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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Lyrland, der seine Haut bedeckte, gab ein fahles, phosphoreszierendes Leuchten ab. Luxon fühlte, wie er schwitzte, aber es gab keinen Wind, der Kühlung verschaffte. Lustlos ruderten acht seiner Krieger.
    Luxon, der Shallad fern von seinem Reich, fühlte tief in seinem Innern das Grausen, das diese Nacht beherrschte. Er ahnte, daß die Entscheidung näher kam, daß er endlich handeln mußte. Bisher war er ein Spielzeug des Schicksals gewesen, hatte sich verkleidet und hatte gewartet, mußte versuchen, günstige Gelegenheiten zu ergreifen und Wissen und Kenntnisse zu erwerben.
    Was konnte er wirklich tun, kurz vor dem Treffen mit dem Hexenmeister?
    Es war beschämend wenig.
    Mit diesem Schiffchen, das sie dem echten Luminaten Hesert weggenommen hatten, mußte er fast einen halben Mond lang in Yucazan warten. Sie galten als Lyrer, und nur Kaizan hatte ihre Verkleidung durchschaut, der Dunkeljäger.
    Jetzt ruderten sie hinter einer zaketischen Galeere her, deren Hecklampe flackerte. Vielleicht erreichten beide Schiffe das Atoll schon morgen nach dem Sonnenaufgang, vielleicht erst später. Aber dort sollte er endlich mit dem Hexenmeister Aiquos zusammentreffen.
    Von diesem Treffen drohte neues Unheil – niemals zuvor hatte es Luxon so deutlich empfunden wie jetzt, in dieser schrecklichen Nacht.
    Sein Plan stand fest, sein Vorgehen hatte er lange genug planen können.
    Natürlich wäre er erleichtert, wenn Necron, Steinmann, Alleshändler und Alptraumritter, an seiner Seite handeln und kämpfen würde.
    Aber Necron, trotz der mehrfachen gegenseitigen Augenkontakte, war nicht bei ihm.
    Vielleicht näherte er sich…
    Necrons Verhalten war ihm, Luxon, zunächst rätselhaft erschienen. Lange hatte es keine Verständigung zwischen ihnen gegeben. Dann aber vermittelte der Steinmann eine lange Reihe von Erkenntnissen und Neuigkeiten, die Luxons Fragen klärten. Nicht alle, indessen.
    Necron hatte geschwiegen, um seine Pflicht als Steinmann zu erfüllen. Das Urteil der Götter, das jene über die Nykerier gefällt hatten, erzeugte in ihm eine so große Verbitterung, daß für Necron nur noch die Alptraumritterschaft und deren Ziele wichtig waren. Luxon wußte nun alles über Nykerien und schauderte, als er an die Furchtbarkeiten dachte.
    Und auch über Mythor hatte Luxon viel erfahren.
    Mit Carlumen fuhr Mythor in die Schattenzone, um Darkon zu schlagen und weitere DRAGOMAE-Kristalle zu finden. Necron und seine zusammengewürfelte Gruppe blieben zurück, konnten ein Schiff im Hafen Nykor flottmachen und lossegeln, und abermals erfuhr Luxon eine erregende und zugleich tröstliche Nachricht: sie trafen vor Nykerien, in der kochenden Silbersee, die Doppelaxt mit dem logghardischen Kapitän Er’Kan.
    Das Schicksal des dritten Vorhut-Schiffes war geklärt.
    Er’Kan, vom Sturm abgetrieben und aus dem Kurs geworfen, war am Zaketerreich vorbeigefahren und auf Westkurs schließlich in die Nähe Nykeriens gekommen. Das zeigte Luxon, daß der Kontinent, an dessen Küste sich Nykerien befand, noch weiter im Westen lag als das Reich der Zaketer.
    »Ich sollte mehr an Logghard denken als an fremde Reiche«, murmelte Luxon im Selbstgespräch und stützte sich schwer auf den Balken des Heckruders. Schweigend zogen seine Krieger die Riemen durch. In ein paar Stunden würden Varamis und er zwei der Ruderer ablösen.
    Das Kielwasser der Zaketergaleere zog eine dreieckige Spur, die im Mondlicht fahl leuchtete. In dieser Nacht sprangen nicht einmal Fische aus dem Wasser.
    Falls die Doppelaxt es schaffte, auf gleichem Kurs zurückzusegeln, würden Luxon und Necron sich irgendwo hier treffen können.
    Schon mehrmals hatte Luxon versucht, seinen Augenpartner zu erreichen. Necron machte jedoch keine Anstalten, diesen Versuch zu gestatten. Das bedeutete, daß er nicht wollte oder nicht konnte. Lenkten ihn Kämpfe ab? War er bewußtlos? Schlief er unter der Einwirkung von Schwarzer Magie oder giftigen Tränken?
    Gab es die Doppelaxt überhaupt noch?
    Oder war sie in den Stürmen gesunken, von Piraten aufgebracht oder von den Dämonen der Dunkelzone zerstört worden?
    Der Vorhang riß nicht auf. Luxon erfuhr nichts. Er konnte nur noch hoffen.
    »Schade«, flüsterte er, »daß Mythor vormals mit Carlumen so nahe war! In meinem Kampf, der auch seiner ist, wären wir gute Streiter gewesen, Seite an Seite mit Odam, Necron und Mythor!«
    Der Aufenthalt in Yucazan und die mühsame Seefahrt hatten das Treffen mit dem Hexenmeister herausgezögert. Inzwischen

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