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Der übersehene Mann: Roman

Der übersehene Mann: Roman

Titel: Der übersehene Mann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina McKenna
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Warnungen in der kleinen Gebrauchsanleitung ein, die er nur kurz überflogen hatte. Jetzt, wo es zu spät war, standen ihm die Zeilen wieder vor Augen: Übermäßiges Schwitzen kann zu einer Verkürzung der Klebfähigkeit führen. Benutzen sie keine Pomaden oder Lotionen auf diesem Produkt.
    »Na, dann waschen wir’s mal aus«, sagte Paddy, »und hauen’s dir wieder auf den Skalp.« Er tätschelte Jamies Glatze. »Das klebt ja noch schön, das müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn es nich nochmal hält.«
    »Aber es is nass!«, jammerte Jamie. »Was soll ich ihr denn sagen, wenn sie mich mit einem klatschnassen Kopf ankommen sieht?«
    »Ach, überlass das einfach mir, Jamie.« Paddy nahm das Haarteil und wusch es mit Seife aus. »Du könntest sagen, du hast einen kurzen Spaziergang gemacht und es hat geregnet.« Paddy dachte nach, dazu hatte er nur selten Gelegenheit.
    »Aber Paddy, die Sonne brennt vom Himmel. Ich kann ja schlecht behaupten, dass es in der Toilette geregnet hat.«
    Jamie starrte in den Spiegel, er war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Er sah so untröstlich aus, als sei er auf dem Weg zum Galgen.
    »Mann, das ist doch das Allerletzte!«, rief er. »Wir kamen grad so unheimlich gut zurecht und jetzt is alles für die Katz.« Paddy nickte mitfühlend und trocknete das Toupet mit einem Handtuch. Er hielt es ans Licht und war zufrieden.
    »Hier, bitte sehr, Jamie, versuch es mal aufzusetzen.«
    Jamie legte es wieder auf den Kopf. Aber das Einweichen in Urin zeitigte seine Wirkung und außerdem hatte Paddy die Seife nicht richtig ausgespült. Das Haarteil ähnelte jetzt einer Wasserratte, die durch einen Stromschlag zu Tode gekommen war.
    »Sieht richtig gut aus«, bemerkte Paddy, obwohl ihm klar war, wie weit er sich damit von der Wahrheit entfernte. »Jetzt kannst du wieder zurückgehen. Ich und Rose warten so lange, wie du möchtest, Jamie.«
    Verdrießlich musterte Jamie sein Spiegelbild. Vielleicht hatte Paddy ja recht, dachte er, als er den Kopf hin und her wandte. Zur Not ging es durch. Aber nur zur Not.
    »Ach, es sieht doch grauenhaft aus!«, sagte er zum Spiegel.
    »Überhaupt nich«, sagte Paddy sanft. Es sieht ein bisschen nass aus, Jamie, aber bei der Hitze trocknet es doch ganz schnell.«
    »Na, vielleicht haste recht.« Jamie sah noch einmal in den Spiegel. »Und sonst, wie seh ich aus?«
    »Du siehst toll aus. Ich und Rose haben grad gesagt, du hast noch nie so gut ausgesehen.« Er klopfte Jamie auf den Rücken. »Und dass du und Miss Devine, dass ihr gut ausseht zusammen. Wirklich ein hübsches Mädchen. Weißte, Rose hat gesagt, ihr seht aus, als wärt ihr füreinander gemacht, denn ihr habt beide dieselbe Nase.«
    »Hat Rose das gesagt?«
    »Ja, hat sie. Und jetzt solltest du zuerst rausgehen, Jamie, denn es könnt ein bisschen komisch aussehen, wenn wir zusammen rausgehen. Wir waren ganz schön lang hier drinnen, und wir wollen ja nich, dass die Leute reden.«
    Jamie nickte.
    »Du willst die Lady doch nich mehr warten lassen.«
    »Nee, da haste völlig recht, Paddy.«
    Jamie schickte sich an zu gehen, warf einen letzten Blick in den Spiegel und knöpfte das Jackett zu, doch dann machte er den Fehler, auf seine Schuhe hinabzusehen. Mit der unglückseligen Folge, dass sich das Toupet verabschiedete. Es fiel auf eine seiner schimmernden braunen Schuhe und sah ganz wie ein Nagetier aus.
    »Himmelherrgott nochmal! Das wars! Ich geh nich mehr zu ihr. Das Drecksteil hält einfach nich!«
    Paddy bückte sich und hob es auf.
    »Ach, komm schon, Jamie«, sagte er wieder sanft, »versuch’s doch einfach noch mal. Du könntest doch den Kopf ganz stillhalten und nich hochoder runtersehn, dann hält es doch bestimmt.«
    »Nee, Paddy, das will ich nich riskieren.«
    »Bist du ... bist du dir ganz sicher, Jamie?«
    »Ich lass mich eher an die Wand stellen und erschießen, als dass mir das Dings da vor ihren Augen vom Kopp fällt: So wahr Gott mir Atem eingepustet hat.«
    Paddy kratzte sich unschlüssig am Kopf. »Oh, hört sich so an, als bist du dir sicher genug.« Davon würde sich Jamie nicht mehr abbringen lassen. Er hatte sich entschieden.
    Die Männer standen unschlüssig herum, bis Paddy eine Idee hatte.
    »Weißte was, Jamie. Ich frag Rose, was wir machen sollen.«
    Jamies Gesicht hellte sich auf.
    »Genau, das isses, Paddy. Rose weiß bestimmt, wie’s jetzt weitergeht. Warum sind wir da bloß nich eher drauf gekommen?«
    Paddy verließ die Toilette. Jamie stopfte das Toupet in die

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