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Der Ultimative Ratgeber Für Alles

Der Ultimative Ratgeber Für Alles

Titel: Der Ultimative Ratgeber Für Alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Nuhr
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vorstellen können. Da können Sie den Hulk fragen, der wird Ihnen das bestätigen.
    Ich glaube, dass sich Gott unseren moralischen Kategorien entzieht. Was uns böse erscheint, muss nicht im göttlichen Sinne böse sein. Eine Grippe ist ein Fest für die viren und im Sinne der Gleichberechtigung aller Arten dieser Welt ein feierlicher Grund zur Freude für alle, denen das Schicksal von mikroorganismen am Herzen liegt. WENN SIE KRANK SIND, HABEN SIE MITLEID MIT DEN MIKROORGANISMEN, DIE IHR KÖRPER IN DIESEM MOMENT UNERBITTLICH NIEDERMETZELT.
    Ich selbst halte mich an diesen Ratschlag allerdings kaum. Mir fehlt da einfach der urchristliche Charakter. Ich bin gemein. Von mir aus können die kleinen Racker im Orkus verrecken, mir ist meine Gesundheit wichtiger. Aber ich bin ja auch nicht der Schöpfer, der das Ganze im Auge behalten muss. Ich bin nicht Gott, zumindest soweit ich informiert bin. Ich bin ja oft der Letzte, der was erfährt. SOLLTEN SIE, LIEBER LESER, ZUFÄLLIG GOTT SEIN, PRÜFEN SIE, OB SIE NICHT AUFGRUND IHRER KRANKHAFTEN ALLMACHTSFANTASIEN BESSER EINEN ARZT AUFSUCHEN SOLLTEN.
    In Gottes Sinn könnten selbst für uns schreckliche Ereignisse positive Wirkungskräfte entfachen, da sie im Gleichgewicht des Kosmos eine Funktion haben, deren Sinn wir nicht abschätzen können. Selbst das Böse kann positive Wirkung zeitigen, ein Erdbeben, das in hundert Kilometer Tiefe neuen Lebensraum für irgendwelche kruden Bakterien schafft, oder eine Niederlage gegen England im Elfmeterschießen, die den Briten neue Lebensfreude schenken würde - um einmal ein völlig unrealistisches Beispiel zu nennen. Eine solche Möglichkeit sollte selbst Göttern unvorstellbar sein. Das könnte den Insulanern so passen!
    Gott sei Dank neigt Gott nicht zu absurden Grausamkeiten, wenn man vom Vorabendprogramm im deutschen Fernsehen absieht.
    In meinen Vorstellungen sieht Gott anders aus. Er ist ein großer, frei schwebender Gedanke. Er hat drei Beine, damit er nicht umfällt, lebt im Himmel und guckt wie ein tibetischer Mönch, also entspannt bis bekifft. Natürlich trägt er keine Kutte, stattdessen kurze Hosen und Sandalen mit weißen Socken, denn Gott steht auch über dem guten Geschmack. Er hat eine runde, lächelnde Rübe, die uns bedeutet: »Ich mein’s doch gut.« Vielleicht trägt er aber auch Federn, ein Monokel und ein riesiges Tattoo, das aussieht wie ein Ornament, in Wirklichkeit aber die Weltformel beinhaltet, die vereinigung von Relativitätstheorie und Unschärferelation.
    Im Grunde ist die Fantasie, was Gottesbilder angeht, frei. Warum sollte Gott nicht vielleicht sogar aussehen wie Paul Breitner 1974? Oder doch wie ein Ork. Oder wie Paul Breitner als Ork. Ich denke, eine solche Erscheinung wäre exakt genauso wahrscheinlich wie die eines himmlischen Richters auf einem Thron. Nicht die Bilder, die wir uns von Gott machen, sind verrückt, es ist absurd, dass wir uns überhaupt ein Bild machen.
    Schwere Themen: Gott, Tod, Paul Breitner! Aber es wird ja immer wieder beklagt, dass überall der Tiefgang fehlt. Allerdings sind sich die Philosophen nicht weinig darüber was Tiefgang überhaupt bedeutet. Hat das Leben etwas zu bieten unterhalb der Oberfläche? Nicht umsonst spielt auch beim Paarungsvorgang die Oberfläche eine wichtige Rolle. Innereien interessieren dabei nicht (oder selten, Perverse gibt es überall!). Es gibt Menschen, die glauben, sie seien tiefsinnig, weil sie alle Filme Peter Greenaways aufzählen können. Nichts gegen Greenaway, aber das Auswendiglernen von Fachwissen ist keine große Leistung. Die Anwendung macht den Unterschied! Rabenvögel sind in der Lage, mehrere Werkzeuge gleichzeitig zu benutzen. Dies ist ein sicheres Zeichen von Intelligenz. Und ich kenne keinen Raben, der sich mit britischen Filmemachern des 20. Jahrhunderts auskennen würde.
    Nicht umsonst wird der Vorgang der verbildlichung Gottes in einigen Religionen verboten. Wahrscheinlich war den Religionsgründern die merkwürdigkeit des eigenen Hochmutes, Gottes Aussehen benennen zu können, bewusst. Die Christen haben sich dann auf eine großväterliche Gestalt mit Bart geeinigt, weil eine Frau mit Vollbart nicht gut angekommen wäre. Warum eigentlich? Man sollte gerade auch in religiösen Fragen öfter einmal ungewöhnliche Wege beschreiten.
    Um Missverständnissen vorzubeugen: Dies soll nicht respektlos erscheinen. Religionsgründer haben jeden Respekt verdient. Das ist ein schwerer Beruf, und Ausbildungsstellen gibt es so gut wie

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