Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Insekten auszugleichen. Natürlich schüttelten sich viele Pflanzen oder zitterten oder warfen Samen ab wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. In der botanischen Unterweisung, die sie alle erhalten hatten, wurde beispielsweise vor den Pfefferschuss-Büschen gewarnt, die eine Sporenwolke aushusteten, die wie Pfefferstaub wirkte und der menschlichen Haut erheblichen Schaden zufügen konnte.
    Sonnenlicht schimmerte auf dem langen, gewundenen Gewässer, das am einen Ende von einem Fluss genährt wurde und am anderen in einem breiten, sechs Kilometer entfernten Sumpf versackte. Der Haufen schwarz-silberner Ziegel, bei dem es sich um die Qwik-Kabinen der Expedition handelte, die sich oberhalb des Seeufers befanden, wirkte irgendwie unpassend in der allgegenwärtigen Buntheit von St Libras opulenter Flora. Zwei Berlin-Helikopter standen neben den Unterständen. Legionäre patrouillierten an der lockeren Grenze des Lagers, zu der auch ein achtzig Meter langer Streifen aus nackter Erde gehörte, der von einem einzigen Bulldozer geschaffen worden war.
    Wolken wanderten bereits über den Himmel, als Ravi die Berlin am Ende des Mini-Rollfelds herumschwenkte und dort in der Luft schweben ließ. HDA-Ingenieure huschten unter den großen Helikopter und hielten ihre Sonnenhüte fest, damit der Abwind sie nicht davonwehte. Der ranghöchste Ladeoffizier half ihm, runterzugehen, bis die Walze den Boden berührte. Tork löste die Kabel und wurde dafür mit ein paar Daumen der Bodencrew belohnt. Ravi schwebte davon und suchte einen Platz zum Landen.
    Später, wenn er sich etwas erholt hatte, würde er beim Ausladen der restlichen Ausrüstung und Waren helfen, die die Berlin zusammen mit frischen Nahrungsmitteln mitgebracht hatte. Die Burger und Würstchen konnten sie am Abend grillen, während sie einen tropischen Sonnenuntergang ohne die üblichen Insektenangriffe genossen, die die meisten transstellaren Welten heimsuchten. Als er den großen Helikopter landete, sah er, dass die gegenläufigen Rotorblätter der geparkten Berlins sich zu bewegen begannen, während die Turbinen angelassen wurden. Die anderen Crews waren erpicht darauf, noch in die Luft zu kommen, bevor der Sturm richtig über Edzill eintraf. Die Crews hatten bestenfalls noch sieben Stunden Tageslicht zur Verfügung, und da sie zum Nachtanken unterwegs auch noch ein Rendezvous mit einem Daedalus-Tankflugzeug haben würden, würde es längst dunkel sein, wenn sie in Abellia ankamen. Ravi lächelte anerkennend – denn das bedeutete eine weitere Vorführung des Könnens der Piloten.
    Er drosselte die Turbinen und initiierte die Abschaltsequenz. Regentropfen klatschten auf die vorgewölbte Frontscheibe des Cockpits. Es begann dunkel zu werden, da die wirbelnden Wolken die Sonne bereits verbargen. Morgen würde er hier sitzen und warten, dass der nächste Berlin-Flug ankam, damit er selbst wieder zurückkehren konnte. Auf diese Weise hatte er die Möglichkeit, sich mehrere Stunden lang umzusehen und ein Gefühl für das Gebiet zu bekommen. Vielleicht würden die Ingenieure ihm sogar erlauben, eine ihrer Walzen da draußen zu fahren. Es war eine großartige Zeit, um zu leben.

Sonntag, 3. Februar 2143
    Die Halbinsel Abellia hatte angeblich so viele Buchten, wie es Tage im Jahr gab – allerdings musste man großzügig sein, was die Definition einer »Bucht« betraf, und es war eine Frage, welchen Planeten man bei dem Jahr zugrunde legte …
    Die Bungalows von Camilo Beach waren einfache Gebäude, die in den niedrigen Dünen zwischen dem Strand und der Rue du Ranelagh kauerten, einer Schnellstraße mit zwei Fahrbahnen, die am unteren Teil des Hangs entlangführte. Die Gebäude bestanden aus weißem Beton und großen Glastüren, die sich zu hübschen Veranden und Sandflächen hin öffneten, sodass ein leichter Zugang zum Strand gewährt wurde. Es war eine nette Gemeinschaft, die von Beginn an für die Familien der aufblühenden Mittelschicht von Abellia gedacht war: für die unabhängigen Geschäftsleute und Angestellten, deren Verträge längst ausgelaufen waren, die sich aber dennoch entschieden hatten, zu bleiben.
    Als Saul Howard aufwachte, schien das helle Licht des Sirius durch die Lücke am unteren Ende der Jalousie. Eine Weile lag er einfach nur da und genoss die stille Trägheit, die seinem Geist erlaubte, durch warme, angenehme Vorstellungen zu wandern. Von irgendwo weiter drinnen im Bungalow drangen gelegentlich ein Poltern und Worte zu ihm, was bedeutete, dass die

Weitere Kostenlose Bücher