Der unerfüllte Wunsch - Eine phantastische Reise (German Edition)
er die Wolke und wie sich die purpurne Luft wie ein feuchter Schwamm um ihn geschlossen hatte. Er erzählte von den Lichtblitzen und dem Lärm, der ihm vorgekommen war, als würde jemand etwas Ätzendes in seine Gehörgänge gießen. Er führte aus, wie seine Haut ständig geprickelt hatte. Schließlich endete er seinen Vortag, indem er die Rettung der Kinder der Matroschka schilderte.
Der König lächelte ihm zu. »Das Reich der unerfüllten Wünsche ist dir zu tiefstem Dank verpflichtet. Du bist ein wahrhaft mutiger Barbar, Berzerk der Ockerfarbene.«
So sehr ihn das Lob auch freute, so sehr musste er doch an sich halten, um nicht die Beherrschung zu verlieren und den König auf Knien anzuflehen, ihn mit einer anderen Farbe zu kennzeichnen. Ganz egal mit welcher, nur nicht mehr Ocker.
»Möchte einer von euch die Ausführungen Berzerks ergänzen?«, fragte der König mit Blick auf Hupi und Telli. Keiner von ihnen hatte etwas zu sagen, was zumindest in Hinsicht auf Tellis sonstigem Mitteilungsbedürfnis überraschend war. So blieb Berzerk wenigstens einmal das Läuten des Telefons erspart.
»In Ordnung. Catlock, was meinst du?«, übergab der König das Wort dem Denker des Reiches.
Der Kater räusperte sich. »Ich vermute, nein, ich bin mir vielmehr sicher, dass das Technoland hinter diesem Anschlag steckt. Das Knistern, die vom Ockerfarbenen geschilderte Elektrizität, die Übelkeit erregende Geräuschkulisse. Für mich hört sich das doch alles sehr nach dem Technoland an. Und, um das nicht zu vergessen, wir haben einen Angriff erwartet. Vielleicht nicht so bald und nicht in dieser Form, doch das etwas kommen würde, dessen waren wir uns einig. Und jetzt ist es passiert.«
»Also folgerst du daraus …«, begann der König und ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen, darauf wartend, dass Catlock ihn zu Ende brachte.
Technoland? Was ging hier vor? Berzerk fühlte sich, als würden große Murmeln in seinem Schädel um die Wette rollen.
»Wir hatten befürchtet, dass so etwas passieren würde. Das Technoland wird größer und größer.« Catlocks vertikale Pupillen verengten sich.
»Langsam, langsam«, unterbrach der König mit Blick auf die verständnislosen Gesichter vor sich. Vor allem das des Barbaren muss besonders entrückt ausgesehen haben, denn auf ihm verweilten die stechenden Augen des Königs am längsten. »Wir wollen doch, dass jeder hier im Raum auf dem gleichen Stand ist. Nur so können wir zu einer eindeutigen Meinungsfindung kommen.«
Catlock lehnte sich zurück an die Pappwand, sog an seiner Pfeife und verschränkte die Pfoten vor der Brust, während er auf die Ausführungen des Königs wartete.
»Also, verehrte Anwesende. Dieses Reich, dem ich als König vorstehe, ist nicht das einzige Land, in dem unerfüllte Wünsche zum Leben erwachen. Ein weiterer dieser Orte ist das Technoland. Es wird bevölkert von sämtlichem elektronischen Krimskrams: Dort leben Spielkonsolen mit drahtlosen Fernbedienungen, ständig bimmelnde Mobiltelefone mit Internetzugang. GPS - Empfänger und Navigationsgeräte geistern dort herum, MP3-Player spielen in Dauerrotation ihre Musik ab. Fernseher schalten wahllos durch hunderte von Programmen und unzählige Datenträger, rund und eckig, beladen mit Kinofilmen, Musik oder Computerspielen verstopfen sämtliche Straßen.«
Berzerk versuchte sich einen solchen Ort vorzustellen, schaffte es aber nicht. Von einigen dieser Dinger hatte er noch nie gehört. Auf jeden Fall hörte es sich für seine Ohren grauenvoll an. Im Thronsaal schien es derweil immer wärmer zu werden, so als würden die dampfenden Köpfe der Anwesenden die Luft erhitzen.
»Die Grundfläche der beiden Länder ist ähnlich. Doch während die Anzahl der Bewohner des Reiches der unerfüllten Wünsche rückläufig ist – die leeren Regalnischen werden deinem wachen Auge nicht entgangen sein, Ockerfarbener – expandiert das Technoland unkontrolliert. Es platzt sozusagen aus allen Nähten.«
Tatsächlich waren dem Barbaren die vielen Lücken und leeren Nischen aufgefallen, doch er hatte angenommen, die Bewohner dieser Räume seien im Park oder würden sich anderweitig amüsieren. Doch das stimmte wohl nur zum Teil, wie er aus den Erklärungen des Königs schloss.
Catlock übernahm wieder. »Das Technoland muss nun also nach Möglichkeiten suchen, seine Bewohner unterzubringen. Ich bin davon überzeugt, dass die Smogwolke als Test dient. Einerseits versucht das Technoland so, sein Territorium
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