, Peters Reise werde nur ein paar Stunden dauern. Die Reisezeit sei zu vernachlässigen, die Zeit am Reiseziel verlaufe parallel zu unserer Zeit. Nachdem Peter in Trance gefallen war, gab der Doktor die Anweisungen an seine Assistentin nur noch stumm. Sich mit dem gekrümmten Zeigefinger über die Lippen fahrend, bediente er die Regler an seinem Kommandopult mit größtmöglicher Einfühlung.
Peter hatte gedacht, dass da irgendwo seine Gefühle für Sondra warteten, die sich mit klopfendem Herzen schlafend stellten vor ihm. Die Vergangenheit mit Sondra eine süß duftende und allseits brummende ewige Seligkeit? Eine goldumrahmte Stereoskop-Ansicht, wenn man nur lange genug draufstierte? Er hatte geglaubt, auf seiner Zeitreise treffe er jemanden, der ihm zuhörte, der ihn verstand. Aber Greta hatte ihn überrumpelt, und mich.
Peter atmete schwer und unruhig. Sein Körper war an der Ostsee und sein Geist ebenfalls. Dabei hätte der in Leipzig sein sollen und dort, wo er sich mit Sondra getroffen hatte. An mir lag es nicht, dass er die falsche Weltlinie genommen hatte, ich hatte ihn ausführlich gebrieft.
Peters Herzfrequenz fiel ab. So weit, dass ein Pfeifton ertönte. Die Assistentin reichte dem Doktor eine Spritze, die er Peter unmittelbar neben dem Brustbein verabreichte. Er erläuterte, das sei Adrenalin. Peters Körper zuckte kurz, sofort ging die Pulsfrequenz nach oben.
Die Arme und Beine des Reisenden zappelten auf dem Plexiglastisch, sein Kopf hatte einmal ein Gesicht und einmal nicht. Wer oder was trat da mit den Füßen und griff ins Nichts, als das zugehörige Herz erst ab- und dann zunahm?
Der Würfel ist da, in deinem Kopf. Eher rechts, eher oben. Du schaust nicht genau hin, solange du die Einzelheiten nicht brauchst.
Dann taucht die Fünf vor dir auf, sie ist durchsichtig. In diesem Moment interessieren dich nur die rechte Kante und die beiden rechten Augen der Fünf, der Rest der Fünf nicht. Zuerst musst du dich zurechtfinden. Etwas, die Stelle , hatte auf die Fünf gezeigt. Etwas in dir hatte gewusst, was kommen sollte, danach wusstest auch du es. Sobald klar ist, dass es die Fünf sein soll, erscheint dahinter die Drei.
Mit der Stelle meinte sie die Position im Raum. Als ich sie später nach der Fläche fragte, auf der die Drei abgebildet war, gab sie zurück, es sei nicht Teil der Aufgabe gewesen, genau zu bestimmen, wie groß diese Fläche war, sie habe sich auch nicht dafür interessiert, ob sie überhaupt quadratisch war. Genauso wenig habe es eine Rolle gespielt, ob sie an der Fünf vorbei- oder durch sie hindurchgeblickt hatte.
Die Drei läuft diagonal von links unten nach rechts oben. Andere Würfelflächen sind angedeutet, die obere und die rechte. Die Zwei und die Fünf – Fehler! Der Fünf liegt immer die Zwei gegenüber. Rechts von der Drei die Fünf, links von der Drei die Zwei –
Du lässt die neue Situation auf dich wirken. Die Sechs taucht auf, auf der oberen Fläche. Es ist unklar, wie sie ausgerichtet ist. Du weißt, dass die Lage der Zwei diejenige der Sechs bestimmt, aber du kannst dich nicht mehr an den Winkel erinnern. Da fällt dir ein, dass die Sechs immer mit der Breitseite an die Fünf grenzt, jetzt weißt du genau, wie die Sechs auf der oberen Fläche des Würfels liegt.
Du bemühst dich, die Zwei auf der hinteren Seite zu sehen, aber irgendwie zeigt nur etwas vom rechten unteren Eck der Fläche auf das linke obere. Die Sechs ist lediglich etwas, was oben querliegt, zwischendurch ging sie sogar verloren. Ihre Fläche ist wie eine Glasscheibe, durch die du hindurchblickst.
Danach fragte ich sie, ob sie da überhaupt einen Würfel gesehen hatte, sie sagte nein, nur zwei Gegenstände. Ich fragte: Flächen? Sie wiederholte: Gegenstände, die sie bewegte. Sie hätte keineswegs immer einen Würfel gesehen.
Du konzentrierst dich wieder auf die Sechs, die Zwei ist
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