Der Ultimative Ratgeber Für Alles
Oder noch besser: LASSEN SIE LEBEN! Man muss nicht alles selber machen! LERNEN SIE DELEGIEREN! WER SELBER STIRBT, VERLIERT VIEL ZEIT. Wofür gibt es Servicekräfte?
Hier heißt es Strategien entwickeln. Wer heute noch in der Spitzengruppe mitfahren will, kann es sich nicht leisten, aufgehalten zu werden. Leider darf man Vorausfahrende nicht einfach von der Straße schießen. Das ist verboten, wenn man nicht gerade als Geheimagent Ihrer Majestät, der englischen Königin, arbeitet und die Lizenz zum Töten besitzt, ein seltenes Recht für die wenigen, die bereit sind, für das Privileg der freien Fahrt im Schleudersitz-Cabrio mit Schlangen in Hotelzimmern zu kämpfen und Männern mit stählernen Gebissen zu begegnen.
Normale Menschen haben keine Chance, dem Verkehr in unseren Straßen zu entkommen. In den Extra-Listen der bekannten Autohersteller sucht man Kurzstreckenraketen vergebens. Auch Kobalt-Thorium-Geräte oder Photonentorpedos sind nicht im offiziellen Angebot und können ausschließlich bei erdfernen Trabanten bestellt werden. Man sollte auf einer Zustellung durch WARP-Service bestehen, sonst sind Zustellzeiten im Äonenbereich zu erwarten.
Zeit ist Geld, so sagt der Volksmund. Leider gibt es erheblich mehr Geld als Zeit, so dass Zeit als knappes Gut immer teurer wird, zumal der Staat Dollares und Euronen neuerdings nur noch in Milliardenscheinen ausgibt. Da aber nicht nur die Zeit, sondern auch guter Rat teuer ist, bleibt am Ende kaum noch Kohle übrig, so dass immer mehr Menschen darauf verzichten, ihr Geld aus dem Fenster zu werfen. Das ist vor allem für jene schade, die immer gerade unten vorbeigehen, wenn die Scheine auf die Straße flattern. Manch einer bleibt so auf der Strecke.
Alles beschleunigt sich. Brauchten Briefe früher noch 24 Stunden, um den Empfänger zu erreichen, liegt die Post heute oft schon nach wenigen Tagen im Kasten. Kam die Bahn früher häufig zu spät, muss man sich heute sputen, wenn man den Zug erreichen will. Die für 16:24 Uhr avisierte Bahn von Ansbach nach Dinkelsbühl steht oft schon um 14:48 Uhr auf dem Bahnsteig. Natürlich ist dies der Zug von Donnerstag, der eigentlich von Ludwigsburg nach Donaueschingen fahren sollte, dann aber unvermittelt einfach stehen blieb - aus Spaß, aus einer Laune heraus oder weil es der große Obermotz des Universums so befahl. Waren es früher große Naturkatastrophen, die dem Menschen seine Spielballhaftigkeit in Gottes Hand verdeutlichten, braucht es heute lediglich einen technischen Fehler im Stellwerk Oberhausen, um den Zweibeiner unbewegt im Kosmos festzunageln.
Die Gestaltung etwas so Ungestaltbarem wie eines bundesweiten Kursbuchs hat keine Funktion, außer der künstlerischen Darstellung der menschlichen Planungsunfähigkeit, das Dasein betreffend. Im Chaos unserer fraktalartig dahinwuchernden Existenz sind Züge heute zwar oft mehrere Tage, manchmal aber auch Monate zu spät, weil der Reifen unserer ICEs nicht einfach platzt, sondern erst Haarrisse aufweist, um sich in der Folge in seine subatomaren Bestandteile aufzulösen, während der Schnellzug der ersten Generation gerade die Werkstatt verlässt, um seinen Nachkommen hinterherzueilen. Das ist die Relativität der Zeit, wenn keiner mehr weiß, was vorher und nachher ist. So kommt die Bahn der Zukunft zuvor, indem sie den aktuellen Fahrplan mit der Anwesenheit von Zügen persifliert und so das Gefühl erzeugt, man könne mit dem Zug um 11:31 Uhr in Großwallstadt losfahren, um dann um 10:48 Uhr in Pirmasens zu sein, bloß im falschen Jahrzehnt.
Bei der Bahn gehen die Uhren ohnehin anders. Und nicht einmal die Gezeiten erinnern dort daran, dass Lebenszeit verfließt wie ein Rinnsal in der Wüste. Zeit ist relativ, so haben wir es gelernt. Einstein wollte damit sagen: Was in Berlin wie eine Stunde erscheint, ist in Wirklichkeit, also in Pirmasens, in Gera oder in Ansbach, auch gerne einmal etwas länger, ein Jahr oder wenigstens ein Jahrhundert. Wen stört es? Keine Sau! Außer denen, die dort wohnen. Oder ausgeworfen wurden. Vom Schicksal. Wo die Zeit rückwärts verläuft, ist Einstein ohnehin widerlegt. Wahrscheinlich fehlt dort die kosmologische Konstante.
Mein Ratschlag: ZÜGE FAHREN NICHT SCHNELLER, WENN MAN DEN LOKOMOTIVFÜHRER BEDROHT! KLAUEN SIE BESSER EIN FLUGZEUG!
Ein Stück Pfirsichhaut kann möglicherweise von oben betrachtet wirken wie eine Adlernase. Es kann dennoch nicht fliegen, es sei denn, Sie schälen die Frucht im Flugzeug.
Und noch einer: WER SICH
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