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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Teppiche und Weiber – aber es ist nicht modern. Es ist nicht Amerika.«
    Peters betrachtete gedankenvoll das würdevolle schwarze Gesicht. Mohammed in seinen weißen Gewändern war wirklich ein erfreulicher Anblick. Was für törichte Wünsche hegt doch das Menschenherz!
    »Ich glaube nicht, dass das klug von dir ist«, sagte Peters seufzend, »aber wie du willst. Natürlich, falls es entdeckt wird – «
    Der andere lächelte, dass seine schneeweißen Zähne blitzten. »Dann bedeutet das für mich den Tod. Für dich nicht, Sidi, denn du bist ihnen wichtig.«
    »Aber sie sind hier mit dem Tod schnell bei der Hand, nicht wahr?«
    Der andere hob die Schultern mit einem Lächeln der Verachtung und ließ sie wieder fallen.
    »Was ist Tod? Auch er ist im Willen Allahs beschlossen.«
    »Du weißt also, was du zu tun hast.«
    »Ich weiß es, Sidi. Ich habe dich, wenn es dunkel ist, auf das Dach zu bringen. Dann habe ich in deinem Zimmer die Kleider zu hinterlegen, die gleichen, wie ich und andere Diener sie tragen. Später – «
    »Kein Wort mehr! Und nun wird es gut sein, wenn du mich aus dem Lift wieder hinauslässt. Es könnte doch jemand auffallen, wenn wir immer rauf und runter fahren. Man könnte Verdacht schöpfen.«
     
    Der Tanz war in vollem Gang. Andy Peters tanzte mit Miss Jennson. Er hielt sie fest an sich gedrückt, und es sah aus, als ob er ihr etwas ins Ohr flüstere. Als sie in die Nähe Sylvias kamen, sah er sie bedeutsam an und gab ihr einen Wink. Sylvia verbiss ein Lächeln und wandte sich rasch ab. Ihr Blick fiel auf Betterton, der am anderen Ende des Raums im Gespräch mit Torquil Ericsson stand. Sylvia runzelte leicht die Stirn.
    »Wollen Sie mit mir tanzen, Olivia?«, fragte Murchison neben ihr.
    »Natürlich, Simon«, antwortete sie.
    »Aber ich muss Sie zuvor warnen«, sagte er, »ich bin nämlich ein schlechter Tänzer.«
    Sylvia tat ihr Möglichstes, ihre Zehen vor seinen energisch auftretenden Füßen zu schützen.
    »Übung ist alles, das sage ich immer«, erklärte Murchison und stampfte weiter. Er war wirklich sehr ungeschickt.
    »Sie haben ein sehr schönes Kleid an, Olivia«, sagte er. Ihre Unterhaltung hörte sich an, als sei sie einer Novelle aus dem vorigen Jahrhundert entnommen.
    »Es freut mich, dass es Ihnen gefällt«, fuhr Sylvia in derselben Manier fort.
    »Es stammt gewiss aus unserer Kleiderabteilung?«
    Sylvia widerstand der Versuchung, zu fragen: Woher denn sonst? und sagte nur: »Ja.«
    »Ich muss wirklich sagen«, und Murchison stampfte weiter, »man ist hier sehr nett zu uns. Ich habe es erst kürzlich zu Bianca gesagt. Die europäischen Wohlfahrtseinrichtungen sind gar nichts dagegen. Keine Sorgen wegen Geld oder Steuern oder Lebensunterhalt. Alles wird uns abgenommen. Für Frauen muss das ein herrliches Leben sein.«
    »Findet das Bianca auch?«
    »Erst war sie etwas unzufrieden, aber nun hat sie verschiedene Komitees gegründet und organisiert allerhand – Diskussionen und Vorträge und so weiter. Sie beklagt sich übrigens, dass Sie so gar keinen Anteil an diesen Dingen nehmen.«
    »Es tut mir leid, dass ich nicht die geeignete Person bin, Simon. Ich bin nicht sehr gesellig veranlagt.«
    »Ja, aber eine junge Frau muss sich doch auf irgendeine Weise die Zeit vertreiben. Ich meine zwar nicht, dass sie sich nur amüsieren soll – «
    »Sie meinen, sie soll sich mit etwas beschäftigen?«
    »Ja. Ich glaube, die moderne Frau sollte an allem Anteil nehmen. Ich kann begreifen, dass Frauen wie Sie und Bianca ein großes Opfer gebracht haben, als sie hierherkamen. Ihr seid beide keine Wissenschaftler, Gott sei Dank – wirklich, diese Wissenschaftlerinnen! Die meisten von ihnen sind furchtbar einseitig. Ich habe zu Bianca gesagt: ›Lass Olivia Zeit, sie wird sich schon noch einleben.‹ Man braucht Zeit, sich an diesen Ort zu gewöhnen. Zuerst kommt man sich wie in einem Kloster vor. Aber es gibt sich – es gibt sich.«
    »Sie wollen sagen, dass man sich mit der Zeit an alles gewöhnt?«
    »Gewiss, manche leiden allerdings darunter. Für Tom zum Beispiel scheint es sehr hart zu sein. Wo ist übrigens Tom heute Abend? Oh, ich sehe ihn schon, dort steht er mit dem jungen Ericsson. Die beiden sind unzertrennlich.«
    »Ich wollte, sie wären es nicht. Ich begreife das nicht, denn sie können doch nicht viel miteinander gemeinsam haben.«
    »Der junge Torquil ist ganz begeistert von Ihrem Mann. Er folgt ihm auf Schritt und Tritt.«
    »Das habe ich auch schon bemerkt. Aber

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