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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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auf mich. Insgesamt war mir das jedoch lieber als seine aufgesetzte Ungezwungenheit.
    » Ich sage, dass das eine überraschende Reaktion von einem war, der sich gern als Polizist der alten Schule in Szene setzt. Der Chef hat eine 14-jährige Tochter. Ich bin ganz sicher, dass der Anblick von Cheyennes Leiche für ihn nicht leicht war. Aber er ist nicht rausgerannt. «
    » Du bist so ein Schwachkopf. Hältst du dich für oberschlau oder was? Einen Scheiß weißt du über mich! «
    » Was sollte ich denn wissen? «
    » Ich habe persönliche Gründe dafür, dass ich so entsetzt über das war, was ich da in dem Lagerhaus gesehen habe. Diese Gründe sind allerdings nicht relevant für unser Gespräch hier. «
    » Bei allem Respekt– sie sind es durchaus, wenn sie in irgendeiner Weise dazu beitragen, dein Verhalten zu erklären. «
    » Bei allem Respekt– fick dich ins Knie. «
    » Und was ist mit der Schießerei gestern? Als wir dort ankamen, war die ganze Aktion gerade vorbei. Drei verhaftet, einer am Boden. Keiner von unseren Jungs getroffen. Du hattest keine Verantwortung. Du warst in sicherer Entfernung von der ganzen Sache. Aber du hast geschwitzt wie ein Pferd, als wir mit dir geredet haben. «
    » Ich kann Schießereien nun mal nicht ausstehen « , murmelte Derwent. Er war offensichtlich beschämt, aber auch dickköpfig. » Vor dem Job hier war ich bei der Armee. Ich war in den Neunzigern in Nordirland, direkt am Ende der Auseinandersetzungen, und was ich da gesehen habe, hat mich verkorkst. Danach hab ich den Dienst quittiert– der Stress war zu viel für mich. Schon unter normalen Umständen gehe ich bewaffneten Einheiten lieber aus dem Weg, und Schießereien halte ich nicht aus. «
    Bryce hob den Kopf. » Das ist wahr. Auf Waffen war er noch nie scharf. «
    » Des Weiteren hast du dir die Mühe gemacht, den drei Schlägertypen zu raten, bei der Vernehmung den Mund zu halten. Ich nehme an, danach ging es dir wesentlich besser. «
    » Wovon redest du? « Derwents Stirn legte sich in Falten, während er versuchte sich zu erinnern. » Ich wollte die doch bloß unter Druck setzen. Weich kriegen. «
    » Was sollte das? Die brechen doch nicht zusammen, bloß weil du ihnen sagst, dass sie am Arsch sind. «
    » So mach ich das halt « , erwiderte Derwent schlicht. » So komme ich zu Ergebnissen. Ich bin nun mal nicht der Allerschnellste, wenn es darum geht, jemanden in einer Vernehmung zu überlisten, aber dafür kann ich sie prima rumschubsen. «
    » Buchstäblich. « Für den nächsten Teil versuchte ich jegliche Andeutung persönlicher Befindlichkeit aus meiner Stimme zu verbannen. » Was ist bei John Skinners Verhaftung passiert? Wie wurde Maeve Kerrigan verletzt? «
    » Sie ist gestürzt. «
    » Doch nicht von allein. «
    » Ja, ich hab sie umgestoßen. Aber ich hatte schreckliche Angst, dass einer auf sie schießt. Ich mag es einfach nicht, wenn Frauen in Gefahr sind. Ich bin eben so altmodisch. «
    » Sie sagte, du hättest dir die Zeit genommen, den Chef in Schach zu halten, obwohl deine Kollegen von zwei Leuten angegriffen wurden. Du aber hast Skinner geholfen. Wolltest du ihn da rausholen? «
    » An schwerbewaffneten Hundertschaften vorbei? Ich bin doch nicht lebensmüde. « Er schaute zu Godley. » Chef, ich hab einfach nur gesehen, dass du am Durchdrehen warst. Wenn du ihn ernstlich verletzt hättest, wär’s das gewesen. Ende der Karriere. Ganz ohne Frage. Ich musste dich zurückhalten, dir zuliebe. «
    Bryce schaute betrübt drein. » Josh, ich kann das nicht glauben. «
    » Weil es nicht wahr ist. « Schweiß stand ihm auf der Stirn und färbte seine Haare dunkel. » Charlie, du musst mir glauben. «
    Falls er darauf gehofft hatte, dass Godleys Vorname ihn an ihre Freundschaft erinnern würde, hatte er sich schwer verrechnet.
    » Ich kann nur den Fakten glauben « , sagte Godley mit tonloser Stimme. » Es tut nichts zur Sache, dass ich sie lieber für einen Irrtum halten würde. « Er sah mich an. » Was haben wir noch? «
    Ich nickte Bryce zu, und er legte ein Mobiltelefon vor Godley auf den Schreibtisch. Es haftete noch Klebeband daran. » Das habe ich in Joshs Auto gefunden. Von unten an den Beifahrersitz geklebt. Es hat die Nummer, von der die Nachrichten gesendet wurden, die bei der Auswertung der Verbindungen auf Crowthers Handy sichergestellt wurden. «
    » Ich hab das Ding noch nie in meinem Leben gesehen. «
    Godley schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Plötzlich verstand ich, warum es

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