Der Ultimative Ratgeber Für Alles
BESPUCKEN!
Auch ein Verbot des Überholens auf der rechten Seite erscheint wenig sinnvoll in einem Weltall, in dem alles umeinanderkreist. Die uns bekannte Materie neigt nicht dazu, geradeaus zu fahren.
Während uns der Blick in den gestirnten Himmel über uns mit Ehrfurcht erfüllt, macht uns das Gucken aus dem Auto hinaus eher aggressiv. Wir nehmen die anderen Verkehrsteilnehmer nicht als kosmische Phänomene im Rahmen eines universellen Entwicklungsprozesses wahr, sondern als im Weg stehende Drecksäcke. Recht so! Es muss schließlich nicht jeder genau da fahren, wo ich gerade mein Raumschiff durch Raum und Zeit lenke. Platz da! Jetzt komme ich!
Im Kosmos wird ständig abgebogen, überholt und eingeparkt. Sterne und Planeten fahren wie die Sau, und häufig kracht es. Einen kosmischen TÜv sucht man vergebens. Dazu kommt: 75 Prozent der Masse unseres Weltalls besteht aus dunkler Materie, fährt also ohne Beleuchtung. Alles rast planlos auseinander, ohne Bremse, ohne Hupe, ohne Licht.
Gott sei Dank hat der Mensch aus diesem Chaos gelernt und Regeln geschaffen. Auf deutschen Autobahnen ist es selbstverständlich, nur so weit aufzufahren, dass man gerade noch erkennen kann, wie viele Haare dem Fahrer des vorausfahrenden Fahrzeugs aus den Ohren wachsen. Man begreift andere Verkehrsteilnehmer als Partner und zeigt ihnen höflich, aber bestimmt den ausgestreckten Mittelfinger.
Wer einen Führerschein besitzt, weiß, dass es die Regeln sind, die den Menschen daran hindern, sich gegenseitig zu massakrieren. Ein Geländewagen ist eine Waffe. Und wer sich einen solchen Panzer anschafft, der ist auch geistig in der Lage, sie zu nutzen. Allerdings sind es im Verkehr nicht die Regeln alleine, die diese Menschen davon abhalten, zum Tier zu werden. Es sind nicht zuletzt die Kosten eines Lackschadens, die manchen Verkehrsteilnehmer daran hindern, Mord und Totschlag zu begehen. Rache ist teuer, selbst wenn man beim Spurwechsel geschnitten wurde.
Wer sich einmal die Mühe gemacht hat, das Bundesgesetzbuch zum Zwecke der Erbauung durchzulesen, muss erkennen, dass die Anzahl der Regeln, die in unserer Gesellschaft existieren, das für den Laien überschaubare Maß bei weitem überschreiten. Die bei uns gültigen Gesetze schützen nicht nur die Unversehrtheit des menschlichen Körpers, sondern auch Eigentum, Urheberrechte und die freie Ausübung der menschlichen Dummheit. Apfelbäume dürfen nicht mit Früchten werfen, Garagen müssen Abstand halten und Regenwürmer, die mit ihrem Körper über die Grundstücksgrenze lappen, dürfen mit dem Spaten zerteilt werden. Einzelheiten regelt das Faustrecht. Deshalb hier der nächste Ratschlag: TUN SIE, WAS SIE WOLLEN, ABER LASSEN SIE SICH NICHT ERWISCHEN!
WEITERE NORMEN
Wenn man erst mal akzeptiert hat, dass es Regeln gibt, an die es sich zu halten lohnt, wenn man also die Pubertät hinter sich gelassen und eine gewisse menschliche Reife erlangt hat, die es einem ermöglicht, die Vergangenheit in einer autonomen Jugendbande, einer Wehrsportgruppe oder einer geschlossenen Anstalt hinter sich zu lassen, dann ist es hilfreich, darüber nachzudenken, wie weit Regeln gehen müssen, sollen sie ein gepflegtes Zusammenleben der Menschen ohne größere Massaker oder Bandenkriege ermöglichen.
Ich halte Gewaltfreiheit für etwas aus sich selbst heraus Erstrebenswertes. Das liegt natürlich auch an meiner Körpergröße. Ab 2,15 Meter kann man körperliche Konflikte mit einer gewissen Gelassenheit angehen.
Ich aber denke an meine Gesundheit. Für mich ist der Körper mehr als meine sterbliche Hülle. Er ist das Gefäß, in das ich meine Seele gieße. Und Bier. Wer das Körperliche für überschätzt hält, sollte sich einfach einmal mit dem Hammer auf den Daumen schlagen. Sofort begreift man: Körper und Geist sind eins. Und auch der Geist schreit, wenn der Nagel blau wird.
Hier kommt der Comedy-Kollege Immanuel Kant zum Zuge. Sein kategorischer Imperativ ist bisher ungeschlagen, sowohl als Norm wie auch als Pointe. »HANDLE SO, DASS DIE MAXIME DEINES WILLENS JEDERZEIT GRUNDLAGE EINER ALLGEMEINEN GESETZGEBUNG SEIN KÖNNTE.« Ein echter Brüller! Oder: »Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte.« Und: »Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.« Was so viel heißt wie: »Mach was du willst! Aber mach nicht so
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