Der unmoegliche Mensch
gezwungen hatten, Quimby aus seiner eigenen Tasche zu besolden.
Aber dann, als es schien, als sollte die Schlacht nie enden, als der Himmel voll von Vögeln und seine Munition fast verschossen war, sah er Quimby auf den auf Deck aufgehäuften Vogelleibern herumtanzen und sie mit seiner zweizinkigen Forke ins Wasser werfen, sobald sie um ihn herum aufschlugen.
Da wußte Crispin, daß er gesiegt hatte. Als das Schießen nachließ, schleppte Quimby mehr Munition herauf, mordlüstern, das Gesicht und den mißgestalteten Brustkorb mit Blut und Federn beschmiert. Jetzt selbst schreiend, in einem unbändigen Stolz über seinen Mut, hatte Crispin den Rest der Vögel vernichtet, die Nachzügler, einige junge Wanderfalken, abgeschossen, als sie in Richtung auf das Kliff flüchteten. Als der letzte der Vögel tot war und das Wasser im Fluß und den Nebenarmen in der Umgebung des Schiffes rot von ihrem Blut, hatte Crispin noch eine Stunde lang in seinem Schießstand gesessen und in den Himmel geschossen, der es gewagt hatte, ihn anzugreifen.
Später, als die Aufregung und die Hetze der Schlacht vorbei waren, wurde ihm klar, daß der einzige Zeuge seiner Standhaftigkeit gegen dieses Luft-Armageddon ein klumpfüßiger Idiot war, auf den niemand hören würde. Gewiß, die weißhaarige Frau war dabei gewesen, hinter den Fensterläden ihres Hauses versteckt, aber Crispin hatte sie erst mehrere Stunden danach bemerkt, als sie zwischen den Leichen herumzulaufen begann. Zunächst war er daher froh, die Vögel dort liegen zu sehen, wo sie hingefallen waren und wo ihre verschwommenen Formen jetzt in dem kalten Wasser des Flusses und der Tümpel Wirbel bildeten. Er schickte Quimby zur Farm zurück und sah dem idiotischen Zwerg nach, wie er seinen Weg flußabwärts zwischen den aufgedunsenen Leichen suchte. Dann besetzte Crispin stolz, mit über der Brust gekreuzten Maschinengewehrgurten, seine Brücke.
Das Auftauchen der Frau begrüßte er, froh, daß da noch jemand war, um an seinem Triumph teilzuhaben, und er war sich vollauf bewußt, daß sie bemerkt haben mußte, daß er auf der Kommandobrücke des Vorpostenschiffes auf und ab gegangen war. Aber nach einem einzigen flüchtigen Blick sah die Frau nie wieder zu ihm herüber. Sie schien nur darauf bedacht zu sein, den Strand und die Wiese unter ihrem Haus abzusuchen.
Am dritten Tag nach der Schlacht war sie mit Quimby auf ihren Rasen herausgekommen, und der Zwerg hatte den ganzen Morgen und den Nachmittag damit zugebracht, die Leichen der dorthin gefallenen Vogel wegzuräumen. Er häufte sie auf einen schweren hölzernen Karren, spannte sich dann selbst zwischen die beiden Deichseln und zog ihn zu einer Grube in der Nähe der Farm. Am nächsten Tag erschien er wieder, diesmal mit einem hölzernen Kahn, mit dem er die Frau zwischen den im Wasser treibenden Vogelleibern hindurchstakte. Die Frau stand dabei aufrecht im Bug wie ein unnahbarer Geist. Ab und zu drehte Quimby eine der riesigen Leichen mit seinem Staken um, als ob er nach etwas suchte. – Es gab zweifelhafte Geschichten, die viele Städter glaubten, daß die Vögel in ihren Schnäbeln Stoßzähne aus Elfenbein hätten, aber Crispin wußte, daß das Unsinn war.
Diese Bewegungen der Frau waren ein Rätsel für Crispin, der das Gefühl hatte, daß er sich durch seinen Sieg über die Vögel auch die Landschaft um das Vorpostenschiff und alles darin untertänig gemacht hatte. Kurz danach, als die Frau begann, die Flügelfedern der Vögel zu sammeln, kam es ihm vor, als maßte sie sich ein Recht an, das allein ihm vorbehalten war. Früher oder später würden Wassermäuse, Ratten und andere Räuber aus den Sümpfen die Vögel vernichten, aber bis dahin mochte er es nicht, daß jemand etwas von dem vom Himmel gefallenen Schatz wegnahm, den er sich so schwer erkämpft hatte. Nach der Schlacht hatte er eine in seiner krakeligen Handschrift geschriebene Meldung an den Distriktoffizier in der dreißig Kilometer entfernten Station geschickt, und bis von dort eine Antwort kam, wollte er gern, daß die Tausende von Vogelleichen liegenblieben, wo sie hingefallen waren. Als regulärem Mitglied des Vorpostendienstes stand ihm keine Prämie zu, aber Crispin hoffte im stillen, er würde einen Orden oder sonst eine Anerkennung bekommen.
Das Wissen, daß die Frau seine einzige Zeugin war, außer dem Idioten Quimby, hielt Crispin davon ab, etwas zu tun, was sie gegen ihn aufgebracht hätte. Außerdem erweckte das merkwürdige
Weitere Kostenlose Bücher