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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ravi da zu schlucken gab.
    Es war ein schlimmer Gedanke, wie er sehr wohl wusste, aber Ravi wollte, dass jeder Tag ein Zanthschwarm-Tag war, der ihm erlaubte, den Feind mit D-Bomben zu beackern, die er abwarf, die er inmitten der schrecklichen Risse in der Raumzeit detonieren ließ. Der größte Macht-Trip des Universums.
    Aber selbst er musste zugeben, dass diese verrückte Expedition ziemlich heiß war. Ein guter Schwanengesang für seine Karriere.
    Der außerirdische Dschungel zog sich in alle Richtungen bis zum Horizont, eine üppige, gräulich-blaue Vegetation, die sich an jeden Berg und jede Schlucht klammerte. Die Pflanzen besaßen eine einzigartige Vitalität und verstopften die Nebenflüsse, bis sie zu Sümpfen wurden, und bildeten an den tieferen, schneller fließenden Flüssen klippenähnliche Ufer. Der Dschungel war unbarmherzig und allmächtig. Riesige, palmenähnliche Bäume wuchsen in die Höhe, einige ragten wie grüne Spieße, die nur darauf warteten, dass die Berlin einen Fehler machte, dreißig bis vierzig Meter über das eigentliche Blätterdach hinaus. Schlingpflanzen schmückten die tiefen Klüfte steiler Schluchten. Blasenbüsche, ein pinkfarbenes Gestrüpp, das in Gruppen in jedem sumpfigen Gebiet wuchs, drängten sich in die Falten, welche die Bergseiten zerknitterten, und in denen von Nebel umwehte Bäche in die Tiefe rannen. Wasserfälle spuckten weiße Gischt von Felsvorsprüngen, stürzten eine Ewigkeit hinunter in tiefe Teiche. Dicke, ausgefranste Wolkenzöpfe mäanderten an den Tälern entlang und um die Gipfel herum. Weiter im Westen erhob sich das Land zu einem gewaltigen Massiv, das dahinter ein sogar noch zerklüfteter wirkendes Plateau hervorbrachte. Vieles davon hatte noch keinen Namen – wer hatte für so etwas auch die Zeit?
    »Mann, das ist vielleicht eine verfluchte Buschwelt«, sagte Tork.
    Ravi nickte. Er begriff, was Tork meinte. Derart tief und langsam über ein Land zu fliegen, das noch kein Mensch zuvor gesehen hatte und wahrscheinlich auch nie mehr einer sehen würde, schärfte sein Bewusstsein dafür, wie weit sie von der Zivilisation entfernt waren. Aber was noch wichtiger war: Es zeigte ihm, wie weit weg sie von jedweder Hilfe waren, sollte etwas schiefgehen. Zur Expedition gehörten ein paar Sikorsky CV-47 Swallows, und eine davon war ein vollständig ausgestatteter Rettungshubschrauber. Aber selbst Ravi fragte sich, wie nützlich sie tatsächlich sein würden, wenn es darum ging, aus dieser abgelegenen grünen Wildnis Unfallopfer zu bergen.
    Ihre einzige Kommunikation hier draußen wurde über Relais-Pakete in den sechs E-Ray ALFs (Autonome Luft-Fahrzeuge) geleitet, die in großer Höhe in engen Mustern über der Kluft zwischen Abellia und Edzell herumbummelten. Es hatte vier Tage gedauert, die E-Rays zu positionieren, die seither damit begonnen hatten, Vorab-Scans zu liefern, die grundlegende Topographie herauszuarbeiten und nach den Geländeformationen zu suchen, die sie brauchten.
    Eine zwei Kilometer große flache Zone, dicht an einem Gewässer gelegen und mit niedrigem Gebüsch bewachsen, war verhältnismäßig leicht gefunden worden. Ein paar Berlins waren hinausgeflogen, um vorläufige Lagerausrüstung und – zusammen mit einem ganzen Trupp Legionäre zu ihrem Schutz – eine Abteilung Ingenieure abzusetzen. Bei keinem der Evaluierungs-Flüge waren irgendwelche außerirdischen Wesen entdeckt worden, nicht einmal Insekten, aber Major Griffin Toyne, der Anführer der Expeditionssicherheit, ging kein Risiko ein. Sie waren hier, um möglicherweise feindselige Außerirdische zu finden, und er wollte nicht, dass die Außerirdischen zuerst die Expedition fanden.
    Nachdem Ravi acht Stunden geflogen war und er zu viel Vertrauen in das Trägheitsnavigationssystem gesetzt hatte, um sich noch so richtig wohl zu fühlen, sah Ravi den See. Er lag in einem weiten, sanften Tal, das der Dschungel nicht erobert hatte; nur ein paar Bullpeitschen-Bäume standen im schmächtigen amethystfarbenen Gras. Das waren wohl die Bäume, die er von der ganzen faszinierenden Zebra-Botanik von St Libra am liebsten mochte. Sporen wuchsen an der Innenseite der aufgerollten Zweige, dunkle, nussähnliche Knöllchen. Wenn die Knöllchen reif waren, entrollten sich die aufgerollten Zweige schlagartig wie eine gelöste Feder und schleuderten sie weit in die Umgebung. Es war einer der interessanteren Mechanismen, die die Evolution von St Libra entwickelt hatte, um den Mangel an Vögeln und

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