Der Ultimative Ratgeber Für Alles
Vielleicht ist der ganze Kosmos nur das Ergebnis einer narzisstischen Störung aufgrund sexueller Ichfixierung. Wir wissen es nicht.
WELTUNTERGANG
Warum muss man eigentlich überhaupt über so etwas nachdenken? Der Kosmos macht doch eh, was er will. Gibt es nicht wichtigere Dinge, mit denen man sich beschäftigen sollte, zum Beispiel die aktuelle Bedrohung der Welt? Da ich nicht weiß, in welchem Zeitalter Sie dieses Buch lesen (der Druck sollte ein paar Jahrzehnte halten), kann ich Ihnen leider nicht sagen, welche Untergangsfantasie gerade unsere Medien beschäftigt. Ich habe zu viele Weltuntergänge überlebt, als dass ich noch in der Lage wäre, jeden einzelnen zu behalten oder gar ernst zu nehmen.
Der erste Weltuntergang, den ich überlebt habe, war das Waldsterben. Damals sagte man mir: »Das ist das Ende. Denn erst stirbt der Wald und dann der Mensch!« Und als junger Mensch stellte ich ganz selbstverständlich die wesentliche Frage: Muss ich dann überhaupt noch zur Schule?
Wenn man der Chaostheorie Glauben schenken darf, ist die Natur in der Lage, eigenständig geordnete Strukturen im Chaos herzustellen. Sollte die Erde irgendwann im Rahmen eines intergalaktischen Krieges zerstört werden, ist also nicht damit zu rechnen, dass sich die atomaren Bestandteile einfach im Raum verteilen. Wahrscheinlich formt sich einfach etwas Neues, das aussieht wie ein Fleischerhaken oder ein Romanesco mit fraktalen Strukturen und Fibonacci-Spiralen. Auch gut.
Weil das Weltenende offenbar abgemachte Sache war, denn mit der Umweltbewegung war die Gotik zurückgekehrt in die Vorstellungswelt der Deutschen. Der saure Regen war da, eine wunderbar apokalyptische Vision! Und die Borkenkäfer, die Boten der Hölle, die geflügelten Engel der Vernichtung!
Die Ankunft der Borkenkäfer wurde den Menschen damals angekündigt als Neuauflage des Hunnensturmes, jener klimatischen Katastrophe aus dem 4. und 5. Jahrhundert, als das Tiefdruckgebiet Attila, die älteren erinnern sich vielleicht noch daran, Europa verwüstete. Und so ähnlich hatte man sich, wenn man den frisch gegründeten Grünen Glauben schenken durfte (Und warum sollte man nicht? Sie waren jung, warum sollten sie lügen?), den Borkenkäfer vorzustellen, was für ein gieriges Raubtier! Und der Borkenkäfer sollte erst den Wald aufessen und, wenn er dann noch Hunger haben sollte, uns gleich mit.
Es kam anders. Der Borkenkäfer hatte plötzlich keinen Hunger mehr. Vielleicht hatte er sich auch verlaufen. Oder er war falsch abgebogen. Oder er wollte lieber zum Japaner? Wir haben keine Ahnung! Wer kann schon in die Seele eines Käfers blicken? Jedenfalls: Das Waldsterben wurde abgesagt! Und wir waren völlig perplex und dachten: Was nun? Gibt es für uns nun plötzlich eine Zukunft oder wie oder was?
Nein! Das Ozonloch war da! Gott sei Dank! Der Weltuntergang hatte sich nur eine neue Ursache gesucht. Gut so! Da musste man nicht gleich bis zum äußersten gehen, eine Ausbildung machen oder ein Studium!
Die Welt wird ein Solarium! Überall nur noch rostbraune Blondinen, mit einer Haut wie Ente süß-sauer! Große Panik! Dann allerdings trat das Unvorstellbare ein: Das Ozonloch war weg. Die Nachricht traf uns wie ein Keulenschlag. Es stand in der Süddeutschen Zeitung irgendwo auf den hinteren Seiten: »Ozonloch so klein wie noch nie seit Beginn der Messungen.« Da es sich nicht um eine Katastrophenmeldung handelte, schaffte es die Nachricht nicht auf Seite 1. Wir aber waren bedient. Was nun?
Dann fiel auch noch die sicherste aller Apokalypsen aus, der Dritte Weltkrieg, den nach unseren Informationen Ronald Reagan auslösen sollte, gemeinsam mit McDonald’s, Hollywood und dem Disneykonzern. Was war da los? War Reagan zu alt geworden? Oder verweichlicht?
Wieder Neuorientierung. Da kam uns die Atomkraft entgegen, der gute alte Feind aus den 70ern! Tschernobyl! Endlich! Ein amtlicher Versuch der Weltzerstörung. Aber selbst das war nicht der erwartete Weltuntergang. Das kam überraschend, denn wir waren bis dahin davon überzeugt: Wenn eine Kernschmelze eintritt, das überlebt die Menschheit nicht! Stattdessen? Eine ganz normale Katastrophe! Drei Monate kein Salat und weitermachen .
Da waren uns die Leute in der DDR ausnahmsweise einmal weit Voraus. Die haben gleich weitergemacht, weil ihnen ja keiner Bescheid gesagt hat.
Dann kam die Gentechnik! Gene! Ganz schlimm! Plötzlich waren überall Gene! Und ich erfuhr: In meinem eigenen Körper sind Gene! Ich bin vergiftet!
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