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Der unersättliche Spinnenmann

Der unersättliche Spinnenmann

Titel: Der unersättliche Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutierrez
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machten oder laut redeten. Sie wachte schlecht gelaunt auf, weil es heiß war und schwül und weil alle schwitzten. Das Baby wimmerte. Sie gab ihm wieder die Brust. Der Typ bewachte aufmerksam die beiden anderen, die zwanzig Meter weit weg am Wasser spielten. Er blinzelte kein einziges Mal dabei. Sah starr dorthin und knirschte dabei mit den Zähnen. Dann holte er einen kleinen Flachmann mit Rum aus der Tasche, trank einen Schluck, ohne den Blick von den Kindern zu wenden. Die Frau sah ihn böse an und sagte:
    »Fang nicht an zu saufen. Nie kannst du etwas tun, ohne einen zu trinken.«
    Der Typ steckte den Flachmann wieder in die Tasche. Blieb weiter sehr konzentriert, sehr ernst. Diese ganze Zeit über hatte er sich nicht hingesetzt. Er blieb hingehockt in dem Stückchen Schatten, das seine Frau ihm ließ. Von Nordosten kam eine kleine Brise auf, und es wurde etwas frischer. Er suchte hinter der Tasche Schutz und schaffte es nach mehreren Versuchen, eine Zigarette anzuzünden. Verstohlen schaute er zu zwei jungen Mulattinnen hinüber, die, schlank und hübsch, in ihren String-Tangas lässig und verführerisch den Strand entlanggingen, unempfindlich gegen Sonne, Hitze und Schwüle. Sie schienen aus irgendeinem besonderen Material gemacht.
    Die Frau sah ihm verstohlen zu, wie er verstohlen hinübersah. Sofort erinnerte sie ihn brüsk daran, dass die Kinder bei ihrem Spiel am Wasser in Lebensgefahr waren. Sie mussten in den Schatten gebracht werden, bevor sie austrockneten. Der Typ lief zum Ufer und holte sie in den Schatten. So ging das mehrere Stunden weiter. Sehr ernst. Sehr konzentriert.
    Der perfekte Mammutjäger.
    Ich versuchte, wieder aufs grünlich blaue Meer zu schauen und diese Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Doch es ging nicht. Sie sind immer noch da. Fest eingegraben.

 
     
     
     
Der unersättliche Spinnenmann
     
     
    Da ist eine schmale, heruntergekommene Landstraße an der Küste. Sie wird gerade ausgebessert, und in regelmäßigen Abständen hat man einen Haufen mit Kies vermischten Asphalt abgeladen. Der Strand hier besteht aus Felsen und Steinen, ohne Sand, am Ufer bildet die Brandung kleine Wellen, drei oder vier Meter von der Straße entfernt. Ich verstehe nicht, wie jemand darauf kommen konnte, die schmale Asphaltstraße so nah am Wasser zu bauen. Auf jeden Fall ist sie jetzt für den Verkehr gesperrt, und man bessert sie aus, weil der beißende Salpeter sie zerstört hat. Es ist Nacht, und ein wunderschöner, silberner Mond schimmert über dem Meer. Ein ganz leichter Wind kräuselt die Oberfläche des Wassers, und das silberne Licht läuft auf mich zu, wie ein Weg auf dem Wasser. Ich bin allein, sitze auf einem Kanister Motoröl, neben einer Dampfwalze, einem Lastwagen und verschiedenen Werkzeugen: Schaufeln, Spitzhacken und Schubkarren. Am nächsten Tag werden die Arbeiter wiederkommen, um weiterzuarbeiten, und diese Maschinen werden enormen Lärm machen, während sie den Asphalt verteilen und feststampfen, bis er hart wird. Die kühle Nacht, alle Sterne am Himmel, der Mond. Dies ist ein perfekter Augenblick, und ich bin nicht müde. Seit ein paar Stunden beobachte ich diese Szene. Ich will sie in Erinnerung behalten: das schwarze Band der schmalen Straße, das stahlblau-schwarz-graue Meer, der silbern glänzende Weg des Mondes und die ockergelben Klötze der rostigen Maschinen. Das Mondlicht verströmt einen leichten Blauton in der Luft. Alles ist von Stille und absoluter Einsamkeit durchdrungen. Später werde ich ein Bild von dieser Szene malen, und die Leute werden sagen, meine Bilder sind abstrakt. Ich sage nichts dazu. Fast mein ganzes Leben verbringe ich damit, zu lernen, ein paar zusammenhängende Stücke im Chaos zu entdecken.
    Da tauchten plötzlich die Kühe auf. Sie kamen aus dem steinigen Gelände voll stachliger Büsche, Disteln und Strandlilien, das sich kilometerweit zwischen dem Meer und einigen nicht allzu weiten Hügeln erstreckt. Die beiden Kühe gingen langsam über das Land. So weit das Auge reicht, kein Haus und keine Seele. Wer weiß, woher sie gekommen sind. Sie überquerten die Straße, trotteten ein kurzes Stück über die Steine am Ufer und wateten ins Wasser hinein. Es ist am Ufer sehr flach und bedeckt ihnen gerade die Hufe. Sie stehen ruhig mitten auf dem Weg aus silbernem Licht. Nach einer Weile kommen sie heraus und gehen zu einem der Haufen aus Asphalt mit Kies und Sand. Sie beschnüffeln ihn ausführlich. Sie entschließen sich, daran zu lecken. Der

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