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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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daraus nicht im Mindesten schließen können, wie Torquil wirklich aussieht… Aber was haben Sie denn?«
    »Nichts.«
    Sie starrte zu Ericsson hinüber. Das war ja beinahe eine Beschreibung von Boris Glyn gewesen, was sie da eben von Peters gehört hatte! Beinahe Wort für Wort Jessops Beschreibung! Hatte sie darum Ericsson gegenüber immer dieses unangenehme Gefühl gehabt? War es möglich? Sie drehte sich nach Peters um und sagte: »Ist er wirklich Ericsson? Könnte er nicht irgendjemand anders sein?«
    Peters sah sie erstaunt an:
    »Aber wieso denn? Wer sollte es denn sonst sein?«
    »Könnte er nicht unter falschem Namen hier sein?«
    Peters überlegte und sagte dann:
    »Ich glaube nicht – es wäre kaum durchzuführen. Er kann doch nicht nur vorgeben, Wissenschaftler zu sein. Das würde bald herauskommen – außerdem kennt man ihn genau.«
    »Aber niemand hier scheint ihn jemals vorher getroffen zu haben und sein Arbeitsgebiet zu kennen – da könnte er sich doch unter falschem Namen eingeschlichen haben.«
    »Sie meinen, er könnte so eine Art Doppelexistenz führen? Das ist wenig wahrscheinlich.«
    »Sie haben Recht, es ist wirklich nicht sehr wahrscheinlich.«
    Er war also doch nicht Boris Glyn. Aber warum hatte Olivia Betterton ihren Mann so dringend vor Boris warnen wollen? Wusste sie vielleicht, dass er sich auf dem Weg zur Kolonie befand? Und dieser Ericsson schlich so verdächtig oft um Tom herum. Angenommen, der Mann, der nach London kam und sich Boris Glyn nannte, war gar nicht Boris Glyn? Angenommen, es war Ericsson gewesen? Die Beschreibung stimmte. Sicher war Ericsson eine gefährliche Persönlichkeit – man wusste ja nie, was hinter den farblosen Träumeraugen vorging… Sie schauderte.
    »Olivia, was haben Sie denn? Was ist mit Ihnen los?«
    »Ach nichts. Da, sehen Sie, der stellvertretende Direktor will etwas verkünden.«
    Dr. Nielson bat mit erhobener Hand um Ruhe. Er sprach von der Tribüne des Saals ins Mikrofon.
    »Freunde und Mitarbeiter! Morgen wird man Sie bitten, vorübergehend in unser Notquartier, in einen anderen Flügel umzuziehen. Bitte kommen Sie um 11 Uhr vormittags zum Appell. Eine solche Umquartierung dauert nie länger als 24 Stunden. Ich bedaure diese Unbequemlichkeit. Draußen ist ein Plakat angeschlagen, aus dem Sie alles Weitere ersehen.«
    Er zog sich mit freundlichem Lächeln zurück. Die Tanzkapelle setzte wieder ein.
    »Ich muss mich wieder an die Jennson heranmachen«, sagte Peters, »sie steht dort hinter einem Pfeiler. Ich möchte gern etwas Genaueres über diesen merkwürdigen Flügel erfahren.«
    Er ging. Sylvia hing ihren Gedanken nach. Waren ihre Befürchtungen nicht übertrieben? Wer war Ericsson? Wer war Boris Glyn?
     
    Im großen Vortragssaal wurde ein Appell abgehalten. Alle waren anwesend und antworteten auf Namensaufruf. Dann ordneten sie sich zu einer langen Reihe und verließen den Saal.
    Wie gewöhnlich führte der Weg durch eine Unmenge gewundener Gänge. Sylvia, die neben Peters ging, bemerkte einen winzigen Kompass in seiner Hand.
    Dadurch konnte er unbemerkt die Richtung des Wegs verfolgen.
    »Nicht, dass es gerade von großem Nutzen wäre«, bemerkte er leise, »oder vielmehr im Augenblick ist es nicht von Nutzen. Aber vielleicht später einmal.«
    Am Ende eines Ganges, der vor einer verschlossenen Tür endete, gab es eine kleine Stockung, bis die Tür offen war. Peters nahm seine Zigarettendose heraus, aber sofort ertönte van Heidems befehlende Stimme:
    »Rauchen verboten! Das sollten Sie doch wissen!«
    »Entschuldigen Sie.«
    Aber Peters behielt die Dose in der Hand. Dann ging er weiter.
    »Wir werden vorangetrieben wie eine Schafherde«, bemerkte Sylvia missvergnügt.
    »Nur nicht ärgern«, murmelte Peters, »mäh, mäh, ein schwarzes Schaf ist in der Herde und sinnt auf Unheil.«
    Sie warf ihm einen belustigten Blick zu.
    »Der Schlafsaal für Frauen befindet sich rechts«, sagte Miss Jennson, und sie führte die weiblichen Teilnehmer in die angegebene Richtung. Die Männer wurden auf der linken Seite untergebracht. Der Schlafsaal war sehr geräumig und erinnerte an ein Krankenhaus. Längs der Wände waren Betten aufgestellt, die, je nach Wunsch, durch Plastikvorhänge abgeschlossen werden konnten. Neben jedem Bett befand sich ein Schrank.
    »Sie werden die Einrichtung sehr primitiv finden«, sagte Miss Jennson, »aber immerhin ausreichend. Das Badezimmer befindet sich am entgegengesetzten Ende auf der rechten Seite. Und durch die Tür

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