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Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)

Titel: Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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und mit einem Lederriemen befestigt war, damit er nicht herunterfiel. In regelmäßigen Abständen führte der Freibeuter der Meere die Flasche an seinen Mund, der von einem Dreitagebart umrahmt war, und kippte sie. Anscheinend war in der Flasche tatsächlich Flüssigkeit, doch da der Pirat als Mund lediglich einen schmalen Spalt vorzuweisen hatte und der Flaschenhals viel zu groß war, goss er sich die bronzefarbene Flüssigkeit einfach ins Gesicht. Der Stoff, aus dem er bestand, verfärbte sich dunkel. Als Rechenmaus ihn als Rambus, den Schrecken der Ozeane und Berater des Königs vorstellte, hob dieser fröhlich die Hand samt Flasche zum Gruß.
    »Har, har, seid willkommen ihr Landratten!«, krächzte er mit einer Stimme, die durch Unmengen Rum geformt worden war und die trotz seines kleinen Munds erstaunlich kräftig war.
    »Landratten«, wiederholte der Papagei auf seiner Schulter.
    Der Pirat streichelte dem Vogel über den Schnabel. »Jawohl, Polly, das sind Landratten. Die Größten, die ich je gesehen habe.«
    Bevor Berzerk etwas Unfreundliches erwidern konnte, erklang die mechanische Stimme der Rechenmaschine.
    »Bitte senkt eure Häupter. Der König des Reiches der unerfüllten Wünsche betritt den Raum.«
    Jeder, sofern er einen Kopf zum Senken hatte, kam der Aufforderung nach. Hupi dimmte seine Scheinwerfer und selbst Telli hörte auf zu quatschen und zu läuten. Aus den Augenwinkeln beobachtete Berzerk, wie zwei Puppen in Dieneruniform eine Sänfte durch die Tür und zum Stuhl trugen, der als Thron fungierte. Behutsam hoben sie den König aus der Sänfte und setzten ihn auf die ausgeschlagene Sitzfläche.
    »Bitte erheben sie sich.« Rechenmaus schien solche Zeremonien des Öfteren zu leiten.
    Alle Anwesenden, sofern möglich, standen auf. Jetzt konnte Berzerk den König in Gänze sehen – zumindest dass, was es zu sehen gab. Fast hätte er wieder ungläubig geschnaubt oder sogar zu lachen begonnen, konnte sich jedoch gerade noch zurückhalten. Immerhin stand er hier vor dem König. Doch sollte das dort vor ihm tatsächlich ein Staatsoberhaupt sein? Der Typ sah aus, als könne er knapp alleine auf die Toilette gehen. Vorausgesetzt, man musste in diesem komischen Land überhaupt mal natürlichen Bedürfnissen nachgehen. Berzerk hatte sich darüber noch keine Gedanken gemacht.
    Das Oberhaupt des Reiches war eine Handpuppe. Sie bestand aus einem geschnitzten Holzkopf mit überlanger Nase, angeklebter Krone und geschnitzten, nachgemalten Gesichtszügen. Dort, wo der Hals beginnen sollte, war ein königlicher Umhang befestigt, unter dem die Hand eines Puppenspielers ihr hätte Leben einhauchen können. Doch nun gab es natürlich keinen Puppenspieler, und so fiel der Umhang, über dessen Schultern ein Hermelinimitat fiel, schlaff und leer am Thron herab. Nur der Kopf des Königs bewegte sich, als er die Anwesenden in Augenschein nahm. Aufgemalt oder nicht, der König hatte einen stechenden Blick, dem nichts zu entgehen schien.
    Die Diener nahmen neben dem Thron Aufstellung, ihr Blick starr auf das hintere Ende des Saals gerichtet.
    »Vielen Dank, dass ihr alle so kurzfristig erschienen seid in dieser schweren Stunde«, eröffnete er die Zusammenkunft. Seiner Stimme und dem Tonfall nach zu urteilen schien er es gewohnt zu sein, Befehle zu geben und harte Verhandlungen zu führen. »Bitte setzt euch.«
    Nachdem alle der Aufforderung nachgekommen waren und Berzerk den König immer noch um mindestens zwei Puppenköpfe überragte, fuhr dieser fort: »Wie ihr mittlerweile alle wisst, wurde das Reich der unerfüllten Wünsche angegriffen. Bevor wir uns überlegen, was zu tun ist, sollten wir uns anhören, was genau passiert ist. Und bitte«, er nickte in Richtung Rechenmaus, »führe doch Protokoll.«
    Der König wandte sich an Berzerk. »Fangen wir mit Berzerk dem Ockerfarbenen an, den ich sehr herzlich im Reich der unerfüllten Wünsche begrüßen möchte.«
    Der Barbar räusperte sich, dankte dem König für das Willkommen und erzählte seine Geschichte ein wenig zu ausschweifend, wie er selbst fand. Doch jeder Einzelne im Raum hing an seinen Lippen. Seine Worte wurden untermalt vom fortwährenden Tastenklappern der Rechenmaschine. Kurz schoss ihm durch den Kopf, dass er nur Zifferntasten an Rechenmaus gesehen hatte, und sich nicht vorstellen konnte, wie sie das Gesagte festhalten wollte. Doch er machte sich keine Gedanken darüber und berichtete weiter. Das war schließlich nicht sein Problem. Und so beschrieb

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