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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sollte das Floß sein Ziel erreicht haben, sollten Kukuar und Hrobon bei Luxons Flotte zusammengetroffen sein, und bald würde das Luminatenschiff am Strand des Eilands Quenya anlegen.
    Varamis ging in seiner Rolle als Hesert, der staubbedeckte Luminat, völlig auf. Er würde es sein, der Aiquos über das »Wunder von Lyrland« berichtete.
    Luxons Gedanken richteten sich wieder auf die nahe Zukunft, auf die wartenden Probleme und Fragen.
    Dennoch wußte er, daß er in dieser rätselhaften Nacht die tiefe Verzweiflung unzähliger Menschen geteilt hatte.
    Sie alle, auch er, ahnten, daß in kurzer Zeit furchtbares Unheil über die Welt hereinbrechen würde.
    Nur eine Ahnung von vielen? Oder ein Versprechen, das einherging mit den Prophezeiungen, den Riten und Wahrsagungen, der Erwartung und Hoffnung auf andere, bessere Zeiten?
    Niemand wußte es.

2.
    Nur Dani war wirklich wach.
    Die Brüder schliefen, und während sich ihr Geist in nebelhaften Fernen befand und dort frei umherschweifte, richtete sich Danis Aufmerksamkeit nach Südwesten. Von See her kamen viele Menschen auf das Atoll zu. Zwei Schiffe. Ein kleines und eine Galeere. Dani bemerkte, daß sich aller jener, die sich an Bord der Schiffe befanden, eine unterschiedlich starke Erregung bemächtigt hatte.
    Alle waren froh, daß ein Tag mit Sonnenlicht und Wind die trostlose Nacht abgelöst hatte.
    Unter denen, die fremdartig oder weniger leicht durchschaubar dachten, stach ein einzelner Mann hervor. Seine Gedanken waren, wie seine Ausstrahlung kühn, ein wenig melancholisch, klar und aufregend zugleich. Was er dachte, erfuhr Dani nicht – diese Fähigkeit fehlte ihr.
    Sie wußte ziemlich genau, daß sie diesen Fremden bald selbst sehen würde. Wenn sie ihn fragte, würde er Antworten geben. Vielleicht sogar solche, die ihrem Meister nicht gefielen.
    Sie begann, die Begegnung herbeizusehnen.
*
    Mit schmerzenden Armmuskeln bewegte Luxon das Ruder und steuerte an der Galeere vorbei. Er blinzelte in dem grellen Sonnenlicht und hob die Hand schützend über die Augen.
    »Wir sind am Ziel! Fahrt ihr bis zum Steg!« schrie der Steuermann aus dem Heck der Galeere herunter.
    »Dies also ist das Atoll Quenya?« rief Luxon zurück.
    »Und die Insel mit dem Tempel des HÖCHSTEN!«
    »Und das Schiff, das in der Lagune ankert?« wollte einer der verkleideten Krieger aus dem Luminatenschiff wissen.
    »Die Nullora, die dem Hexenmeister Aiquos gehört!«
    Langsam fuhr das kleine Schiff auf die Lücke in der ringförmigen Barriere des Atolls zu. Sie war breit genug, um auch die Nullora ohne Schwierigkeiten passieren zu lassen. Die Galeere drehte bei, strich die Segel und schaukelte in den ersten Wellen dieses frühen Morgens. Mit klatschendem Krachen fielen die Ankersteine. Luxon deutete nach vom und rief:
    »Die letzten Ruderschläge. Dann gibt es Erholung für uns.«
    Die Insel wirkte von hier wie eine kleine, grüne Zone des Friedens und der Schönheit. Jenseits eines Strandes aus weißem Sand erhoben sich Büsche und Bäume, die dem Innern des Eilands zu immer größer und älter wurden. Üppiger Pflanzenwuchs erstreckte sich von einem Ende bis zum anderen. Auf jeden Mann im Boot machte dieses Bild aus hellblauem Wasser, dem hellen und dunklen Grün und dem Weiß des Sandes einen beruhigenden Eindruck. Die Männer begannen aufgeregt miteinander zu sprechen.
    Einen Bogenschuß von der aufragenden Wandung der Nullora entfernt erstreckte sich ein Steg aus wuchtigen Bohlen, kreuzweise zusammengebundenen Balken und waagrecht verlegten Rundhölzern etwa einen Steinwurf weit ins Wasser hinaus. Backbords an seinem Ende ankerte das riesige Schiff.
    Die Buchstaben im Heck bestanden aus silbern schimmerndem Metall und fingen das Sonnenlicht ein.
    Luxons kleines Schiff drehte bei. Das Segel fiel, und mit ein paar Riemenschlägen schob sich das Boot an den Steg heran. Einige calcopische Krieger tauchten am Ende der knarrenden Holzplanken auf und schlangen die Knoten der Taue um die Bohlen.
    »Wir warten auf euch«, erklärte einer von ihnen mürrisch. »Wir werden euch Quartier zuweisen.«
    Das kleine Schiff schwankte im Schatten der Galeere. Die Nullora war ein wirklich beeindruckendes Schiff. Die Planken waren massiv, der Bug war mit Eisen und grünspanigem Metall verstärkt und trug eine Art Rammsporn; mehr wie eine geschärfte Beilschneide geformt, die hoch aus dem Wasser herausragte. Die Reling war ebenfalls mit Metall verstärkt und zeigte schmale Schlitze, aus denen Bogenschützen

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