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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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In den Büschen.«
    Jetzt grinste er wieder. »In den dichten Büschen da?«
    »In den dichten Büschen abseits des Pfades, durch die niemand sehen kann.«
    »Könnte gefährlich sein.«
    »Sehr gefährlich. Sie sehen ziemlich stachelig aus, finde ich.«
    »Ich habe ein Handtuch.«
    »Ich auch. Sollen wir der Sache nachgehen?«
    »Ich denke, das sollten wir tun.«
    Sie verließen den zum See führenden Pfad und fingen an zu laufen. Als sie bei den Büschen und den Thinthillow-Bäumen angekommen waren, lachten beide. Angela kämpfte sich durch die dichten Zweige aus Hayneblatt und sorgte dafür, dass die malvenfarbigen Samenkapseln aufbrachen; die rötlichen schraubenähnlichen Spiralen schwirrten in kleinen Bögen heraus.
    Im Innern des Gebüschs befand sich ein flaches Stück Erdboden. Sie sanken auf die Knie und küssten sich drängend. Angela hob die Arme und ließ sich von ihm das T-Shirt ausziehen. Dann war ihre Hand in seiner Drillich-Hose, und sie spürte seinen Schwanz steif werden.
    »Ich bin oben«, sagte sie.
    »Jawohl, Ma’am.«
    »Nenn mich noch einmal Ma’am, und du bist tot.« Sie drückte ihn nach unten und setzte sich breitbeinig auf ihn. Sirius schien auf sie herunter, ein strahlender Punkt, der das riesige Kobalt-Imperium des St Libra-Himmels beherrschte. Es fühlte sich herrlich heiß auf ihrer nackten Haut an, krönte ihren Körper. Sie schwelgte in dem Moment, schwelgte in der strahlenden Hitze, schwelgte auch in der anderen Hitze, die davon herrührte, dass sie endlich wieder einen Mann in sich hatte, schwelgte schließlich darin, hier zwischen den Bäumen und Büschen zu sein, in der freien Wildnis. Hier begann ihr neues Leben, der Beginn ihres Gegenangriffs. Nach Abellia mit all seinem Reichtum und dem oberflächlichen Glanz zurückzukehren, hatte zu viele Erinnerungen geweckt, die sie an das fesselten, was sie gewesen war. Aber hier draußen im Dschungel war alles vollkommen anders als jemals zuvor.
    Fünf Freundinnen wohnten im Jahr 2121 in Bartrams Herrenhaus. Angela hatte versucht, sie emotional genauso auf Distanz zu halten, wie Bartram es bei ihr tat. Sie sah sich und die anderen eher als Kolleginnen und hatte nicht vor, irgendwelche Freundschaften aufzubauen. Bei Olivia-Jay war das gar nicht so einfach. Sie hatte ein sonniges Gemüt, das ständig auf Hochtouren lief. Angela vermutete, dass all die Überschwänglichkeit eine tiefere Unsicherheit oder ein geringes Selbstwertgefühl verdeckte. Aber wenn es eine Maske war, wenn Olivia-Jay wirklich verabscheute, was sie tun musste, so ließ sie sich das zu keiner Zeit anmerken. Es war also schwer, sie von sich fernzuhalten, und nach einer Weile war es Angela egal. Wie sich herausstellte, war es ganz nützlich, Olivia-Jay als Freundin zu haben.
    Sie ließen sich am Morgen von der Automatik des Jaguars in die Stadt bringen. Erst eine Stunde vorher hatte es geregnet, und sie fuhren mit geschlossenem Dach, um den Sprühregen fernzuhalten. In weiteren dreißig Minuten würde das strahlende Sonnenlicht von Sirius auch die letzte Feuchtigkeit weggebrannt haben. Angela konnte bereits sehen, wie Dampf vom Asphalt aufstieg.
    »Ich habe gestern Abend mit Meshean gesprochen«, sagte Olivia-Jay, als sie auf die Rue de Montessuy einbogen, die sie durch das Osuan-Tal fast direkt bis zur alten Stadt bringen würde.
    »Ja?« Angela war nicht sonderlich interessiert; Meshean war eine ihrer Vorgängerinnen gewesen, die das Herrenhaus ein paar Monate zuvor verlassen hatte.
    »Sie studiert jetzt Geschichte und Politik an der Istanbul University.«
    »Das ist toll. Schön für sie.«
    »Glaubst du, dass du zum Imperial College zurückgehst?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht.«
    »Oh. Aber wenn du zur Erde zurückkehrst, wirst du genug Geld haben, um ordentlich leben und studieren zu können.«
    »Ja.« Angela lächelte das Mädchen an. Olivia-Jays Problem war, dass sie wirklich an Happy-Ends glaubte. Sie hatte so viele Pläne, was sie später mit dem Geld machen wollte. Ihr mittelständischer Hintergrund trat nie deutlicher zutage als in diesen Momenten, wenn sie sich in Tagträumen über ihre Zukunft in zehn Jahren erging: sich auf einer neuen Welt niederlassen, heiraten und fünf Kinder bekommen. Das waren die Augenblicke, in denen Angela ihre eigene Maske aufsetzen und sich verschließen musste, um nicht einen Schwall verächtlicher Bemerkungen über derart spießige Illusionen von sich zu geben. Olivia-Jay war viel

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