Der Ultimative Ratgeber Für Alles
Meditationsgebiete. Dort werden Passanten derart langsam überfahren, dass der Tierschutzbund protestiert. Ein unhaltbarer Zustand!
Tempo 100 in der Kinderspielstraße würde die Aufenthaltsdauer von Autos im Wohnbereich signifikant verkürzen. Und Tempo 200 würde die Zeit noch einmal halbieren. Es ist nicht nachvollziehbar, warum der Gesetzgeber hier nicht tätig wird, wahrscheinlich, weil dann die Einnahmen aus der Geschwindigkeitsüberwachung sinken würden.
Geschwindigkeitsbegrenzungen dienen heute nicht mehr der Begrenzung der Geschwindigkeit, sondern der Staatsfinanzierung. Radarüberwachung sollte früher rasende verkehrsteilnehmer disziplinieren, heute freut sich der Finanzminister über jeden, der bei einer behenden Fahrt durch die Buckelstraße vor dem Kindergarten die Schallmauer durchbricht und damit das Steuersäckel füllt.
Größter Dank gilt dabei jenen, die dabei noch telefonieren und Schnaps trinken, den Mäzenen der Neuzeit, die durch konsequentes Multitasking zehn Flensburger Punkte oder mehr auf einmal einfahren und durch summierte Bußgeldzahlung die Staatsverschuldung mindern, um dann durch gebührenintensive Nachschulung und Idiotentest das Wirtschaftswachstum nachhaltig anzukurbeln. FAHREN SIE WIE DIE SAU! DER STADTKÄMMERER FREUT SICH!
ALKOHOL
So ist das Leben heute. Durch die wahnsinnige Beschleunigung greifen früher unvereinbare Tätigkeiten heute nahtlos ineinander. Galt Alkohol am Steuer früher als lustig, aber verboten, wird heute an unseren Tankstellen mehr Alkohol verkauft als Benzin. Natürlich wurde auch früher gesoffen, wahrscheinlich sogar erheblich mehr als heute, dies aber diente nicht der Betäubung, sondern war selbstverständlicher Bestandteil der täglichen Verlustierung im Nachkriegsdeutschland, also ein Zeichen für Lebensqualität.
Alkohol (C 2 H 6 O), eigentlich Ethanol, ist eine farblose, leicht entzündliche Flüssigkeit, die meistens nicht direkt, sondern über Trägersubstanzen in den Körper eingeführt wird (Fusel, Weinbrandbohnen, Mon Cheri).
Es gibt Forscher, die behaupten, die Sesshaftwerdung des Menschen sei überhaupt erst durch den Alkohol notwendig geworden. Die ersten Bauern begannen mit dem Ackerbau, um Pflanzen zu gewinnen, die sich zur alkoholischen Gärung eigneten. Aus den gleichen Gründen wird heute Cannabis auf dem Balkon angebaut. Die Wirkung ist ähnlich: Das Nomadentum wird eingeschränkt, das heißt, die Wohnung wird nur noch im Notfall verlassen, zur Flucht vor der Polizei oder zum Einkauf alkoholischer Getränke. Man hängt apathisch zuhause auf dem Sofa und knallt sich den Schädel zu. Das ist nicht schlau und verkürzt das Leben nicht unbeträchtlich, ist aber gemütlich.
Im Zeitalter der Beschleunigung trinkt man in einer Art Druckbetankung zum Zwecke der Anästhesie. Sogar an der Tankstellenkasse findet sich eine beeindruckende Auswahl an geistigen Getränken in 0,2-Liter-Gebinden, die unseren Fernfahrern den Alltag ertragen helfen sollen: Asbach Uralt, der weiche Chantre oder Kleiner Feigling, lauter Getränke, die, in Maßen eingeführt, zwar das Hirn weichkochen, aber das Fahrverhalten beschleunigen. Merke: Geschwindigkeit ist heutzutage keine Hexerei, sondern eine Frage des Sprits. Deshalb mein Rat: TANKEN SIE HOCHPROZENTIGES, DANN WIRD DER STAU LUSTIGER.
Wie weiter oben erwähnt, sollten in diesem Buch auch die Grundfragen des menschlichen Daseins geklärt werden, die da lauten: Was soll ich tun, wer zahlt und kann ich noch fahren? Zu erstens: Beginnen Sie mit Atmung, Essensaufnahme und Dehnübungen. Der Rest ist variabel. Zu zweitens: Immer der, der Geld hat.
Zu drittens: Fahren ist grundsätzlich möglich, wenn man nicht bewusstlos ist. Ob es im Einzelfall erlaubt ist, ist eine andere Frage.
WIE SOLL MAN DA NOCH MITKOMMEN?
»Wie soll man da noch mitkommen?«, fragt sich der geschwindigkeitsgedrosselte Bürger, der sich noch an Zeiten erinnern kann, in denen man Bücher las, nachdachte oder mit einem Grashalm im mundwinkel in der Sonne döste. Solche Tätigkeiten erledigen heute Avatare im virtuellen Raum, damit der Entspannungsbedürftige in der Zwischenzeit weiterhetzen kann.
Wenn Sie dieses Buch hier zu viel Zeit kostet, kaufen Sie einfach weitere Exemplare und deponieren Sie sie überall dort, wo Sie eventuell ein paar Sekunden Zeit haben könnten, auf dem Klo, unter der Sonnenbank oder in der Leichenhalle (Letzteres ist ein Vorschlag, der sich hauptsächlich an Pathologen richtet).
Auch gut: LASSEN SIE LESEN!
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