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Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Titel: Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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Purpur.
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Außerhalb der Wolke war nichts zu hören gewesen, doch hier im Inneren war es noch zehn Mal lauter als bei einem Konzert der Kentosianischen Trinkbrüder, seiner Lieblingsgruppe. Und die waren lauter als ein Vulkanausbruch.
    Elektronisches Piepsen und Zirpen, Klingeln und Rauschen erfüllten das Innere der Wolke und Berzerks Kopf. Unmelodische Klangfragmente fraßen sich nervtötend in seine Gehörgänge, und er befürchtete, erst die Orientierung und dann seinen Verstand zu verlieren. Oder umgekehrt. Es war, als gäbe es hier drin keinen Sauerstoff, etwa so, wie in einem Raum mit vielen Menschen ohne jegliche Frischluftzufuhr. Nicht, dass er atmen musste, aber unangenehm war es trotzdem. Der Dunst legte sich wie ein schmieriger Film auf seine Plastikhaut.
    Um was zum Henker handelte es sich bei diesem Ding?
    Kein natürliches Phänomen, soviel war klar. Alleine die elektronischen Geräusche, die eine Symphonie des Grauens in seine Ohren sandten, waren Beweis genug. Doch er konnte sich später darüber Gedanken machen, mit was er es zu tun hatte. Jetzt musste er die Kinder der Matroschka finden und so schnell wie möglich von hier verschwinden, und zwar bevor sein Geist irreparablen Schaden nahm.
    Er wedelte mit den Händen, hoffte, die farbige Luft um sich herum teilen zu können. Er lief immer weiter in die Wolke hinein.
    »Hey! Ist da jemand?«, rief er wieder, war sich jedoch bewusst, dass ihn niemand hören konnte, der weiter als eine Armlänge von ihm entfernt war. Zu laut, zu dröhnend und allumfassend war das Klanginferno der Elektronik.
    Er stolperte und schlug der Länge nach hin. Die Axt rutschte ihm aus der Hand und schlitterte auf dem von Purpur verschluckten Rasen von ihm weg. Hektisch tastete er nach der Waffe, bis seine Finger sich endlich um den runden Stiel schlossen. Doch Moment, der Griff war viel zu dick. Er nahm den Gegenstand vom Boden auf und hielt ihn sich so nahe ans Gesicht, dass er schielte. Als er erkannte, was er in der Hand hatte, gab es keinen Zweifel. Er hielt mindestens eines der verlorenen Kinder der Matroschka in den Händen.
    »Wo sind die anderen?«, schrie er so laut er konnte, und seine Kehle fühlte sich an, als hätte er Schmirgelpapier verschluckt. Zuerst dachte er, die Holzpuppe hätte ihn nicht verstanden, doch dann klappte sie auf und brachte ein kleineres Geschwisterchen zum Vorschein. Auch dieses öffnete sich in der Mitte und ließ ein weiteres Familienmitglied erkennen. So ging es noch drei oder vier Mal weiter, bis die Puppen sich selbständig wieder zusammensetzten.
    »Wir sind vollzählig«, konnte Berzerk den ältesten der Familie vernehmen.
    Berzerk klemmte die Familie in die Armbeuge, bückte sich und suchte nach seiner Axt. Ohne sie konnte er nicht von hier verschwinden. Unmöglich. Er würde sich nackt fühlen.
    Der Lärmpegel um ihn herum wurde immer unerträglicher, zerrte an seinem Trommelfell. Es blitzte jetzt immer öfter, doch waren die Entladungen nicht in einem grellen Weiß, sondern so intensiv rot wie das Tuch eines Toreros.
    Autsch! Verflucht, was war das? Eine Ratte musste ihn in den Zeigefinger gebissen haben. Doch im nächsten Moment erkannte er es. Er hatte sich an der Schneide seiner Waffe geschnitten. Egal, bluten würde er ohnehin nicht, und den Finger hatte er sich zum Glück nicht abgesäbelt, wie er durch Abzählen erkannte. Obwohl er nur vier Finger zählte. Aber da auch die andere Hand lediglich vier Finger vorzuweisen hatte, hatte das wohl seine Richtigkeit.
    Er befestigte die Axt an seinem Gürtel und stürmte, von Knistern und Blitzen, Musikfetzen und Kreischen begleitet, in die Richtung, aus der er gekommen war. Zumindest hoffte er das. Die Holzpuppen nah an den Körper gepresst, lief er quasi blind gegen eine Wand aus Purpur.
    Doch schon nach kurzer Zeit musste er sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, wo er sich befand. Es war schlicht unmöglich, sich in dieser wahnsinnig machenden Geräuschkulisse zu orientieren. Da kam ihm die Idee, sich an dem Drahtseil, dessen Ende an seinem Gürtel steckte, auf dem Weg aus der Wolke zu begeben.
    Doch er hatte kaum noch Kraft. Alle Reserven schienen aus ihm herauszulaufen wie aus einer beschädigten Milchpackung. Er drückte sich die Hände auf die Ohren, schrie gegen das Pfeifen an, schloss die Augen. Die Kinder der Matroschka hielt er immer noch fest unter den Arm geklemmt. Seine Knie knickten ein. Er konnte sich gerade noch mit den Händen

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