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Der übersehene Mann: Roman

Der übersehene Mann: Roman

Titel: Der übersehene Mann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina McKenna
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genau, wie sich Autofahren und Kochen in Jamies Kopf miteinander verbanden, aber sie versicherte ihm, dass sie sehr gerne kochte.
    »Ich habe Ihnen nämlich solche Kekse mitgebracht, von denen ich Ihnen geschrieben habe.« Er schob ihr die verkrumpelte Tüte hinüber. »Die Rosinenkekse.«
    »Oh, das ist aber wirklich aufmerksam, James!«
    »Sieh doch mal, Paddy, jetzt hat er ihr die Rosinenkekse zugeschoben.«
    »Ja, hab ich gesehen, Rose. Ich bestell vielleicht noch einen, möchtest du auch noch einen Orangensaft?«
    »Sieh doch nur, Jamie muss über sie sprechen, denn Lydia guckt in die Tüte.« Rose klammerte sich aufgeregt an Paddys Arm.
    »Siehst du’s, Paddy? Gott, ich hoffe bloß, dass sie ihn jetzt nich fragt, wie er die gemacht hat, denn das sag ich dir, Jamie hat bestimmt alles vergessen, was ich ihm erzählt hab.«
    »Bestimmt«, stimmte Paddy ihr zu, der jetzt wirklich noch einen Drink bestellen wollte. »Willst du nun einen Orangensaft oder nich?« Paddy klimperte mit dem Kleingeld in der Hosentasche.
    Rose beobachtete Jamie und Lydia, ihr Gesicht glühte vor Freude und Einverständnis. Auf einmal fand sie, dass sie einen Grund zum Feiern hatte, denn sie war es gewesen, die sich das alles ausgedacht hatte, dieses gesegnete Treffen und Jamies Verwandlung von einem einsamen Junggesellen zum potenziellen Ehemann.
    »Rose ...«
    »Nein, Paddy, ich sag dir, was ich haben will.« Sie wischte sich mit einem bestickten Taschentuch die Stirn ab. »Zur Feierlichkeit des Tages nehm ich so’n Herveys Bristle Cream Sherry, jawohl.«
    Geheimnis gelüftet, dachte Lydia. Sie schloss die Tüte und lächelte ihn an. Merkwürdige Schweißkügelchen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. »Wirklich vielen Dank. Haben Sie sie selbst gemacht?«
    »Jawohl«, log Jamie.
    »Wirklich!«
    Jamie, dem Lydias Lob und der Alkohol zu Kopf gestiegen waren, dachte, er könne sie noch mehr beeindrucken, wenn er ihr erklärte, wie er sie gebacken hatte.
    »Ach, die sind ganz leicht zu machen, ehrlich. Man wirft etwas Mehl auf die Arbeitsfläche und rührt ein bisschen und dann ... und ...« Er versuchte sich daran zu erinnern, wie Rose es ihm vorgemacht hatte. »Dann haust du ein paar Eier rein und rührst wieder weiter. Und dann musst du ... ja, dann musst du ...« Jamie sah zu Rose hinüber, von der er sich Inspiration erhoffte. Er bekam aber nur ein weiteres königliches Winken. Lydia ermutigte ihn nickend.
    »Na ja, und dann ... ach so, ja klar, dann schmeißt du noch ein paar von den kleinen Braunen da rein, wie heißen die noch ...«
    »Sultaninen?«
    »Genau die! Und dann rührt man weiter und dann sind sie soweit, dass man sie in den Ofen knallt, und das wars.« Jamie nahm noch einen Schluck Whiskey. Er war mit sich zufrieden, denn er fand, wenn er so aggressive Verben wie »werfen«, »hauen«, »schmeißen« und »knallen« benutzte, würde sie ihn bestimmt für einen Experten der kulinarischen Künste halten.
    »Wie interessant!« Lydia lächelte, während sie sich fragte, wo der Zucker, das Salz und vor allem die unabdingbare Margarine geblieben waren.
    In dem Moment tat sich etwas an der Tür. Eine Gruppe Herren jenseits des mittleren Alters hatte die Lounge betreten. Sie kämpften ausnahmslosmit unterschiedlichen Stadien von Haarausfall und hatten diesen Verlust mit Backen- und Schnurrbärten und mit Koteletten zu kompensieren versucht. Sie trugen Sportjacketts und Krawatten, und Lydia sah konsterniert, dass sie alle eine Kamera dabeihatten. Ihr fiel wieder die Ankündigung in der Lobby ein. Heute hielt der Fotoclub hier seine Tagung ab – der Kameraclub von Killycock, bei dem der grässliche F.X. McPrunty Mitglied war. Sie sah schnell weg, ihr Herz hämmerte. Gebe Gott, dass er nicht dabei war!
    Jamie bemerkte, dass Lydia Angst hatte, aber er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er sah die Herren genauer an, entdeckte aber nichts Außergewöhnliches an ihnen.
    »Ach, das ist doch nur ein Haufen Foto... Fotografen. Die werden schon keine Fotos von uns machen, bestimmt nicht.«
    Lydia lächelte und versuchte ruhig zu bleiben. Jetzt schwitzte sie auch. Sollte sie zur Toilette sprinten? Als sie wieder zu ihnen herüberblickte, war sie überrascht, eine vollbusige junge Frau unter ihnen zu sehen, die einen Minirock und Lackstiefel trug. Die Herren summten um sie herum wie Motten ums Licht.
    Das also ist mit dem Glamourfotoclub gemeint, dachte Lydia.
    Als sie später auf die nun folgenden Ereignisse zurückblickte, konnte

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