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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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herumgekrabbelt war und die Kunden mit ihrem unverschämten Lächeln bezaubert hatte. Jetzt gehörte ihm ein richtiger Laden. Zwei Drittel des langen, einstöckigen Gebäudes aus weißem Beton waren der Strandkleidung vorbehalten, einer Mischung aus Designer-Labels und angemesseneren Sachen. Emily war für das Sortiment verantwortlich; die kurze Zeit, die sie in der Modeindustrie auf New Washington verbracht hatte, hatte ihr den richtigen Blick für das verschafft, was gut aussah und was sich hier verkaufen ließ. Die Kleidung erwirtschaftete Jahr für Jahr einen netten Profit.
    Sauls Teil des Geschäftes bezog sich auf das verbleibende Drittel des Ladens sowie den gesamten hinteren Raum. Dass er so viel über Surfen und Boards wusste, verblüffte ihn immer noch, aber obwohl ihn das Surffieber erst ziemlich spät in seinem Leben befallen hatte, war die Hingabe keine, die er einfach loswerden konnte – und das wollte er auch gar nicht. Also versorgte er andere Enthusiasten mit Surfboards und erteilte denjenigen Lehrstunden, die andere so mühelos über die Wellen hatten gleiten sehen und irrtümlich glaubten, sie könnten es genauso gut. Im Schaufenster standen verschiedene Boardtypen, aber im Hinterzimmer gab es zwei hochmoderne 3D-Printer und fünf Tanks mit speziellem Rohmaterial. Dies gestattete Saul, jede Art von Board herzustellen, die im Transnet gelistet war, und das waren Zehntausende. Er hatte sogar selbst ein paar entworfen, die für die sanfteren Gewässer von St Libra besser geeignet und sehr beliebt waren.
    Pelli ging hinein und begann, die holographischen Aufkleber auf den gestern geprinteten Boards zu begutachten und nachzusehen, ob sie über Nacht richtig festgeklebt waren, während Natasha ihre Tasche in dem kleinen Raum für die Angestellten deponierte, der auch als Lager diente. Saul wies das Netzwerk des Ladens an, die Sicherheitsgitter zu öffnen. Angesichts der unbedeutenden Verbrechensrate hielt er das immer für Zeitverschwendung, aber die Versicherungsgesellschaft bestand darauf. Während sie hochrollten, warf er einen Blick auf die verglaste Sandsteinpromenade. Es waren noch nicht viele Leute unterwegs, da die Läden und Buden gerade erst öffneten. Ein paar frühe Schwimmer waren im Wasser, und Familien mit sehr kleinen Kindern bauten mit Handtüchern und Sonnenschutz ihr Lager im Sand.
    Drei Leute gingen die Promenade entlang und blieben vor dem Hawaiian Moon stehen, starrten an den Mannequins in Regenbogen-Sarongs und nass wirkenden Badeanzügen vorbei ins Innere. Als Saul sie erkannte, bekam er einen hässlichen Schock. Er wusste nicht, wer die Frau mit den bis auf die Hüften fallenden Rastalocken war, aber die anderen beiden … Es war fünfzehn Jahre her, seit er Duren gesehen hatte. Der Mann war doppelt so breit wie Saul, und nichts an seinem wuchtigen Körper war Fett. Die pechschwarzen Haare waren jetzt dünner und mit einem silbernen Band zu einem winzigen Pferdeschwanz zusammengebunden; um seine Augenlider gab es ein paar feuerrot schimmernde Dämonenaugen-Tätowierungen. Ansonsten sah er aus, als wäre die Zeit spurlos an ihm vorübergegangen. Der andere Mann war ein North, der ein schlichtes weißes Hemd und grüne Shorts trug und abgetragene Ledersandalen an den schmutzigen Füßen hatte. Saul wusste genau, welcher North das war. Nur ein einziges Mitglied der Klonsippe hatte einen ergrauenden Bart, der ihm halb bis zum Bauch reichte; das und seine Kleidung ließen ihn wie einen verrückten Prediger-Propheten wirken, eine Analogie, die man besser nicht laut aussprach.
    Die drei betrachteten ihn, ohne sich zu bewegen. Es war so furchteinflößend, wie es vermutlich gedacht war.
    »Pelli, Nat, geht einen Kaffee trinken«, sagte Saul.
    »Aber ich habe doch gerade erst –«, begann Natasha.
    »Keine Diskussion, geht einfach. Ich rufe euch, wenn ich euch hier wieder brauche. Auf meine Rechnung, schon klar.«
    Sie runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die drei reglosen Gestalten draußen. Ihre Verwirrung beschwor eine ganze Reihe Fragen herauf.
    Saul gab Pelli ein drängendes Zeichen.
    »Komm schon, Schätzchen«, sagte Pelli und schob sie zur Tür. Argwöhnisch ließ Natasha sich wegführen.
    Saul wies das Smartnet des Ladens an, die Vordertür zu öffnen. Die Türriegel klickten laut. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren klang das Öffnen des Geschäfts nicht verheißungsvoll.
    Duren trat als Erster ein. Für einen Menschen seiner Größe bewegte er sich sehr leichtfüßig.

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