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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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wir es eben ersetzt. « Lee drehte sich zu seinem Anwalt um. » Können wir jetzt aufhören? Ich hab Kopfschmerzen. «
    Der Anwalt zog die Augenbrauen hoch, und Godley schüttelte den Kopf. » Noch ein paar Fragen. Danach machen wir eine Pause. «
    Mit der Haltung von jemandem, der sich komplett zurückzieht, verschränkte Lee die Arme vor der Brust.
    Ich beugte mich zu Bryce hinüber. » Interessiert dich das noch? «
    » Nicht besonders « , murmelte er.
    » Könnte ich dann mal kurz mit dir reden? Draußen? «
    Er war ein zu erfahrener Kollege, um erst groß Fragen zu stellen. Ohne Eile oder Aufregung ging er an mir vorbei zur Tür. Ich folgte ihm ein paar Sekunden später, nachdem ich kurz auf die Uhr geschaut hatte, so als hätte ich einen Termin. Es war eine völlig unnötige pantomimische Einlage– während der Vernehmung von Lee Bancroft hätte ich mir auch eine Gorillamaske aufsetzen und damit durch die gesamte Einsatzzentrale rennen können, ohne dass es irgendwem aufgefallen wäre.
    Bryce war in das kleine Besprechungszimmer gegangen. Ich folgte ihm und schloss die Tür hinter mir. Es war völlig sinnlos, um den heißen Brei herumzureden.
    » Der Chef ist ziemlich sicher, dass es hier im Team eine undichte Stelle gibt. Jemand versorgt Skinner mit Informationen über unsere Aktivitäten. «
    Nicht ein Muskel bewegte sich in seinem langen Gesicht. » Kann ich mir lebhaft vorstellen. Er hatte schon immer gute Beziehungen. «
    » Die Frage ist also offenkundig: Wer? «
    » Allerdings. « Die Augen unter den schweren Lidern starrten mich an. Für lau gab er nichts preis.
    » Der Chef hat mich gebeten, mal ein bisschen rumzuhorchen. «
    » Muss ja eine hohe Meinung von dir haben. «
    Ich lächelte knapp. » Glaube ich nicht, dass das der Grund ist. Ich hatte nur weder mit dem Fall noch direkt mit Skinner zu tun. Er kann also ziemlich sicher sein, dass ich es nicht bin. «
    » Wenn du das so sagst. Aber es gibt eine Menge andere, die in Frage kämen. «
    » Jemand Bestimmtes? «
    » Erst du. «
    Er wollte also, dass ich es aussprach. Ich holte tief Luft. » Hast du dich jemals wegen John Derwent gefragt? Du arbeitest ja schon eine ganze Weile mit ihm zusammen. «
    Bryces Schultern gaben etwas nach. » Oh. Ich hatte gehofft, dass du das nicht denkst. «
    » Aha? «
    » Ich mag den Gedanken nicht, dass er korrupt ist. Er ist ein guter Kerl. Und er arbeitet hart auf seine Weise. «
    » Er steckt bis zum Hals in diesem Fall drin. Kaum jemand hat eine bessere Position, um John Skinner Informationen zuzuspielen. Und Godley vertraut ihm. Sie sind auch privat befreundet. Er ist also einer der Wenigen, die seine Adresse kennen dürften. «
    » Offensichtlich. Hast du schon mit ihm gesprochen? «
    » Noch nicht. «
    » Und mit dem Chef? «
    » Ich brauche Beweise. «
    » Stimmt. Was hast du vor? «
    » Als Crowther bei Lee Bancroft in der Wohnung erschossen wurde, hatte er zwei Handys bei sich. Das eine war sein iPhone für private Zwecke. Das andere war ein billiges Teil, das er offensichtlich dienstlich verwendet hat. Ich hab die Leute, die die Verbindungen auswerten, gebeten, mir die Nachrichten runterzuladen, und Bingo, das ist es– darüber stehen Skinners Leute mit der Person von unserem Team in Verbindung. Wenn du mir also helfen könntest, mal einen kurzen Blick auf Derwents Kram zu werfen, könnten wir möglicherweise das Telefon finden, über das er mit Crowther in Kontakt war. «
    » Vielleicht hat er es ja längst entsorgt? Nachdem das gestern alles total in die Hose gegangen ist? «
    » Möglicherweise. Aber andererseits ist es sein Draht zu Skinners Truppe. Den wird er nicht aufgeben wollen, ehe er eine Alternative gefunden hat, und ich bezweifle, dass er dazu schon Zeit hatte. Sie hätten ihm was Neues in die Hand drücken müssen, und Skinner hat ja kaum noch Leute. Ich wette, dass Felix Crowther für den Spionageteil zuständig war– zumindest war das sein Ruf, oder? «
    » Er war wahrscheinlich der Hellste von ihnen « , räumte Bryce ein. » Aber das muss nichts heißen. «
    » Alles in allem lohnt es sich bestimmt, sich mal umzusehen. Aber es muss schnell gehen, und ich kenne ihn nicht gut genug, um mich rausreden zu können, falls er mich an seinem Schreibtisch oder seinem Auto überrascht. «
    » Versteh schon. Du willst, dass ich das tue. «
    » Ich nehme mir seinen Spind vor. «
    » Und was, wenn er es bei sich hat? «
    » Würdest du dieses Risiko eingehen? « Ich deutete ein Lächeln an. »

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