Der unsichtbare Killer
mit einer Hand lässig zum hohen Schrägdach des Hauses. »Wir haben ein photovoltaisches Dach, das mehr Strom erzeugt, als wir verbrauchen. Die Autos haben zusätzliche Batterien für die Treibstoffzellen, die ausreichen, um uns zur Schule oder zum Laden zu bringen, und wir können sie hier wieder aufladen, wenn die Tanks wirklich trocken sein sollten. Also, was ist dein Problem?«
Er zuckte mit den Schultern. »Unsere Wirtschaft. Sie könnte den Bach runtergehen. Die Farmen brauchen Bioil, wie du weißt. Traktoren laufen nicht mit Batterien – sie laufen mit Hochleistungs-Brennstoffzellen – und viele von ihnen haben Motoren, die mit Biodiesel fahren.«
»Sag mir nicht, dass du das gerade gesagt hast. Das ist doch reines Establishment-Gequatsche. Ich mach mir schreckliche Sorgen um die Wirtschaft. Der Markt liegt am Boden, wissen Sie. Denken Sie, wir sollten vielleicht die Zinsraten ändern, alter Freund? «, spottete sie.
»Autsch!«
»Tut mir leid, aber … komm schon. Es ist aufregend für die Kinder. Jevon möchte zum Flughafen fahren und die Flugzeuge sehen, besonders die großen SuperRocs.«
»Möchte er das?«
»Er ist elf! Und es sind große Brocken glänzender Maschinerie, die über seinem Kopf durch die Luft brummen und helfen, im Dschungel verborgene Außerirdische aufzuspüren – was sonst könnte er sehen wollen?«
Saul hätte fast gesagt die Brandung , aber damit hätte er die Auseinandersetzung nur verschärft, und sie würden beide störrisch auf ihren Standpunkten beharren und sich verteidigen, wie sie es immer taten, wenn sie stritten. Und das wäre nicht klug. Nicht um diese Uhrzeit an einem Sonntagmorgen. »Ich gehe vielleicht heute Abend mit ihm los, wenn es einen SuperRoc-Flug gibt. Der Flughafen müsste irgendwo im Transnet einen Flugplan veröffentlicht haben.«
»Es wird nett für euch beide werden. Es überrascht mich, dass du nicht längst draußen warst, es ist immerhin die größte Sammlung von Spielzeug für Jungen, die wir hier jemals erleben werden.«
»Militärscheiß interessiert mich eigentlich nicht.«
»Hmm.« Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
Er lächelte, als ob er seine Niederlage einräumte und das Zugeständnis machte, dass sie wie immer recht hatte – das Geheimnis einer erfolgreichen Ehe.
Vierzig Minuten später war er in Jeans und ein graues Sweatshirt gekleidet und bereit, zur Arbeit aufzubrechen. Emily trug einen lavendelfarbenen Strandanzug; sie war bereit für die Wellen und die Sonne. Der Anzug war hauteng, und sie sah darin absolut phantastisch aus. Sie grinste, als sie seinen Blick auffing, und gab ihm einen langen Kuss. »Komm bald zurück«, zog sie ihn auf.
»Sicher.« Er umarmte die Kinder kurz. »Seid nett. Und tut, was eure Mutter sagt. Vergesst nicht, dass die Wellen nicht euer Freund sind.«
»Ich werde nett sein, Daddy«, versprach Clara feierlich.
»Ja, ich auch«, schrie Jevon, während er mit dem Board in den Händen rauslief.
»Tschüss, Dad«, lächelte Isadora.
»Tschüss.« Saul sagte absolut nichts über den blau-und-pinkfarbenen Bikini, den sie trug. Absolut gar nichts, denn es gab nicht viel, über das er etwas hätte sagen können. Die Ford-Rohan-Limousine öffnete die Fahrertür, als er sich näherte, und er stieg ein. »Bring mich zum Laden«, sagte er zu der Automatik.
Die Brennstoffzellen fuhren hoch, als die Garagentür aufging, und die Automatik steuerte den Rohan ins helle Sonnenlicht hinaus. Isadora würde ein T-Shirt anziehen, wenn sie zum Surfen ging, was gut war. Und sie wusste auch, dass sie eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor auftragen sollte, bevor sie anfing, eine Ewigkeit damit zu verbringen, die richtige Bräune zu bekommen. Er sagte sich, dass es keine Rolle spielte, weil nicht viele Leute den Strand benutzten, hauptsächlich die Familien aus den anderen Häusern. Aber zu der Gruppe von Freunden, mit denen sie nach der Schule und an den Wochenenden zusammen war, zählten inzwischen mehr und mehr Jungen.
Saul seufzte, als der Rohan von der nach Camilo Village führenden Zufahrtsstraße auf die Rue du Ranelagh einbog, die ihn direkt in die Altstadt bringen würde. Isadora und die Jungs sollten ihm keine Sorgen machen, sagte er sich, aber selbst jetzt war es ihm noch nicht ganz gelungen, sich von seiner ehemaligen jüdischen Herkunft in Boston zu befreien. Er konnte noch immer den größten Teil der strengen Lektionen von Rabbi Lavine über die Heiligkeit der Ehe und die fundamentale
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