Der unsichtbare Killer
einen Blick auf die antike Uhr und biss bestürzt die Zähne zusammen. 7:48 Uhr. An einem Sonntag!
»Ich hole es«, bot Jevon begeistert an.
Saul gab sich Mühe, bei dem Gedanken an das letzte Mal, als sein Sohn sich bemüht hatte, Mom und Dad das Frühstück ans Bett zu bringen, nicht zu zittern. »Ist schon okay, wir schaffen das. Du musst dein Board noch überprüfen und die Strandtaschen packen.«
»Ist schon alles fertig!«
»Du wirst trotzdem warten müssen«, sagte Emily. »Es ist noch zu früh. Wir gehen später los, in Ordnung? Das ist ein versprochenes Versprechen.«
Jevon zog sein Das-ist-das-Ende-der-Welt-Gesicht, aber er akzeptierte die Regel seiner Mutter. Wenn Saul ihm auftrug, etwas zu tun, gab es immer eine Auseinandersetzung. So musste es wohl zwischen Vätern und Söhnen sein, vermutete Saul, aber es wurde allmählich anstrengend.
Saul zog einen Bademantel an und ging zur Küche, wo die Reste eines hastig verspeisten Frühstücks der Kinder noch auf dem Tisch standen. Emily bereitete die Croissants und Kaffee vor, während er das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine räumte.
»Ihr müsst nicht warten, bis ich zurück bin«, sagte Saul, als sie mit ihrer leichten Mahlzeit auf die kleine von Kletterpflanzen geschützte Veranda vor den gläsernen Schiebetüren der Küche gingen.
Emily baute sich vor ihm auf, als sie das Tablett abgestellt hatte. Sie war immer ein irgendwie leicht Furcht erregender Anblick. Sie war barfuß locker 1,83 Meter groß, während er es gerade auf 1,75 brachte.
»Es ist Sonntag«, nörgelte sie, in einem Ton, den Isadora jetzt benutzte, wenn sie sich darüber beklagte, wie ungerecht das Universum war. Clara fing auch schon an, es zu übernehmen.
»Großer Tag für uns«, entgegnete er wie immer.
»Ich weiß«, seufzte sie und setzte sich neben ihn.
Es war nicht gerade ein schlechter Start für einen Sonntag, mit einer herrlichen jungen Frau an einem weiteren wolkenlosen tropischen Morgen draußen zu frühstücken, wie er zugeben musste. Die Veranda war in eine Ecke ihres Häuschens eingelassen und bildete eine perfekte Falle für die Morgensonne. Zwei Seiten wurden von weißgetünchten Betonwänden gebildet, während die beiden anderen den Blick auf den nur fünfzig Meter entfernten Strand freigaben. Die Ringe von St Libra wanderten über dem glänzenden, unruhigen Meer am Himmel entlang. Balken, die die Veranda verstärkten, waren mit einem Gewirr aus terrestrischer Heckenkirsche und einheimischen Aquelranken überzogen – Letztere, weil die dunklen, glänzenden Blätter Schatten spendeten, und Erstere, weil die Blumen so schön dufteten.
Während er seinen Kaffee trank, konnte er hören, wie die Wellen hinter den mit fedrigem Schilf bewachsenen niedrigen Dünen gegen den schönen, hellen Sandstrand platschten. Ohne einen einzelnen riesigen Mond fehlten St Libra die Gezeiten, die die Ozeane der Erde bewegten, aber miteinander erzeugten die kleinen Schäfermöndchen und einige gesunde Ozeanwinde immer mal wieder ein paar anständige Wellen. Der Strand, an dem sich Camilo Village befand, hatte an den meisten Tagen eine gute Brandung. Isadora war bereits eine geübte Surferin, und Jevon war entschlossen, es seiner großen Schwester nachzumachen, während die kleine Clara vorzüglich im Bodyboarding war. Saul war gern am Strand; er plantschte dann mit der ganzen Familie im Wasser herum, erwischte auch gelegentlich eine gute Wellenröhre und konnte sogar das Gleichgewicht halten, und danach gab es Barbecue zu Mittag. Clara mochte immer noch Sandburgen, während Jevon tat, als wäre er dem entwachsen, und zugleich mit einem Spaten mitmachte.
»Alles okay?«
Saul schüttelte den Kopf und lächelte seine Frau an. »Sicher.«
»Du wirkst irgendwie abwesend.«
Er warf dem von Ringen beherrschten Himmel einen schuldbewussten Blick zu, aber im Augenblick war keines der riesigen, dunklen HDA-Flugzeuge über ihnen zu sehen. »Es ist nur dieser Quatsch über die Expedition, weiter nichts.«
»Warum machst du dir Sorgen? Du denkst doch nicht wirklich, dass es eine empfindungsfähige Spezies da draußen in der Wildnis gibt, oder?«
»Nein. Natürlich nicht. Es ist dumm, es ist nur die Unterbrechung, mehr nicht. Und die Menge an Bioil, die sie brauchen und die der Stadt vielleicht bald fehlen wird. Wir haben nicht so viele Algenfelder, und es ist ja nicht so, dass wir welche von Highcastle importieren könnten.«
Emily warf ihm einen neugierigen Blick zu. Sie wedelte
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