Der unersättliche Spinnenmann
bittere Geschmack des Asphalts gefällt ihnen. Sie bewegen sich synchron, wie Zwillinge. Vielleicht sind sie das auch. Es scheint, als hätten sie sich in allem abgestimmt. Dann gehen sie ins Wasser zurück und stehen dort ganz still. Vielleicht suchen sie Abkühlung. Ich habe gesehen, wie man den teuersten Zuchtstieren der Welt die Köpfe in eine klimatisierte Kabine steckt, und das reicht ihnen aus. Es kühlt ihnen den ganzen Körper. Vielleicht ist das bei diesen Kühen dasselbe.
Sie wiederholen die Prozedur mit dem Asphaltlecken und waten noch ein bisschen im Meer. Als sie genug haben, gehen sie wieder ins Land hinein, an der gleichen Stelle, an der sie herauskamen, und verschwinden langsam in Richtung der Hügel. Da merke ich, dass ich eine Wahnsinnserektion habe. Vielleicht seit einer Stunde oder noch länger. Mein Schwanz ist knüppelhart. Ich strecke die Hand aus. Suche nach Julia. Da ist niemand. Ich bin allein im Bett, und das ist ein unheimlich tolles Gefühl. Das ganze Bett für mich allein. Wie lange, wie viele Jahre habe ich dieses Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit nicht mehr gehabt! Ich spreize die Beine, strecke mich aus. Ich bedecke die ganze Oberfläche und störe niemanden. Niemand kommt mir in die Quere. Ich massiere mir ein bisschen den Schwanz und denke an das Mädchen, das manchmal neben mir hergeht und sagt:
»Glatzkopf, Glatzkopf, zeig ihn mir mal. Lass ihn mich sehen. Komm schon. Komm mit in das Treppenhaus dort.«
Sie ist eine kleine halbwüchsige Mulattin mit grauen oder grünlich blauen Augen, ich weiß nicht genau. Sie muss um die dreizehn, vierzehn Jahre alt sein. Vielleicht jünger. Sie läuft mir durchs Viertel nach. Jetzt erinnere ich mich an den Geruch ihrer Möse und ihre winzigen Brüste und das Dreieck aus üppigem schwarzem Kraushaar über ihrer Scham. Ich massiere ein bisschen weiter. Werde heftiger. Da kommt Julia schlaftrunken in ihren Gummilatschen angeschlurft. Sie legt sich neben mich. Ich streichle sie ein bisschen und zwinge sie, ihn mir zu lutschen:
»Julia, ich werd wahnsinnig. Schau, wie mir der Schwanz steht. Komm schon, lutsch ihn mir.«
Widerwillig macht sie es. Sie hat keine Lust auf Sex. Die Distanz zwischen uns wächst. Die Frauen wollen alles oder nichts. Sie brauchen Stetigkeit, Stabilität, Solidität. Bloß keine Veränderungen. Sie sind pragmatisch. Die Mehrheit von uns Männern jedoch ist romantisch. Ich meine, wir sind verspielt, unstet. Zumindest ich bin so, habe eine eher unklare Vorstellung vom Leben.
Wenn einem das klar wird, erleichtert es einem das Leben ungemein. Deshalb wollen wir Männer – meistens – keine verspielten, allzu kessen Frauen. Sie entgleiten uns. Sind unkontrollierbar. Und das gefällt uns nicht.
Julia unterbricht ihre Aufgabe und lehnt sich keuchend zurück:
»Ich fühle mich nicht gut.«
»Oder du hast keine Lust.«
»Ich fühle mich nicht gut.«
»Was ist los mit dir?«
»Ich war auf dem Klo. Ich hab Durchfall.«
»Wie das?«
»Keine Ahnung. Ich war schon heute Nacht zwei Mal und jetzt wieder.«
»So oft bist du aufgestanden? Hab dich gar nicht gehört.«
»Klar. Du hast ja auch die ganze Nacht wie eine Sau geschlafen. Und ich … ahh, wie schlecht ich mich fühle.«
»Hast du Fieber?«
»Ich glaub, ja. Und die Nieren tun mir weh, der ganze Körper.«
»Bei der Hitze wird alles schlecht, Julia.«
»Ob’s die Pizza von gestern Abend war?«
»Mir ist sie gut bekommen.«
»Du bist du, und ich bin ich. Die Darmflora ist bei jedem Menschen anders.«
»Ach Scheiße. Ich hab keine Ahnung von Darmflora, aber der Sommer beginnt, also stell dich drauf ein.«
»Er beginnt gar nicht. Heute ist Freitag, der 28. Juli zweitausend.«
»Du bist zwar krank, aber dein Präzisionsmechanismus funktioniert bestens.«
Wir schweigen. Liegen einfach so nebeneinander. Schauen zur Decke hinauf. Sind wir uns zuwider? Ich fühle so etwas wie einen elektrisch geladenen Sonnenwind, der mir von Julia entgegenweht. Da sagt sie:
»Ah, hab gerade an den Albtraum gedacht, den ich gestern Nacht hatte. Entsetzlich!«
Sie erzählt ihn mir in allen Einzelheiten. Sie war beim Arzt, und da wuchsen ihr plötzlich aus dem linken Arm lauter dicke, schwarze Würmer, mit großen Mäulern und spitzen Zähnen. Ich frage:
»Wie Aliens?«
»Was ist das denn?«
»Hast du den Film nicht gesehen?«
»Nein.«
»Die Monster kamen den Leuten zum Mund heraus. Wuchsen in ihnen.«
»Wie furchtbar! Ich versuchte, sie mit der rechten Hand
Weitere Kostenlose Bücher