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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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begrüßte Betterton Sylvia, als sie ins Schlafzimmer trat. Er lag auf seinem Bett und rauchte. Sie errötete flüchtig.
    »Wir sind zusammen hier eingetroffen«, sagte sie, »und verstehen uns außerdem in vielen Dingen.«
    Er lachte. »Oh, ich wollte dich nicht zur Rede stellen.«
    Zum ersten Mal betrachtete er sie mit einer gewissen Bewunderung.
    »Du siehst sehr gut aus, Olivia«, stellte er fest. (Sylvia hatte von Anfang an darauf bestanden, dass er sie mit dem Vornamen seiner Frau anredete.)
    »Ja«, wiederholte er und musterte sie von Neuem, »du siehst verdammt hübsch aus. Ich habe das schon längst bemerkt. Aber wie die Dinge nun einmal liegen, muss mir das egal sein.«
    »Das macht nichts«, sagte Sylvia trocken.
    »Ich bin ein durchaus normaler Mann, meine Liebe, oder ich war es wenigstens. Was ich jetzt bin, das weiß Gott allein.«
    Sylvia setzte sich auf den Bettrand.
    »Was ist los mit dir, Tom?«, fragte sie.
    »Das habe ich doch schon gesagt. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Als Wissenschaftler bin ich erledigt. Dieser Ort – «
    »Die anderen – oder zumindest die meisten von ihnen – fühlen sich nicht so unglücklich wie du.«
    »Weil es eine stumpfe Bande ist, nehme ich an.«
    »Einige von ihnen sind recht lebendig«, sagte Sylvia und fuhr dann fort: »Wenn du hier nur einen Freund hättest – einen aufrichtigen Freund.«
    »Nun, ich habe ja Murchison. Obgleich er ein schwerfälliger Kerl ist. Und kürzlich war ich öfter mit Torquil Ericsson zusammen.«
    »Wirklich?«, fragte Sylvia überrascht.
    »Ja. Mein Gott, er ist hoch begabt. Ich wollte, ich hätte seinen Kopf.«
    »Er ist ein merkwürdiger Mensch«, sagte Sylvia, »mir macht er immer Angst.«
    »Angst? Vor Torquil? Der ist sanft wie ein Lamm. In manchen Dingen das reinste Kind. Gänzlich weltfremd.«
    »Und doch ist er mir unheimlich«, sagte Sylvia hartnäckig.
    »Du scheinst mit deinen Nerven auch nicht auf der Höhe zu sein.«
    »Vorläufig sind sie noch in Ordnung. Tom, sei nicht offen gegenüber Ericsson.«
    Er sah sie durchdringend an. »Warum denn nicht, um Himmels willen?«
    »Ich weiß nicht. Das ist Gefühlssache.«

17
     
    L eblanc zuckte die Achseln.
    »Es ist sicher, dass sie Afrika verlassen haben.«
    »Nein, es ist nicht sicher«, konterte Jessop.
    »Aber alle Anzeichen deuten darauf hin.« Der Franzose schüttelte den Kopf. »Übrigens wissen wir ja gar nicht, wem sie sich verschrieben haben.«
    »Wenn sie sich denen verschrieben haben, an die wir denken, warum haben sie dann die Reise von Afrika aus angetreten? Von jeder Stelle in Europa aus wäre es einfacher gewesen.«
    »Das ist richtig. Aber die Sache erlaubt noch eine andere Deutung. Niemand würde auf die Idee kommen, dass sie sich hier versammeln und von hier aufbrechen.«
    »Ich sehe das anders«, fuhr Jessop mit sanfter Hartnäckigkeit fort. »Nur ein kleines Flugzeug konnte von diesem Flugfeld aufsteigen. Es hätte zwischenlanden und vor dem Flug übers Mittelmeer neuen Treibstoff aufnehmen müssen, um bis nach Europa zu gelangen. Und wenn sie irgendwo neuen Treibstoff aufgenommen hätten, so hätten sie weitere Spuren hinterlassen.«
    »Mein Lieber, wir haben die genauesten Nachforschungen angestellt – überall in dieser Region.«
    »Die Leute mit den Geigerzählern müssen schließlich doch zu einem Ergebnis kommen«, sagte Jessop. »Die Anzahl der Flugzeuge, die man untersuchen muss, ist beschränkt. Nur eine Spur von Radioaktivität, und wir wissen, dass es das Flugzeug ist, das wir suchen – «
    »Wir kriegen’s noch heraus«, sagte Jessop eigensinnig.
    »Könnte es nicht sein – «
    »Was?«
    »Wir sind immer der Meinung gewesen, dass sie nach Norden, in Richtung zum Mittelmeer, reisen. Aber angenommen, sie flogen nach Süden?«
    »Aber von dort sind sie ja gekommen. Und wo hätten sie denn da hinfliegen sollen? Dort ist das Atlasgebirge – und dann die Wüste.«
     
    »Sidi, schwörst du mir, dass es sein wird, wie du es versprochen hast? Ich kriege Tankstelle in Amerika, in Chicago? Wird es dabei bleiben?«
    »Gewiss, Mohammed, wenn wir erst von hier weg sind.«
    »Der Erfolg steht bei Allah!«
    »Hoffen wir also, dass es Allahs Wille ist, dass du eine Tankstelle in Chicago bekommst. Warum übrigens ausgerechnet in Chicago?«
    »Sidi, der Bruder meines Weibes wanderte nach Amerika aus, und er besitzt ein Auto in Chicago. Soll ich meine ganzen Tage in diesem abgelegenen Erdenwinkel leben? Hier gibt es zwar Geld und genug zu essen und

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